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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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her, sodass die Straßen nur so an uns vorüberflogen. Wir mussten sämtliche Verkehrsregeln, die jemals aufgestellt worden waren, übertreten haben und ich allein gewahrte drei Bobbys, die wütend gestikulierend hinter uns herrannten.
    Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass wir nicht von der Stelle kamen. Die Kutsche raste durch die Stadt, dass ich mehr als einmal ernsthaft befürchtete, sie könnte umstürzen oder mit einem anderen Fuhrwerk oder einem Fußgänger kollidieren, der nicht schnell genug aus dem Weg sprang, aber zugleich schien die Zeit auch stehen zu bleiben.
    Ich war fast sicher, dass wir zu spät kommen mussten.
    Hasseltime.
    Es gab nur diese eine Erklärung. So entsetzlich der Gedanke auch sein mochte – die Geschöpfe waren in Hasseltime gewesen, als er aus dem See gekommen war. Vermutlich war dies der einzige Grund für seine Rückkehr; und ebenso vermutlich waren die fünf Ungeheuer, die sich vom See aus auf den Weg nach Andara-House gemacht hatten, nicht die einzigen. Vielleicht hatte man sie sogar nur geschickt, um mich abzulenken.
    Vor meinen Augen stieg eine schreckliche Vision auf: Ich sah den Londoner Untergrund, der von einem Gewirr aus Hunderten und Tausenden von immer länger und immer größer werdenden Stollen durchzogen war, Armeen aus Milliarden und Abermilliarden der widerwärtigen kleinen Ungeheuer, die die Stadt aushöhlten, bis die Straßen unter dem Gewicht der Häuser einfach zusammenbrachen. Vielleicht war es längst zu spät, um das Unglück noch aufzuhalten.
    Nun, zumindest die Straße, die zum Gefängnis führte, war noch stabil genug, um das Gewicht des Fuhrwerkes zu halten. In rasendem Tempo näherten wir uns dem geschlossenen Tor des riesigen, festungsähnlichen Gebäudes. Erst im buchstäblich allerletzten Moment brachte der Kutscher sein Gefährt zum Halten und wir sprangen so hastig heraus, dass Cohen und Howard sich gegenseitig behinderten und der Inspektor um ein Haar von den Füßen gefegt worden wäre.
    Cohen vollbrachte ein weiteres Wunder, indem er uns mit nur wenigen Worten Einlass verschaffte – eine Prozedur, die normalerweise nicht unter einer Viertelstunde zu bewerkstelligen war. Aber damit hörte unsere Glückssträhne dann auch auf. Wir wurden eingelassen, aber unser Weg endete vor einer weiteren, verschlossenen Tür, an die Cohen eine kleine Ewigkeit lang vergeblich hämmerte, bis sich schließlich eine vergitterte Klappe darin öffnete. Eine übellaunige Stimme, die zu einem ebenso übellaunig dreinblickenden Gesicht gehörte, fragte: »Was gibt es denn? Wieso zum Teufel machen Sie hier einen solchen Lärm?«
    »Machen Sie auf, Mann!«, herrschte Cohen den Uniformierten an. »Ich bin Inspektor Cohen! Ich muss einen Ihrer Untersuchungsgefangenen sprechen. Sofort!«
    »Und wieso?« Der Mann machte keine Anstalten die Tür zu öffnen, sondern maß Cohen mit einem fast verächtlichen Blick. »Sie haben eine Vollmacht, nehme ich an?«
    »Zum Teufel, seit wann brauche ich eine Vollmacht, um einen Verdächtigen zu verhören?«, fauchte Cohen. »Machen Sie endlich auf! Es ist dringend!«
    Der Gefängnisbeamte kratzte sich am Kinn und maß Cohen mit einem neuerlichen, nicht sehr freundlichen Blick. »Ein Untersuchungsgefangener?«, fragte er.
    Cohen stand sichtlich kurz davor zu explodieren, aber bevor er noch mehr sagen konnte, um den Mann auf der anderen Seite der Tür zu verärgern, mischte sich Howard ein.
    »Es ist wirklich dringend, Sir«, sagte er. »Wir müssen mit Mister Hasseltime reden, und zwar schnell. Es geht sozusagen um Leben und Tod.«
    »Um wessen Leben?«, fragte der andere.
    »Das eines Zeugen«, antwortete Howard. Insgeheim bewunderte ich die Ruhe, die er an den Tag legte. Auch wenn sie nur gespielt war. »Wir brauchen eine Information von Mister Hasseltime. Und wenn wir sie nicht sofort bekommen, könnte das Leben eines Unschuldigen in Gefahr geraten. Das möchten Sie doch sicher nicht, oder?«
    Der andere überlegte einige Sekunden lang angestrengt, wobei er sich weiter angelegentlich am Kinn kratzte. »Das kann ich nicht entscheiden«, sagte er schließlich. »Ich werde den Direktor fragen. Warten Sie hier.«
    »Aber das -« Cohen brach mit einem wütenden Laut ab, als die Klappe mit einem Knall zugeworfen wurde. Durch die Tür hindurch konnten wir hören, wie sich schlurfende – und nicht sonderlich schnelle – Schritte entfernten.
    »Verdammt!«, sagte Cohen. »Ich bringe den Kerl um!«
    »Er tut nur seine Pflicht«, sagte Howard.

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