Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012
sich langsam entwickelnden Liebesgeschichte: Kein Genremuster wird ausgelassen. Die einzige Ausnahme ist besonders schön: Entgegen den »normalen« Genreregeln sterben nicht die besonders unschuldigen, nutzlosen Figuren, sondern die besonders nervtötenden zuerst.
Das Reisen mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln wird auch immer anstrengender. Darkest Hour
Der eigentliche Star des Films ist jedoch unbestritten die russische Hauptstadt Moskau: Angesichts von Szenen, in denen der Rote Platz menschenleer ist, zehnspurige Stadtautobahnen mit Autowracks übersät sind, Flugzeuge in stalinistischer Machtarchitektur stecken, fragt man sich, ob Putin persönlich die Filmemacher unterstützt und die zeitweilige Evakuierung der Metropole angeordnet hat. Selbst der kürzlich gestartete Mission: Impossible – Phantom Protokoll wusste Moskau nicht so eindrucksvoll zu nutzen wie dieser kleine, rohe Film. Der natürlich keine Bedeutung hat, der nichts über die Conditio humana zu sagen hat, der einfach nur 90 Minuten unterhalten will – was ihm in schönster B-Picture-Tradition aufs Beste gelingt.
Michael Meyns
DRIVE ANGRY
USA 2011 · Regie: Patrick Lussier · Darsteller: Nicolas Cage, Amber Heard, William Fichtner, Billy Burke, David Morse, Tom Atkins
Es fängt ganz vielversprechend an: Piper (Amber Heard) hat ziemlich handgreiflichen Stress mit ihrem Kerl, und John Milton (Nicolas Cage) taucht im rechten Moment in seinem Muscle Car auf, um dem Kerl eine Abreibung zu verpassen und die frischgebackene Ex mit »on the road« zu nehmen. Ein Typ im Anzug (William Fichtner) ist Cage auf der Spur und landet natürlich ebenfalls bei besagtem Kerl, den er nach peinlichem Verhör mit einem Baseballschläger zur Hölle schickt. Das mit der Hölle ist wörtlich zu nehmen, denn sowohl Milton als auch der Anzugträger kommen direkt aus dem Inferno, und beide haben eine Mission.
Der Ton ist rüde, das Tempo hoch, der Unfug groß. Selbst beim Sex erledigt Cage noch nebenbei eine Handvoll Typen, die sich mit allerlei Mordwerkzeugen Zutritt zum Hotelzimmer verschaffen. Und da es sich um einen 3D-Film handelt, fliegen einem die Macheten natürlich um die Ohren. Gut 45 Minuten macht das durchaus Spaß, dann nimmt der Film eine falsche Ausfahrt und fährt direkt vor die Wand. Das liegt vor allem an Billy Burkes Satanistenführer Jonah King, mit dem Milton noch ein Hühnchen zu rupfen hat. Jetzt wird der Trash-Faktor noch einmal gesteigert und überschlägt sich vor Schwachsinn, den man dann doch nicht mehr gewillt ist, lächelnd hinzunehmen. Beim Finale möchte man gar vor Scham im Erdboden versinken. Es sei denn, man ist schon in bierseliger Laune und zählt nur noch die hübschen Autos. Den 1969 Dodge Charger, den 1971 Chevelle, den 1964 Riviera, den 1957 Chevy, hach, und was weiß ich noch alles.
… quit driving, some things hurt more than cars and girls … Drive Angry
Wenn dann endlich alles erledigt ist und Milton zu den Klängen von Meat Loaf wieder in die Hölle fährt, ist vor allem eins gewiss: Eine Fortsetzung braucht man nicht zu fürchten. Milton wird in der Hölle bleiben. Luzifer sei Dank.
Bernd Kronsbein
FALLING SKIES
USA/Kanada 2011 · Creator: Robert Rodad · Darsteller: Noah Wyle, Moon Bloodgood, Drew Roy, Jessy Schram (TV-Serie)
Hilfe, die Aliens sind da! Und bevor sich die selbstbewusste Menschheit versieht, sind die Todeszahlen im Verlauf der Invasion gigantisch, und nur ein kleiner, kümmerlicher Haufen kämpft fortan noch ums Überleben, vorausgesetzt, man möchte den ewigen Rückzug und die ewige, brüchige Hoffnung denn mit dem Wörtchen Leben verbinden.
Das ist der wenig innovative Ausgangspunkt von Falling Skies , einem TV-Spektakel in zunächst zehn Folgen, das unter anderem Alien-Experte Steven Spielberg ( E.T., Krieg der Welten ) mitproduziert, der als Produzent in den letzten Jahren eigentlich nur selten danebengegriffen hat – der erste Hinweis darauf, dass sich hinter dem so vertraut schmeckenden Aufguss mehr als ein Rohrkrepierer verbergen könnte.
Hauptdarsteller des TV-Spektakels ist Noah Wyle. Genau, der sympathische Dr. Carter aus Emergency Room , der seiner Schauspielkarriere
mit der ambitionierten, gut ausstaffierten Mainstream-Science-Fiction-Serie einen erheblich größeren Gefallen getan hat als etwa mit dem unsäglichen The Quest. Er wird nie der glaubwürdigste und natürlichste aller Action-Heroes sein – den gutmütigen Geschichtsprofessor, der bis zum Letzten
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