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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zu verwandeln, die mich kaum auf Armeslänge an dem Ssaddit vorbeischlittern ließ. Und in dem Moment, in dem ich ihm ganz nahe war, so nahe, dass ich ihn mit der ausgestreckten Hand hätte berühren können, schleuderte ich den Mantel.
    Das Ergebnis übertraf meine kühnsten Erwartungen. Die unheimliche Kreatur landete mit einem feuchten, klatschenden Laut auf dem hitzewabernden Leib des Ssaddit und fing auf der Stelle Feuer. In meinem Geist erklang so etwas wie ein unvorstellbar gequälter, unvorstellbar lauter Schrei. Der Ssaddit bäumte sich auf und begann wild zu zucken und um sich zu schlagen, sodass ich hastig auf Händen und Knien davonkroch, um nicht im letzten Moment noch ganz aus Versehen erschlagen zu werden, und der Mantel brannte immer heller. Der gellende Schrei hinter meiner Stirn hielt immer noch an.
    Aber es war nicht der Ssaddit, der schrie.
    Die Berührung des lebenden Mantels musste dem Ssaddit unerträgliche Pein bereiten, doch die gedankliche Stimme, die ich hörte, gehörte nicht dem Lavawurm.
    Es waren die anderen Mäntel.
    Rings um mich herum brach das Chaos los. Die Männer taumelten plötzlich herum, begannen zu schreien, stürzten und versuchten sich die Kleidungsstücke von den Leibern zu reißen, die allesamt zu brennen begonnen hatten!
    Rowlf!
    So schnell ich konnte, sprang ich auf, hetzte zu Rowlf hin und sah voller panischem Entsetzen, dass auch sein erbeuteter Mantel in hellen Flammen stand. Jetzt aber halfen ihm seine gewaltigen Körperkräfte. Auch er schrie vor Schmerz – und wohl viel mehr noch vor Furcht –, aber die Angst gab ihm auch die Kraft, das Kleidungsstück mit einem einzigen, furchtbaren Ruck in zwei Teile zu reißen, die brennend zu Boden flatterten. Mit einem Satz war ich bei ihm, schlug mit den bloßen Händen auf die Flammen ein, die auch aus seiner Kleidung züngelten, und wirbelte wieder herum.
    Die Höhle bot einen Anblick des Grauens. Überall taumelten brennende, schreiende Gestalten herum. Vielen war es gelungen, sich ihrer brennenden Mäntel zu entledigen, aber längst nicht allen und niemand war ohne mehr oder minder böse Verletzungen davongekommen. Ich sah, wie eine Gestalt kreischend vor Angst und Schmerz auf den Rand der Lavagrube zutaumelte und sich dann mit einer ganz bewussten Bewegung hinunterstürzte, den Tod in dem flüssigen Gestalt dem grausamen Ende vorziehend, das ihr ansonsten drohte. Ein weiterer Mann stürzte, riss sich den Mantel vom Leib und fiel dann wie vom Blitz gefällt zur Seite.
    Dann entdeckte ich den Jungen.
    Auch sein Mantel brannte. Er kreischte vor Panik und schlug mit den bloßen Händen auf die Flammen ein, bekam das furchtbare Kleidungsstück aber nicht herunter. Ich rannte zu ihm, riss ihn am Arm in die Höhe und packte mit der anderen Hand den Mantel. Ohne auf die Hitze zu achten, die mir die Finger versengte, riss ich die zuckende Kreatur herunter, schleuderte sie zu Boden und trat mit den Füßen die Flammen aus, so gut ich konnte. Nachdem ich mich mit einem hastigen Blick davon überzeugt hatte, dass der Junge zumindest nicht lebensgefährlich verletzt zu sein schien, ließ ich ihn wieder los und wandte mich dem nächsten Mann zu.
    Es war aussichtslos. Die Mehrzahl der Männer hatte ihre Mäntel mittlerweile irgendwie abgestreift und bei denen, denen es bisher nicht gelungen war, kam jede Hilfe zu spät.
    Und das war noch nicht einmal alles …
    Es war noch nicht einmal das Schlimmste …
    Rowlf schrie plötzlich etwas, das im allgemeinen Toben und Schreien unterging, und gestikulierte zur Feuergrube hin. Ich folgte seiner Geste mit Blicken und was ich sah, ließ mir schier das Blut in den Adern gerinnen.
    Das Relief bewegte sich.
    Es war kein Stein mehr. Es zitterte, zuckte und pulsierte wie ein bizarres, lebendes Wesen – und es brannte ebenfalls.
    Kleine gelbe, blaue und grüne Flämmchen zuckten aus seiner Oberfläche, die nicht mehr starr war, sondern sich bewegte wie ein schwarzer See im Sturm. Überall entstanden Risse, aus denen eine unheimliche, rote Glut drang, und viel schlimmer noch als das, was ich sah, war das, was ich fühlte. Die Macht, die in diesem Stein gebannt gewesen war, war frei. Die Ketten waren gesprengt, aber etwas lief nicht so, wie es sollte. Ich hört erneut etwas wie einen Schrei, unglaublich zornig, aber auch unglaublich gequält, und ich wusste sofort, dass es ein Todesschrei war …
    »Raus hier!«, schrie ich. »Rowlf! Lauf!«
    Wir begannen beide zu rennen. Ich folgte Rowlf einfach

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