Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London
Entsetzen gezeichnet. Er wurde von seinen Begleitern bis an den Rand des Steges über den Lavasee geführt und dort losgelassen. Sofort versuchte er, wieder zurückzulaufen, doch er wurde wie von einer unsichtbaren Hand langsam vorwärtsgeschoben.
»Nun, Lovecraft, es war angenehm, mit Ihnen zu plaudern, aber nun ist es Zeit«, sagte der Hagere kalt. »Es ist nicht gut, jene in der Tiefe zu lange warten zu lassen. Auch wenn Sie es vielleicht nicht so sehen, Ihr Tod wird nicht sinnlos sein, sondern helfen, uns einem gewaltigen Ziel ein Stück näher zu bringen.«
»Ja, dem Untergang der Menschheit!«, keuchte Howard. Erneut stemmte er sich gegen den Griff der beiden Männer, die ihn gepackt hielten, doch er war ihnen an Kraft weit unterlegen. Um sich nicht selbst unnötige Schmerzen zuzufügen, ließ er sich von ihnen ohne weitere Gegenwehr zum Steg führen. Erst kurz bevor sie ihn jedoch erreichten, handelte er noch einmal. Er hatte gesehen, wie es dem anderen Mann ergangen war, sobald er erst einmal auf dem Steg stand. Wenn es für ihn überhaupt noch eine Chance gab, dann musste er sie jetzt nutzen.
Mit aller Kraft warf er sich zunächst nach hinten und ließ sich gleich darauf mit seinem ganzen Gewicht nach vorne fallen. Seine Rechnung ging auf. Seine Bewacher wurden von der Aktion völlig überrascht. Einer der Männer kam aus dem Gleichgewicht und geriet ins Stolpern. Der Griff um Howards rechten Arm lockerte sich, sodass ein heftiger Ruck genügte, um ihn ganz zu befreien. Sofort fuhr er herum und hämmerte seinem zweiten Bewacher mit aller Kraft den Ellbogen ins Gesicht. Der Mann taumelte zurück, ließ ihn jedoch nicht los, sodass sie beinahe beide über die Felskante in den Lavasee gestürzt wären.
Bevor es dazu kommen konnte, fühlte Howard, wie sein freier Arm von dem zweiten Kuttenträger wieder gepackt und ihm mit brutaler Kraft auf den Rücken gedreht wurde. Er biss die Zähne zusammen, aber dennoch stöhnte er vor Schmerz und Tränen schossen ihm in die Augen.
»Das war nicht sehr klug von dir, Lovecraft«, zischte der Mann und versetzte ihm einen kräftigen Stoß, der ihn direkt auf den Steg hinaustaumeln ließ. Mit wild rudernden Armen bemühte sich Howard, sein Gleichgewicht wiederzuerlangen, um nicht in die Lava zu stürzen. Es gelang ihm nicht und er stieß einen Schrei aus, als er mit einem Fuß ins Leere trat, aber das gleiche Phänomen, das verhindert hatte, dass sein Schicksalsgefährte umkehren konnte, verhinderte nun, dass er fiel. Es schien eine unsichtbare Barriere entlang des Stegs zu geben, die seinen Sturz auffing und ihn mit sanfter Gewalt zurückschob. Außerdem schirmte sie ihn auch vor der Gluthitze ab. Obwohl sich nicht einmal ein Dutzend Fuß unter ihm brodelnde Lava erstreckte, war es auf dem Steg nicht einmal sonderlich warm.
Howard versuchte erst gar nicht, in die Richtung zurückzugehen, aus der er gekommen war, da er nicht daran zweifelte, dass die unsichtbare Macht auch ihn daran hindern würde. Stattdessen ging er auf den Unbekannten zu, der bereits die Mitte des Stegs erreicht hatte. Mit von Panik erfüllten Augen blickte der Mann ihm entgegen.
»Was hat man mit uns vor?«, stieß er hervor. »Was … was sind das für Leute?«
»Ich bin Howard Lovecraft«, erwiderte Howard ausweichend. Jetzt war nicht die Zeit für Erklärungen, auch wenn ihm der Mann, der vermutlich nur ein völlig unbeteiligtes Opfer war, Leid tat.
»Phillip … Norris. Was um Gottes willen geht hier bloß vor?«
Howard wurde einer Antwort enthoben, denn in diesem Moment ertönte ein dumpfer, in der gesamten Höhle lang nachhallender Gongschlag.
»Ach, und noch etwas, Lovecraft«, rief der Hagere. Er war bis an den Rand der Grube getreten. »Ich könnte mir vorstellen, dass es Sie brennend interessiert, was aus einem gewissen Gegenstand geworden ist, und ich will nicht, dass Sie unwissend sterben. Nehmen Sie es als eine Art Abschiedsgeschenk. Sie brauchen nur nach dort hinten zu sehen.«
Howard wandte den Blick in die Richtung, in die er deutete. Auf halber Höhe einer der Felswände gab es eine Art Empore, hinter der ein schmaler Durchgang sichtbar war. Daneben erstreckte sich das verschwundene Relief, als wäre es niemals zerteilt worden und fest mit der Felswand verwachsen.
Nach allem, was geschehen war, hätte der Anblick keine große Überraschung für Howard mehr darstellten dürfen, dennoch traf er ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Mit dem Auffinden des Reliefs hatte alles erst
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