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Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London

Titel: Hexer-Edition 23: Das Labyrinth von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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den Rückweg. Blossom lud seine Waffe nach, setzte sich mit weit ausgreifenden Schritten an die Spitze der kleinen Gruppe und nahm sich kaum die Zeit, an den Abzweigungen auf die Markierungen zu achten, die sie angebracht hatten. Dass sie sich trotzdem nicht verirrten, war ein wahres Wunder, aber daran verschwendete er in diesem Moment nicht einmal einen Gedanken.
    Und die Gefahr war auch noch nicht vorbei.
    Ganz im Gegenteil …
    Sie hatten die Stelle passiert, an der sie das unheimliche Relief entdeckt hatten, als am hinteren Ende der Gruppe plötzlich ein gellender Schrei erklang. Blossom blieb stehen, hob instinktiv sein Gewehr und fuhr herum. Er war auf alles vorbereitet. Vielleicht war das Ungeheuer aus seinem Versteck im See herausgekrochen und hatte sie verfolgt, vielleicht hatte die Dunkelheit ein weiteres, noch tödlicheres Monster ausgespien, oder -
    Blossom erstarrte für eine Sekunde mitten in der Bewegung. Er hatte gedacht, auf alles vorbereitet zu sein, aber das stimmte nicht. Es gab immer ein Schlimmer.
    Einer der Männer hatte seine Waffe fallen gelassen. Er schrie ununterbrochen und wedelte verzweifelt mit dem linken Arm. Der andere, ebenso wie seine Schultern und sein Rücken, waren flach gegen die Stollenwand gepresst, in einer unnatürlichen, verkrampften Haltung, in der eigentlich niemand dastehen konnte. Es sah fast so aus, dachte Blossom schaudernd, als wäre er daran festgeklebt.
    »Verdammt, was tun Sie da?«, rief er. »Kommen Sie sofort -«
    Erschrocken brach er ab. Er hatte sich einige Schritte auf den Mann zubewegt, blieb aber jetzt wieder stehen und auch die acht anderen Matrosen wichen entsetzt einen Schritt vor ihrem Kameraden zurück, als sie sahen, was wirklich mit ihm geschah.
    Der Mann lehnte nicht einfach an der Wand und da war auch nichts, was ihn festhielt. Es gab einen ganz anderen Grund, aus dem er sich nicht bewegen konnte …
    Seine Schultern, die Hand und der rechte Unterarm und selbst ein Teil seines Kopfes waren in die Wand eingesunken und der unheimliche Prozess setzte sich rasend schnell fort. Es war, als ob die Wand begonnen hätte ihn aufzusaugen. Seine Schreie wurden schriller, verzweifelter, und brachen dann abrupt ab, als der Matrose regelrecht in die Mauer hineingezogen wurde. Es dauerte nicht einmal zehn Sekunden und er war in dem vermeintlich so massiven Gestein fast zur Hälfte versunken, wie eine Fliege in weichem Sirup.
    »Helft mir!«, schrie er. »So helft mir doch!«
    Blossom ließ sein Gewehr fallen und ergriff den Mann am Arm. Durch sein Beispiel ermutigt, sprangen auch zwei weitere Matrosen herbei und versuchten ihren Kameraden aus dem tödlichen Sog zu befreien. Sie zerrten mit aller Kraft, aber ebenso gut hätten sie auch versuchen können, die Felswand mit bloßen Händen einzureißen. Auch Blossom zerrte und riss mit aller Gewalt, bis er glaubte, seine Muskeln müssten zerreißen, ohne auch nur das Geringste ausrichten zu können. Es gelang ihnen nicht einmal, den unheimlichen Prozess aufzuhalten, geschweige denn, den unglückseligen Matrosen wieder aus der Wand herauszuziehen. Schließlich ragten nur noch die linke Hand und der dazugehörige Unterarm aus der Wand, dann waren auch sie verschwunden. Vor Blossom erhob sich wieder eine fugenlose, glatte Fläche aus scheinbar diamantharter Lava. Der Matrose war so spurlos verschwunden, als wäre er nie wirklich dagewesen.
    Und vielleicht war es auch so, dachte Blossom hysterisch. Vielleicht waren sie gar nicht wirklich hier. Vielleicht war er nicht wirklich hier, sondern halluzinierte. Es musste so sein. Nichts von alledem, was er hier erlebte, konnte wirklich geschehen, und -
    Blossom spürte die Gefahr, die in diesen Gedanken lag, im allerletzten Moment und irgendwie gelang es ihm sogar sie zurückzudrängen. Hysterie und Wahnsinn zogen sich – vielleicht ein letztes Mal – wieder zurück, aber ihre Schwester, die Furcht, blieb. Halb verrückt vor Angst und Entsetzen fuhr er herum.
    Es war noch nicht vorbei. Einer der Männer neben ihm schrie auf, als seine Füße im Boden zu versinken begannen. Mit verzweifelter Kraft versuchte er sich loszureißen, doch der schwarze Stein war plötzlich weich wie heißer Teer.
    Schreiend sank der Mann bis an die Knie ein, verlor durch seine eigenen, verzweifelten Bewegungen die Balance und stürzte nach vorn. Er versuchte seinen Fall mit den Händen abzufangen, doch seine Finger stießen auf keinen Widerstand. Seine Arme tauchten in den Boden ein wie in schwarzes

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