Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London
durchaus guten Seiten. Durch ihn hatte ich Verbindungen zur sogenannten Unterwelt, von denen Cohen und die restliche Polizei höchstens träumen konnten. Dennoch hatte selbst Rowlf bislang nichts über die Männer in Erfahrung bringen können, die das Relief geraubt hatten.
»Und Montgomery?«, erkundigte ich mich. »Was ist mit ihm?«
»Ebenfalls Fehlanzeige«, berichtete Cohen. »Wie Sie vielleicht wissen, ist seine Frau bereits vor vielen Jahren gestorben und er hat keine Kinder. Es gibt jedoch einige Verwandte, mit denen wir mittlerweile ebenso in Verbindung stehen, wie mit den Direktoren des Museums. Nirgendwo ist bislang eine Lösegeldforderung oder sonst irgendeine Nachricht eingegangen.«
Ich glaubte auch nicht, dass das geschehen würde. Da ich überzeugt war, dass es sich bei dem oder den Betreffenden, die den Auftrag zum Raub des Reliefs gegeben hatten, nicht um einfache Kriminelle handelte, denen es nur aufs Geld ankam, lag es nahe, dass dies auch nicht der Grund für die Entführung Montgomerys war. Vielleicht vermutete man, dass er mehr über das Relief, die GROSSEN ALTEN und die Thul Saduun wusste, und hatte ihn deshalb für eine Weile aus dem Verkehr ziehen wollen. Zumindest hoffte ich, dass es nur um eine Weile ging und man ihn nicht kurzerhand umbrachte, doch wenn es sich bei den Unbekannten wirklich um Anbeter der Thul Saduun handelte, durfte ich nicht auf Milde hoffen.
Ein weiterer Grund, weshalb ich so schnell wie möglich mehr über sie erfahren musste.
»Das bedeutet im Klartext, dass Sie bislang nicht den geringsten Hinweis auf die Täter haben«, fasste ich zusammen.
Cohen nickte bedrückt.
»Leider kann ich Ihnen keine bessere Mitteilung machen. Es ist außerdem nicht der einzige Fall, an dem ich zur Zeit arbeite. Die meisten der anderen werde ich wohl abgeben können, aber nicht alle. Mehrere Kollegen sind zur Zeit krank oder im Urlaub und wir schaffen es kaum noch, unser Pensum zu bewältigen.« Er deutete auf die Ringe unter seinen Augen. »Sehen Sie mich nur an. Ich habe letzte Nacht keine drei Stunden geschlafen und trotzdem werde ich mein Bett wahrscheinlich erst spät heute Abend wiedersehen. Ich sage ja, es ist zur Zeit wie verhext.«
»Um welche Art von Fällen handelt es sich denn hauptsächlich?«, fragte ich. Ich war nicht wirklich daran interessiert, aber wenn sich herausstellte, dass die Bande eines gewissen Jemands für einen Teil davon verantwortlich war, konnte ich Rowlf bitten, seine Leute vorübergehend zurückzupfeifen. Montgomery und das Relief waren momentan wichtiger als alles andere und wie es aussah, brauchte ich dringend die Hilfe der Polizei, wenn ich irgendetwas darüber herausfinden wollte.
»Die üblichen Delikte: Mord, Einbruch, Diebstahl und dergleichen mehr – und wie es aussieht, eine Reihe von Entführungsfällen. Mehr als ein halbes Dutzend Leute sind in den letzten zwei Tagen spurlos verschwunden, doch in keinem der Fälle hat es bislang Lösegeldforderungen gegeben. Fast wie bei Montgomery, nur haben wir bislang keine Beweise für ein gewaltsames Verschleppen. Genauso gut kann es sich auch um Morde handeln, ohne dass wir die Leichen bislang gefunden haben. Die Leute kamen einfach nicht nach Hause.«
Hinter mir sog Rowlf scharf die Luft ein. Auch ich musste automatisch an Howard denken, aber einen entsprechenden Zusammenhang zu konstruieren, wäre gegenwärtig noch ziemlich weit hergeholt. Möglicherweise war Howard mittlerweile ja auch schon wieder zum WESTMINSTER zurückgekehrt und ärgerte sich, dass wir nicht auf ihn gewartet hatten.
Verwundert sah Cohen zu Rowlf hinüber.
»Was ist denn?«
»Nix«, behauptete Rowlf kurz angebunden.
»Es geht um Howard Lovecraft«, berichtete ich. »Er ist heute Morgen aus dem Haus gegangen und sagte, er würde nicht lange weg bleiben. Als ich ihn gut zwei Stunden später besucht habe, war er jedoch noch nicht zurück. Aber das ist bestimmt nur ein Zufall«, fügte ich rasch hinzu. »Es dürfte kaum nötig sein, nach ihm zu suchen.«
»Wir haben auch so genug Arbeit«, entgegnete Cohen. »Falls Mister Lovecraft jedoch auch heute Abend noch nicht zurück ist, sollten Sie mir Bescheid sagen.«
»Und Sie informieren mich, sobald Sie etwas über Montgomery oder das Relief erfahren, einverstanden?« Ich stand auf und verabschiedete mich. »Sie erreichen mich entweder in der Pension WESTMINSTER oder im Hilton.«
Auf dem Korridor hatte ich Schwierigkeiten mit Rowlf Schritt zu halten, so eilig strebte er dem
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