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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Inneres war voller Verzweiflung und Entsetzen, aber er hatte überhaupt keine Angst. Stattdessen spürte er Zorn. Zorn darüber, dass ausgerechnet sein Tod die Thul Saduun stärken und noch dazu beitragen würde, ihnen eine Rückkehr zu ermöglichen; eine unbändige, mit jedem Moment stärker werdende Wut. Er fühlte, wie die Feuerwürmer unter ihm voller Gier nach seinem Geist griffen, konnte spüren, wie sie in sein Bewusstsein eindrangen, und es war das Ekelhafteste, was er jemals erlebt hatte.
    Dann …
    Alles geschah so plötzlich, dass Howard im ersten Moment nicht einmal begriff, was geschah. Mit einem Mal war da eine neue, fremde Kraft, die sich zwischen ihn und die Ssaddit geschoben und sie aus seinem Geist verbannt hatte.
    IHN NICHT!
    Die Stimme war plötzlich da, ohne dass Howard wusste, ob sie durch die Höhle hallte, oder nur in seinem Kopf erklang. Unter ihm schrien die chtonischen Inkarnationen der Thul Saduun vor Enttäuschung und Wut auf, aber gegen die unsichtbare Mauer waren sie machtlos; eine magische Präsenz solcher Macht, wie Howard sie noch nie erlebt hatte. Sie zerrte ihn wie einen Spielball herum und auf den festen Boden am Ufer des Lavasees zu. Er sah den dunklen Stein wie durch einen Nebel auf sich zukommen und versuchte den Sturz instinktiv mit den Armen aufzufangen, aber er war zu langsam.
    Der fürchterliche Aufprall war das letzte, was er spürte, ehe die Schwärze ihn verschlang.

 
    Ein übereifriger Beamter führte Rowlf und mich durch das Gebäude von Scotland Yard, dabei kannte ich den Weg zu Inspektor Cohens Büro inzwischen fast schon im Schlaf, so oft war ich ihn bereits gegangen, wenn auch meistens nicht ganz aus freien Stücken. Aber das lag lange zurück, und obwohl es übertrieben wäre ihn und mich als enge Freunde zu bezeichnen, verstanden wir uns mittlerweile recht gut.
    Ein sichtlich übermüdeter Cohen erwartete uns über einem Stapel von Papieren brütend. Seine Wangen wirkten eingefallen und unter seinen Augen lagen dicke, dunkle Schatten. Bei unserem Eintreten blickte er kurz von seinen Akten auf und nickte uns zu, bevor er sich wieder in das Durcheinander auf seinem Schreibtisch vertiefte.
    »Augenblick«, brummte er. »Ich bin gleich so weit. Setzen Sie sich so lange schon mal.«
    Ich nahm auf einem freien Stuhl Platz, während es Rowlf vorzog, neben der Tür stehen zu bleiben. Ungeduldig wartete ich, bis Cohen schließlich nach ein, zwei Minuten mit einem Kopfschütteln die Papiere vor sich zusammenschob und zur Seite legte.
    »Ich begreife das einfach nicht«, sagte er und seufzte. »Die ganze Stadt scheint im Moment verrückt zu spielen.«
    »Inwiefern?«
    Er winkte ab. »Nicht so wichtig. Das hat nichts mit dem Relief zu tun. Ich nehme an, Sie sind gekommen, um sich zu erkundigen, ob wir schon eine Spur haben.«
    Ich nickte. »Und? Haben Sie?«
    »Leider nicht.« Er zuckte die Achseln. »Es ist wie verhext. Niemand scheint die Fuhrwerke nach ihrem Aufbruch aus der Atkins-Road mehr gesehen zu haben und auch über das Relief weiß niemand etwas. Ich habe meine gesamten Verbindungen zur Unterwelt spielen lassen, da die angeblichen Arbeiter höchstwahrscheinlich angeheuerte Ganoven waren, aber niemand kennt sie. Oder niemand wagt es, etwas zu sagen.«
    Ich konnte mir bei diesen Worten nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen. Auch ich hatte ein paar kleine Geheimnisse und eines davon war Rowlfs Position als Chef einer der größten Diebesbanden von London. Obwohl er und seine Leute sich weitgehend darauf beschränkten, die Reichen zu bestehlen und einen großen Teil ihrer Beute unter die Armen der Stadt zu verteilen, gefiel mir nicht besonders, was er tat, doch jegliche Versuche von Howard und mir, ihn davon abzubringen, hatten sich als fruchtlos erwiesen. Im Grunde hatte ich mir allerdings auch nicht allzu viel Mühe gegeben. Schließlich hatte ich mich als Jugendlicher selbst jahrelang in den New Yorker Slums mit Taschendiebstählen und anderen Gaunereien über Wasser gehalten und dass ich bald darauf zum Erben eines ungeheuren Vermögens geworden war, war eine der schier unglaublichen Fügungen des Schicksals, die man sich normalerweise nicht einmal zu erträumen wagt. Nichtsdestotrotz war ich mittlerweile einer der reichsten Männer Englands und manche der Leute, die Rowlf und seine Bande um Schmuck und Bargeld erleichtert hatten, gehörten nicht gerade zu meinen Freunden, zumindest aber zu meinen Bekannten.
    Aber Rowlfs Nebenbeschäftigung hatte auch ihre

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