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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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über ein Maul voller mikroskopisch kleiner, aber offensichtlich sehr scharfer Zähne verfügte, die es sofort in den Tabak grub.
    Allerdings nur, um ihn unverzüglich wieder auszuspucken.
    »Da soll noch einer sagen, Würmer hätten keinen Geschmack«, sagte ich. »Sogar diese Kreatur merkt, wie ekelhaft diese Dinger sind.«
    Howard blieb ernst. Behutsam hob er die Zigarre mit dem darumgewickelten Wurm höher, um das Geschöpf besser sehen zu können.
    Auch aus der Nähe bot es keinen besonders erfreulicheren Anblick. Sein Körper war in zahllose gleich große Segmente unterteilt und sein Fleisch war halb durchsichtig. Man konnte sehen, wie sich darunter winzige, pumpende Organe bewegten.
    »Wo kommen diese Biester nur her?«, murmelte ich. Ich sah nachdenklich auf und musterte die nach Zehntausenden zählende Masse vor uns. Täuschte ich mich – oder hatte sich die Stirnwand des Stollens ein kleines Stück von uns entfernt?
    Howard zuckte mit den Achseln und legte die Zigarre mit angeekeltem Gesichtsausdruck zu Boden. Und im gleichen Moment, in dem der Wurm den Felsen berührte …
    »Mein Gott, Robert!«, keuchte Howard. »Schau doch!«
    Das Tier erwachte plötzlich zu hektischer Aktivität. Es verlor von einer Sekunde auf die andere jedes Interesse an der Zigarre, die ihm sowieso nicht geschmeckt hatte – und begann sich in den steinharten Boden hineinzufressen!
    Meine Augen quollen vor Schrecken und Unglauben schier aus den Höhlen, als ich sah, wie mühelos das Geschöpf sich in den Fels hineingrub.
    Und das war nicht einmal das Schlimmste …
    Das Schlimmste war, dass es dabei wuchs.
    Es war, als nähme seine Masse im gleichen Maße zu, in dem es sich in den Fels hineinfraß. Binnen weniger Augenblicke war es auf das nahezu doppelte seiner Länge angewachsen.
    »O mein Gott!«, sagte Howard noch einmal. »So also ist dieser Stollen entstanden! Aber wie -«
    Er kam nicht weiter. Der Wurm hatte plötzlich aufgehört zu fressen und auch zu wachsen. Für eine einzelne Sekunde lag er still, dann begann er plötzlich zu zucken und zittern und mit einem Male schnürte sich sein Körper in der Mitte zusammen. Das bizarre Geschöpf zitterte und bebte – und teilte sich.
    Vor uns lagen jetzt zwei Würmer, die sich unverzüglich weiter in den Felsen hineinzufressen begannen …
    Es dauerte eine volle Sekunde, bis mir die wirkliche Bedeutung dessen, was sich da vor Howards und meinen Augen abspielte, bewusst wurde – aber dann fuhr ich mit einem Schrei hoch und starrte die Stirnwand des Stollens an, die sich tatsächlich ein gutes Stück von uns entfernt hatte.
    Es war keine Einbildung gewesen. Es waren die Würmer. Sie fraßen sich mit unglaublicher Geschwindigkeit in den massiven Fels hinein, und mit ebenso unglaublicher Geschwindigkeit wuchsen und teilten sie sich. Deshalb also wurde der Tunnel nicht nur länger, sondern auch beständig größer.
    »O nein«, flüsterte Howard. »Robert – weißt du, was das bedeutet?«
    Ich war nicht ganz sicher, aber ich nickte trotzdem. Natürlich wusste ich, was Howard meinte – aber dieses Wissen war so entsetzlich, dass ich es für einige Sekunden einfach noch nicht wahrhaben wollte.
    Was wir da beobachteten, war die alte Geschichte mit dem Schachbrett und dem Reiskorn. Man nehme ein normales Schachbrett mit vierundsechzig Feldern und lege auf das erste Feld ein einzelnes Reiskorn, auf das zweite zwei, auf das dritte vier, das fünfte acht, dann sechzehn, zweiunddreißig, und so weiter. Am Ende kommt man auf eine Zahl, die das mehrfache der gesamten Welternte an Reis beträgt. Und das bei nur vierundsechzig Verdoppelungen.
    Auf diesen Stollen und die Würmer übertragen, die sich in rasendem Tempo teilten, bedeutete das nichts anders, als dass aus dem vergleichsweise harmlosen Gang, in dem wir uns jetzt noch befanden, bereits in kurzer Zeit ein gewaltiger Abgrund werden würde, groß genug, ganze Straßenzüge zu verschlingen. Vielleicht sogar die ganze Stadt.
    »Wir … wir müssen sie aufhalten«, sagte Howard und zündete sich mit zitternden Fingern eine Zigarre an. »Ist dir klar, was hier geschieht? Das ist eine mathematische Progression. In ein paar Stunden sind genug von diesen Biestern da, um ganz London zu verschlingen!«
    Während er diese Worte sprach, hatten sich die beiden Würmer, die sich zwischen unseren Füßen in den Fels hineingruben, erneut geteilt. Zwischen Howard und mir ringelten sich jetzt bereits vier der ekelhaften Tiere. Ich trat wuchtig mit dem

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