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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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begonnen, es war in irgendeiner Form der Auslöser gewesen und er war überzeugt, dass es auch den Schlüssel zu allen Vorgängen und ungelösten Rätseln darstellte. Vielleicht hätte er verhindern können, dass überhaupt Menschen in seinen Bann gerieten, wenn Robert und er die Gefahr frühzeitig erkannt hätten und es ihnen irgendwie gelungen wäre, das Relief zu zerstören. Er hätte nicht nur sein eigenes Leben damit gerettet, sondern auch das vieler anderer, denn was er gehört hatte, ließ keinen Zweifel daran, dass Norris und er nicht die ersten Opfer der Ssaddit sein würden.
    Jetzt aber war es für ihn zu spät, um noch etwas zu unternehmen.
    Ein weiterer Gongschlag erklang, dann noch einer, noch einer und immer weiter, bis der vibrierende Nachhall der einzelnen Schläge zu einem gewaltigen, metallischen Sirren wurde, das die gesamte Höhle erfüllte. Das Licht der Fackeln schien düsterer zu werden und plötzlich hatte er das Gefühl, ein ganz sachtes Vibrieren und Beben des Felssteges unter seinen Füßen wahrzunehmen. Erschrocken beugte er sich so weit vor, wie es die unsichtbare Barriere entlang der Brücke zuließ, und blickte in die Tiefe, aber noch immer hatte sich nichts im trägen, zähflüssigen Brodeln der Lava geändert.
    Dafür kam Bewegung in die Reihe der Kuttenträger. Sie traten näher, bis sie den Rand der Grube erreicht hatten und einen Kreis darum herum bildeten. Einige Sekunden lang verharrten sie, dann begannen sie sich erneut zu bewegen.
    Es erinnerte ein bisschen an ein bizarres Ballett; eine perfekte, genau aufeinander abgestimmte Folge von Bewegungen, die trotz des dumpfen Schreckens, mit dem sie Howard erfüllten, nicht einer gewissen morbiden Faszination entbehrten. Der Hagere begann, indem er erst den linken, dann ganz langsam den rechten Arm in die Höhe hob, wobei sich seine Kutte wie ein zuckender Schmetterlingsflügel spannte, dann nahm der Mann neben ihm die Bewegung auf, dann dessen Nebenmann und so weiter. Langsam lief die Bewegung durch die ganze Reihe der Versammelten, bis sie alle mit hoch erhobenen Armen dastanden, dann erfolgte alles in umgekehrter Reihenfolge, um schließlich wieder von neuem zu beginnen. Es sah aus wie das allmähliche Offnen und Schließen einer gewaltigen düsteren Blüte.
    Die Männer stimmten ein leises, nur langsam an Lautstärke und Eindringlichkeit gewinnendes Summen und Raunen an, das im gleichen Rhythmus wie die flatternde Bewegung war und sich mit dem metallischen Sirren des Gonges zu einer bizarren, erschreckenden Melodie zusammenfügte.
    Dann …
    Howard beherrschte selbst Kräfte, die von vielen Menschen als Zauberei bezeichnet würden, und er war bereits mehr als einmal Zeuge echten magischen Wirkens geworden, aber wie fast immer, wenn er mit dem Übernatürlichen konfrontiert wurde, vermochte er das Geschehen kaum zu begreifen, geschweige denn in Worte zu fassen. Etwas Unsichtbares, Körperloses schien wie ein knisterndes elektrisches Feld über der Reihe der Kuttenträger zu entstehen, entfaltete sich wie eine riesige, ungeheuer machtvolle Aura und fügte sich dem Gesang und dem Sirren und Vibrieren des Gonges hinzu.
    Norris ließ seinen Blick panikerfüllt umherwandern, aber auch er wurde von dem Geschehen so in Bann geschlagen, dass er es nicht wagte, einen Laut von sich zu geben. Das änderte sich erst, als etwas geschah, das Howard schier den Atem stocken ließ und sich wie eine eisige Faust um sein Herz legte. Norris stieß einen gellenden Schrei aus – und Howard sah, wie er in die Höhe gehoben wurde, als hätte ihn eine unsichtbare Hand gepackt!
    Schreiend und wild mit den Beinen strampelnd schwebte der Mann bereits mehrere Hand breit über dem Felsen des Steges.
    Der Gesang der Kuttenträger wurde lauter. Howard sah, wie erneut diese flatternde, gleitende Bewegung durch ihre Reihe glitt, und im gleichen Moment schwebte Norris wieder ein Stück höher, begann sich dabei um seine eigene Achse zu drehen und glitt weiter in das Nichts über dem Lavasee hinaus. Seine Schreie steigerten sich zu einem spitzen, überschnappenden Kreischen. Schneller und schneller begann er zu kreisen und trieb dabei immer weiter auf den See hinaus und gleichzeitig in die Höhe. Howard rechnete damit, jeden Moment selbst von der gleichen unsichtbaren Kraft gepackt und hochgehoben zu werden, doch nichts dergleichen geschah.
    Dafür änderte sich jedoch etwas im Rhythmus der Bewegungen der Sektenmitglieder, gleichzeitig wurden ihr Gesang und das

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