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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zog seine Pistole. Die Waffe würde ihm herzlich wenig nutzen, aber ich sagte nichts dazu.
    Meine Gedanken rasten. Ich wusste jetzt, womit wir es zu tun hatten, und ich hatte zumindest eine Ahnung, was diese Kreaturen hier wollten – aber nicht die mindeste Vorstellung, wie wir aus dieser Falle entkommen sollten. Es war nicht das erste Mal, dass ich den protoplasmischen Dienerwesen der GROSSEN ALTEN gegenüberstand, aber selten war meine Lage so aussichtslos gewesen wie jetzt. Wäre der Überfall in Viktors Haus nicht gewesen, hätte ich vielleicht versucht mein magisches Erbe einzusetzen, um die Kreaturen zu vernichten, aber ich wagte es nicht. Was immer es war, das in mir schlummerte, es hatte sich in den mehr als fünf Jahren meines Schlafes … verändert. Auf eine Weise, die ich nicht verstand, die mich aber mit einer schier grenzenlosen Furcht erfüllte. Ich wusste jetzt mehr denn je, dass ich diese furchtbaren Gewalten vielleicht entfesseln, möglicherweise aber nie wieder würde bannen können, wenn ich mich ihrer noch einmal bediente. Vielleicht wäre ich das Risiko trotz allem eingegangen, denn nichts konnte schlimmer sein als das Schicksal, das mich erwartete, wenn ich in die Hand der GROSSEN ALTEN fiel, aber ich war nicht allein. Irgendetwas sagte mir, dass ich zumindest indirekt die Schuld am Tode von Shorty und Jack trug, und es war schwer genug, mit dieser Last zu leben.
    Langsam, aber auch unaufhaltsam, kamen die Shoggoten näher. Ihre Zahl war nicht zu erkennen; manchmal schienen es nur einige wenige, dann wieder schien der ganze Boden zu kriechendem, schwarzem Leben erwacht zu sein; ich konnte nicht einmal sagen, ob es wirklich mehrere Geschöpfe waren, oder vielleicht nur Teile einer einzigen, gigantischen Kreatur, die sich aufgespalten hatte, um das Haus von allen Seiten zu umschließen. Auch die Shoggoten in Viktors Haus hatten sich nach Belieben zusammengeschlossen und wieder geteilt. Ich hatte bisher nicht einmal gewusst, dass die Kreaturen dazu in der Lage waren, aber ich begann zu begreifen, dass es offensichtlich eine Menge gab, was ich noch nicht über diese Geschöpfe wusste.
    »Wir müssen raus hier«, sagte ich gehetzt. »Schnell!«
    »Und wie?«, flüsterte Matt. In seinen Augen flackerte der beginnende Wahnsinn.
    Meine Gedanken rasten. »Sie wollen mich«, sagte ich hastig, »nicht euch. Vielleicht kann ich sie ablenken.«
    »Damit sie Sie umbringen und wir tatenlos dabei zusehen?« Matt schüttelte den Kopf, aber ich schnitt ihm mit einer entschlossenen Geste das Wort ab.
    »Ihr könnt überhaupt nichts tun«, sagte ich. »Shorty und Jack sind bereits tot. Wollt ihr auch sterben?«
    »Shorty ist –«, begann Matt und brach mit einem überraschten Keuchen ab, als ich ihn blitzschnell an der Schulter packte und zurückriss.
    Ich hatte die Bewegung mehr erahnt, als ich sie wirklich gesehen hatte, und trotzdem kam meine Reaktion beinahe zu spät. Ein dünner, glitzernder Strang schoss aus dem Morast hervor, züngelte wie eine Peitschenschnur nach Matts Gestalt und verfehlte ihn um Haaresbreite. Winzige Gesteinssplitter flogen uns entgegen, als er dort gegen einen Mauerrest klatscht, wo sich Matts Gesicht befunden hätte, hätte ich ihn nicht zurückgerissen. Atzender grauer Rauch stieg aus dem Mauerwerk empor.
    Matts Gesicht verlor alle Farbe. Der Peitschenarm zog sich zurück, wobei er eine verbrannte Spur auf dem Stein hinterließ, aber überall vor uns begann nun der Schlamm zu brodeln. Matt versuchte nicht noch einmal mir zu widersprechen, als ich ihn wortlos an der Schulter ergriff und vor mir herstieß.
    Wir liefen den Weg zurück, den wir gekommen waren, obwohl wir wussten, wie sinnlos es war. Es mochte ein Dutzend Möglichkeiten geben, die Ruine zu verlassen, aber die Ungeheuer waren überall. Sie brauchten sich nicht einmal zu beeilen. Allein das schlechte Wetter sorgte schon dafür, dass niemand bemerkte, was hier vorging. Und selbst wenn – was hätte er schon tun können?
    Wir erreichten die Halle und Thomas blieb mit einem erschrockenen Keuchen stehen.
    Der schuttübersäte Boden war zu schwarzem Leben erwacht. Das schwarz-weiße Muster des Mosaiks war verschwunden; an seiner Stelle brodelte ein schimmernder schwarzer See. Dünne, zitternde Ärmchen streckten sich aus seiner Oberfläche, wie die Gliedmaßen ertrinkender Urzeittiere aus einer Teergrube, und hier und da gewahrte ich einen pulsierenden schwarzen Klumpen, der vergeblich versuchte sich zu einem Körper zu

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