Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
antwortete nicht, sondern blickte nur schweigend hinaus, aber Matt und ich sahen auch so, was er meinte.
    Es war der Garten.
    Der Regen hatte noch an Heftigkeit zugenommen. Die Wassermassen stürzten jetzt in grauen, von einem heulenden Wind fast waagerecht über die Straßen gepeitschten Schleiern zu Boden und die Straße hinter dem verrosteten schmiedeeisernen Zaun schien sich in einen tobenden Fluss verwandelt zu haben, dessen gegenüberliegendes Ufer nicht mehr zu erkennen war. Aber der Garten hatte sich verändert, auf eine furchtbare, im ersten Moment kaum zu beschreibende, aber unübersehbare Weise.
    Er war noch immer bar jeden Lebens, ein gewaltiger, schlammig brauner Morast, in den die vom Himmel stürzenden Wassermassen die Illusion von Bewegung zauberten, und doch war etwas … da.
    Ich konnte es nicht mit Worten beschreiben und Matt und Thomas schienen ebenso wenig dazu in der Lage; aber sie registrierten die Veränderung ebenso deutlich wie ich. Ich sah die Angst auf Toms Gesicht und ich hörte, wie Matt scharf die Luft einsog.
    »Da hol mich doch der Teufel!«, stieß er hervor. »Was ist denn das?«
    Ich war nicht sicher, ob es so klug war, diese Worte auszusprechen. Wenn das das war, was ich vermutete, mochte sein Wunsch schneller in Erfüllung gehen, als er glaubte.
    Überall zwischen den verkohlten Baumstümpfen waren … Dinge erschienen.
    Schwarze, formlose Dinge, die mit Worten nur unzureichend zu beschreiben waren. Manche waren so groß wie ein Hund, andere winzig, über die Entfernung hinweg nur als Punkte zu erkennen, aber es gab auch Linien und unheimliche, zitternde Muster. Eines aber hatten all diese Erscheinungen gemein: Sie bewegten sich und sie bewegten sich auf uns zu. Ich konnte nur einen Teil des Gartens überblicken, aber ich wusste, dass der Anblick überall derselbe sein würde. Und endlich begriff ich die ganze Wahrheit.
    Die Ungeheuer dort draußen waren Shoggoten, wenn auch von einer Art, wie ich sie nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte. Es waren Wesen der gleichen Art, die Viktor überfallen und Shorty und Jack getötet hatten und denen ich zweimal nur mit knapper Not entkommen war.
    Und es war kein Zufall, dass sie immer wieder in meiner Nähe auftauchten …
    Ich versuchte es auf meine bisher fehlenden Erinnerungen zu schieben, aber die Erklärung überzeugte mich nicht einmal selbst – wieso hatte ich es nicht längst begriffen, dass diese Ungeheuer mich jagten? Und dass es kein Zufall gewesen war, dass das Netz, dessen flüchtige Berührung ausgereicht hatte, Shorty bei lebendigem Leibe zu verbrennen, mich unversehrt gelassen hatte?
    Die Ungeheuer wollten mich.
    Und sie wollten mich lebend.
    »Was ist das?«, fragte Matt noch einmal. Es war eine rhetorische Frage, auf die er keine Antwort erwartete, und so fuhr er überrascht zusammen, als ich hastig die Hand ausstreckte und ihn zurückhielt, als er an seinem Freund vorbeigehen und das Haus verlassen wollte.
    »Nicht«, sagte ich. »Gehen Sie um Gottes Willen nicht raus. Dieses Ding … würde sie töten!«
    Matt starrte mich an. Er versuchte zu lachen, um meinen Worten etwas von ihrem unheimlichen Klang zu nehmen, aber es gelang ihm nicht. Obwohl er nicht wissen konnte, mit was für einer Kreatur er es hier zu tun hatte, schien er doch die Gefahr instinktiv zu spüren, die von dem schwarzen Gewimmel draußen im Morast ausging.
    »Versuchen wir es hinten«, sagte Tom.
    Ich wusste, wie sinnlos es war, aber ich widersprach nicht, sondern schloss mich den beiden im Gegenteil an, als sie sich hastig umwandten und zur Rückseite des Hauses liefen.
    Wir verließen es nicht. Auch hier war der Morast zu brodelndem, schwarzem Schein-Leben erwacht und die Zeit, die wir gebraucht hatten, das Haus zu durchqueren, hatte den Ring sich bereits deutlich enger zusammenziehen lassen. Einige der schwarzen, formlosen Dinge, die sich dem Haus näherten, waren nur noch wenige Yards entfernt. Ich konnte jetzt erkennen, dass sie sich tatsächlich bemühten eine Form anzunehmen: Hier wuchs ein missgestalteter Kopf aus dem schwarzen Brodeln, dort ein Bein, vielleicht auch etwas, das ein Arm oder eine Klaue hatte werden sollen. Aber es gelang den Bestien nie, die Transformation zu beenden; die Pseudoglieder sanken so rasch in sich zusammen, wie sie entstanden. Etwas stimmte mit diesen Shoggoten nicht.
    »Mein Gott, was ist das?«, flüsterte Matt zum wiederholten Male. Seine Stimme zitterte und auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck nackter Panik. Er

Weitere Kostenlose Bücher