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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zu wollen, die Stollen weiter zu erkunden. Vielleicht fühlte er das Fremde, Unheimliche ebenso wie ich. Vielleicht hoffte er auch insgeheim, dass der Stollen über mir zusammenbrechen würde. Immerhin war ich wahrscheinlich nicht gerade sein Lieblingskunde.
    »Was um alles in der Welt ist das?«, murmelte Howard, nachdem wir allein waren.
    Diesmal war ich es, der nur mit den Schultern zuckte.
    Howard trat neben mich und wir gingen langsam weiter. Eine Weile folgten wir dem Stollen schweigend, dann gelangten wir an eine Stelle, an der er einen zweiten, gleichartigen Stollen kreuzte. Das hieß – ich dachte im ersten Moment, es wäre ein gleichartiger Gang. Aber ganz stimmte das nicht.
    Dieser andere Stollen hatte den gleichen, runden Querschnitt wie der, in dem wir uns befanden, und auch seine Wände waren so glatt, als wäre er mit einer Präzisionsmaschine in die Erde gefräst (oder geschmolzen?) worden. Aber sein Durchmesser war ein wenig kleiner als der des unseren.
    Auf der linken Seite.
    Auf der gegenüberliegenden war er ein wenig größer.
    Ich machte Howard auf diesen Umstand aufmerksam. Er nickte nachdenklich, bewegte sich wenige Schritte weit in den nach rechts abzweigenden Stollen hinein und blieb schließlich wieder stehen.
    »Da vorne scheint ein weiterer Stollen abzuzweigen«, sagte Howard. »Das ist ja ein ganzes Labyrinth.« Er machte einen weiteren Schritt, blieb wieder stehen und kam schließlich zu mir zurück. Offensichtlich fühlte er sich hier so wenig wohl wie ich – was ich mit jeder Sekunde besser verstehen konnte. Ganz plötzlich hatte ich das Gefühl, dass wir nicht allein hier unten waren. Etwas war hier oder war hier gewesen; etwas, dessen Präsenz ich noch immer spürte.
    »Der Gang wird weiter vorne noch größer«, sagte Howard. »Wir sollten ein paar vernünftige Lampen und etwas Werkzeug besorgen und uns genauer umsehen. Das gefällt mir nicht. Lass uns zurückgehen.«
    Alles in mir schrie danach, ihm zuzustimmen. Ich wollte hier heraus – und das so schnell wie nur irgend möglich. Trotzdem zögerte ich noch. Ich hob meine Lampe und leuchtete in den vor mir liegenden Stollenabschnitt. Ich konnte mich täuschen – aber es sah aus, als verenge sich der Stollen vor uns unmerklich.
    Die Erklärung für dieses Phänomen war so einfach wie absurd – und sie ließ mir einen eisigen Schauer über den Rücken laufen.
    Was immer diesen Stollen gegraben hatte, war gewachsen, während es sich durch die Erde bewegte …
    »Du hast Recht«, sagte ich. »Gehen wir.«
    Wir erreichten den Mauerdurchbruch, der wieder zurück in die Keller von Andara-House führte, und Howard stieg mit einem weit ausgreifenden Schritt hindurch. Er hatte es nicht laut ausgesprochen, aber allein die Hast dieser einen Bewegung machte mir endgültig klar, dass er dasselbe empfinden musste wie ich und mindestens ebenso froh war, wieder aus diesem unheimlichen Labyrinth herauszukommen. Ich folgte ihm so dichtauf, dass ich ihm mit meiner Lampe um ein Haar die Jacke angesengt hätte – und blieb plötzlich wieder stehen.
    Irgendwo in dem Gang hinter mir war ein Geräusch gewesen. Es war zu rasch vorbei und zu leise, um es identifizieren zu können, aber es war da.
    »Was ist?«, fragte Howard. Er war ein paar Schritte vorausgeeilt und erst stehen geblieben, als er merkte, dass ich ihm nicht folgte. Ich konnte sein Gesicht in der Dunkelheit hier unten nicht erkennen, aber seine Stimme klang eindeutig alarmiert.
    Ich antwortete nicht laut, machte aber eine entsprechende Geste und nach einigen Sekunden kam Howard zurück; wenn auch mit allen Anzeichen von Widerwillen. Auch er legte den Kopf schräg und lauschte.
    Und nach einigen weiteren Sekunden hörten wir es beide: Es war ein Schleifen. Ein Geräusch, als würde etwas Schweres über rauen Felsboden gezerrt. Und noch etwas: ein leises Zischen und Knistern, von dem ich mir nicht einmal vorstellen konnte, was es zu bedeuten hatte, und das mir trotzdem einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ.
    »Was ist das?«, flüsterte Howard.
    Anstelle einer Antwort – die ich ihm nicht geben konnte – zuckte ich nur mit den Schultern, hob meine Lampe höher und drehte mich herum. Howard atmete scharf ein, als ich wieder in den Stollen zurücktrat und mich diesmal nach rechts wandte, aber er machte keine Anstalten, mich zurückzuhalten. Im Gegenteil – nach einem Augenblick folgte er mir und wir drangen zum zweiten Mal in das unheimliche Felsenlabyrinth ein, diesmal in

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