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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hineingefressen, statt direkt nach unten zu streben, wie ich angenommen hatte.
    Endlich schlossen Howard und Cohen zu mir auf. »Wo ist es?«, keuchte Cohen. »Haben Sie es erwischt?«
    Ich schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Nein. Es ist -«
    Howard schrie auf und versetzte mir einen Stoß, der mich so wuchtig gegen die Wand torkeln ließ, dass ich Sterne sah. Aber das nahm ich ihm nicht übel. Vermutlich hatte er mir damit das Leben gerettet.
    Von der Decke tropfte flüssiges Gestein. Glühende Tropfen stürzten zu Boden und bildeten kleine Feuernester und in der nächsten Sekunde fiel etwas Dunkles, sich heftig Windendes genau dort herab, wo ich einen Moment zuvor noch gestanden hatte, und klatschte mit einem Ekel erregenden Laut zu Boden.
    Zum ersten Mal sah ich das Ungeheuer wirklich.
    Es ähnelte den kleinen Felsfressern nur vage. Sein Körper war im Verhältnis zur Länge viel dicker und nicht halb transparent, sondern von einer dunklen, an grobes Leder erinnernden Haut überzogen. Wie seine kleinen Brüder hatte er keine sichtbaren Sinnesorgane, wohl aber ein gewaltiges, mit rasiermesserscharfen Zähnen bewehrtes Maul. Ein bestialischer Gestank ging von der Kreatur aus.
    »Wasser!«, brüllte Howard. »Cohen – wir brauchen Wasser!«
    Während Cohen – der erneut eine erstaunliche Geistesgegenwart und Kaltblütigkeit bewies – herumfuhr und in einem der Kellerräume verschwand, um das Verlangte zu holen, rappelte ich mich auf und trat mit einem entschlossenen Schritt auf den Wurm zu. Der Ekel, mit dem mich der Anblick der Kreatur erfüllte, war fast übermächtig, aber irgendwie gelang es mir, ihn zu überwinden. Ich hob den Fuß und rammte ihn mit aller Gewalt auf den Kopf des Wurmungeheuers.
    Es war der schlimmste Schmerz, den ich jemals im Leben verspürt hatte. Ein weiß glühender Pfeil schien sich durch meine Fußsohle zu bohren und bis in meine Hüfte hinauf zu schießen. Ich brüllte vor Qual, stürzte mit hilflos rudernden Armen zur Seite und schlug so schwer auf dem Boden auf, dass ich um ein Haar das Bewusstsein verloren hätte.
    Aber auch so nahm ich kaum noch wahr, was rings um mich herum geschah. Wimmernd und mit eng an den Leib gezogenen Knien lag ich da und kämpfte gegen den Schmerz, der immer noch schlimmer zu werden schien. Mein rechter Schuh schwelte und es stank nach verbranntem Leder und angesengtem Fleisch. Wie durch einen Vorhang aus blutgetränktem Nebel sah ich, wie sich der Wurm – der keineswegs tot, ja, anscheinend nicht einmal verletzt war! – herumdrehte und seinen augenlosen Schädel in meine Richtung wandte.
    Und ich sah auch noch etwas, das mir trotz allem einen neuerlichen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. Aus dem Körper des Wurmes begannen weiße, halb durchsichtige Fäden zu kriechen. Und erst jetzt begriff ich.
    Was da vor uns lag, war das Muttertier. Die Brutstätte, aus der die kleinen, steinfressenden Ungeheuer stammten. Wenn es entkam, dann stand uns eine Invasion der Würmer bevor, die keine Macht der Welt mehr würde aufhalten können …
    Cohen kam zurück. Er balancierte einen verbeulten Blechtopf mit Wasser in der Hand. Mit einem zornigen Schrei warf er sich vor, schleuderte den Wurm mit einem Fußtritt zur Seite und schüttete das Wasser über ihm aus.
    Eine Kette winziger Explosionen war die Folge. Die Würmer, die gerade dabei waren, aus dem Muttertier herauszukriechen, lösten sich in Rauch und Flammen auf – aber das große Tier nicht.
    Cohen stöhnte vor Entsetzen, als er begriff, dass das Wasser diesem Geschöpf offenbar nichts anzuhaben vermochte.
    Erneut begann der Wurm auf mich zuzukriechen. Ich musste ihm wohl doch irgendwie wehgetan haben, oder er hatte mich instinktiv als seinen gefährlichsten Gegner identifiziert – das, oder ich hatte einfach Pech. Die Bestie kroch zielsicher auf mich zu. Ihre winzigen Zähne schnappten nach meinem Fuß. Ich zog das Bein im letzten Augenblick zurück, aber als ich aufstehen wollte, knickte mein verletzter Fuß unter mir weg und ich stürzte hilflos wieder zu Boden.
    Der Wurm war heran. Seine Zähne schnappten nach meinem Gesicht. Ich warf mich mit einer verzweifelten Bewegung herum, entging dem Angriff um Haaresbreite und rollte zur Seite – und gegen die Wand!
    Ich war gefangen. Ich konnte nicht aufstehen und mir blieb auch keine Zeit mehr, erneut vor dem Ungeheuer davonzukriechen, das eine erstaunliche Geschwindigkeit entwickelte. Ich konnte die Hitze spüren, die von seinem Körper

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