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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kalt. Ich weiß nicht, was du hast.«
    »Aber …« Verblüfft tauchte auch ich die Hand noch einmal ein und zog sie sofort mit einem gellenden Schmerzensschrei zurück. Obwohl ich wusste, dass es völlig unmöglich war, hätte ich jeden Eid geschworen, dass das Wasser innerhalb der wenigen Sekunden noch einmal mindestens doppelt so kalt geworden wäre. Ich konnte die Finger kaum noch bewegen. Mühsam schob ich die Hand in die Manteltasche und stieß gleich darauf einen weiteren Schrei aus, als meine Finger die immer noch darin befindlichen Steinbrocken berührten. So eisig das Wasser war, so ungeheuer heiß kam mir das Stück Fels vor. Schon bei der flüchtigen Berührung hatte ich mir die Fingerkuppen verbrannt.
    »Was haben Sie?«, fragte Cohen alarmiert.
    »Nichts«, antwortete ich automatisch. Umständlich griff ich mit der anderen Hand in die Manteltasche und fühlte – nichts. Meine Fingerspitzen glitten über rauen Stein, mehr nicht.
    »Also, was tun wir jetzt?«, fragte Howard, dem offensichtlich gar nicht aufgefallen war, was ich tat.
    »Wir könnten es zuschütten«, sagte Cohen. »Es wird eine Menge Arbeit, aber mit ein wenig Zement und gutem Willen …«
    Der Gedanke war verlockend. Ich dachte einen Moment lang über Cohens Vorschlag nach, ehe ich mich wieder aufrichtete. Mit Cohens Idee war es wie mit dem Gedanken, dass wir tatsächlich die ganze Brut erledigt haben sollten – sie kam mir ein wenig zu verlockend vor.
    Howard schien es ähnlich zu ergehen, denn er sagte: »Im Prinzip kein schlechter Gedanke. Aber leider ist das alles nur Theorie. Die Biester sind nämlich auf keinen Fall aus dem Wasser gekommen. Das lässt sich ganz einfach beweisen.«
    »Was haben Sie vor?«, erkundigte sich Cohen.
    Howard zog sein Glas wieder hervor, schraubte es auf und ließ einen der Würmer unmittelbar neben dem Wasserloch auf den Boden fallen. Das ekelige Geschöpf versuchte sofort auf die Wand hinter ihm zuzukriechen, aber Howard vertrat ihm den Weg und stieß es mit einer zielsicheren Bewegung ins Wasser.
    Der Wurm explodierte.
    Es war, als hätte man eine Stange Dynamit ins Wasser geworfen. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich einen grellweißen, lodernden Funken unmittelbar unter der Wasseroberfläche, dann schoss eine zwei Meter hohe Fontäne aus dem See und überschüttete uns mit eiskaltem Wasser. Ein Krachen wie von einem Kanonenschuss erscholl und der Boden unter unseren Füßen zitterte spürbar.
    Howard und ich sahen uns betroffen an, während Cohen, triefnass und wütend vor sich hinschimpfend, die durch die Explosion alarmiert hereingeeilten Bobbys wieder aus der Höhle scheuchte. Ein scharfer, verbrannter Gestank lag in der Luft und dort, wo der Wurm versunken war, schien das Wasser noch immer zu kochen.
    »So viel zu der Idee, dass sie aus dem See gekommen sind«, murmelte Howard. »Du bist nicht der Einzige, der ein paar kleine Geheimnisse hat. Viktor hat schon gestern herausgefunden, dass sie kein Wasser vertragen.«
    »Aber das kann doch nicht sein«, murmelte ich. »Dieser Raum hat keinen anderen Zugang! Irgendwoher müssen sie doch gekommen sein!«
    »Jedenfalls nicht aus dem Wasser«, sagte Howard kopfschüttelnd. »Du hast gesehen, was passiert, wenn sie nass werden.« Er hob das wieder verschraubte Glas vor die Augen und musterte die darin herumwimmelnden Würmer nachdenklich. »Woher zum Teufel seid ihr gekommen?«
    »Das weiß ich nicht«, knurrte Cohen. »Aber passen Sie um Gottes willen auf, dass Ihnen nicht das ganze Glas ins Wasser fällt. Ich habe keine Lust, in die Luft gesprengt zu werden.«
    »Keine Sorge«, sagte Howard. »Ich gebe Acht. So lange sie in einem abgeschlossenen Behälter sind -«
    Er sprach nicht weiter, als er sah, wie ich die Augen aufriss und ihn anstarrte, und im gleichen Moment begriff auch er.
    Die Würmer waren aus dem Wasser gekommen. Es war der einzige Weg. Aber sie waren nicht nass geworden, denn sie hatten sich in einem – wie Howard es genannt hatte – abgeschlossenen Behälter befunden.
    »Großer Gott!«, flüsterte Howard und ich fügte im gleichen, entsetzten Ton hinzu:
    »Hasseltime!«
     
    Selbst mit einem schnellen Fuhrwerk betrug die Entfernung zwischen dem Hansom-Komplex und dem Londoner Untersuchungsgefängnis normalerweise eine gute halbe Stunde, aber wir schafften es in weniger als zwanzig Minuten. Ich erfuhr nie, was Cohen dem Kutscher gesagt hatte, aber der Mann trieb seine Tiere an, als wären alle Dämonen der Hölle hinter uns

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