Heyne - Das Science Fiction Jahr 2012
Stephen Lang
Der Gedanke, sich von den Conan-Streifen mit Arnold Schwarzenegger zu lösen und eine Neuinterpretation von Robert E. Howards Fantasy-Überhelden auf die Leinwand zu bringen, war kein schlechter. Deshalb geht Jason Momoa ( Game of Thrones, Stargate ) als Conan-Darsteller der nächsten Generation nach anfänglicher Skepsis auch voll und ganz in Ordnung. Er beweist sich spätestens in den furiosen Action-Sequenzen des Films, und einen glänzenden, aufgepumpten Bodybuilder hat nun wirklich niemand mehr gebraucht – dieses Bild hat sich auch so stark genug eingebrannt. Selten sah die hyborische Welt, wie der Träumer aus Texas sie in seinen kraftvollen Pulp-Erzählungen beschrieben und zur Kulisse für Conans vielfältige Abenteuer als Glücksritter, Söldner, Dieb, Pirat, Feldherr und König gemacht hat, außerdem besser aus. Diese Städte und Berge und Wälder und Wasser sind genauso wild und archaisch wie die barbarischen Cimmerier im rauen Norden ihrer gnadenlosen Welt.
Weg da, ich hab sie zuerst gesehen! Conan
Viel mehr Positives lässt sich über die 90 Millionen Dollar teure Conan-Neuverfilmung von Regisseur Marcus Nispel dann aber auch schon nicht mehr sagen. Vielleicht hätte dem deutsch-amerikanischen Filmemacher einfach mal jemand sagen sollen, dass das, was schon an seinem Pathfinder nur bedingt funktioniert und nur mäßig begeistert hat, bei Conan erst recht niemanden in lauten Jubel ausbrechen lassen dürfte. Der Plot des Films ist erneut schlichtweg nicht stark genug, um das Hauen und Stechen, den Sex, die One-Liner und den ganzen Rest auch nur ansatzweise zusammenzuhalten, geschweige denn zu tragen. Unter diesem Aspekt ist Nispels Conan nur eine weitere austauschbare Fantasy-Geschichte mit schwachen Motivationen und Stereotypen, so ruchlos und blutig und temporeich das alles auch in Szene gesetzt sein mag. Es fehlen einmal mehr die Kraft und die Seele, die Howards Erzählungen ausgezeichnet haben. Dass die dritte Dimension die jüngste Conan-Verfilmung nicht sonderlich bereichert, ist da fast nur eine Fußnote der Enttäuschung.
Es soll wohl einfach nicht sein, bei Crom! Das Warten auf eine adäquate Howard-Verfilmung geht weiter.
Christian Endres
CONTAGION
USA 2011 · Regie: Steven Soderbergh · Darsteller: Matt Damon, Jude Law, Kate Winslet, Gwyneth Paltrow
Wohl kein anderer Regisseur als Steven Soderbergh hätte diesen Film drehen können, erst recht nicht mit dieser geradezu klinischen Kälte, mit der die Folgen einer durch einen tödlichen Virus ausgelösten Epidemie beschrieben werden. Es beginnt an Tag 2, wie eine der vielen Zeit und Ort bezeichnenden Einblendungen verrät, die dem Film immer wieder den Anschein einer distanzierten Dokumentation geben: Auf dem Heimweg von Hongkong (sofort denkt man da natürlich an verseuchte Hühner …) macht Beth (Gwyneth Paltrow) einen Stopp bei einem Exlover. Bei ihrem Mann Mitch (Matt Damon) und den Kindern angekommen, erkrankt sie an einer zunächst harmlos wirkenden Grippe, die sie jedoch bald umbringt, was zu einer Paltrow-Hasser erfreuenden Sezierungs-Szene führt, bei der ihr ganz beiläufig der Schädel aufgeschnitten wird.
Immer muss ich an die Tafel. Contagion
Derweil verbreitet sich der Virus immer schneller, kurze Einstellungen auf verschnupfte Nasen, ungewaschene Hände und all die Gegenstände, die sie berühren, zeigen auf erschreckende Weise, wie schnell sich ein Virus verbreiten kann. Doch nicht nur um den Virus selbst geht es Soderbergh, auch die Gegenreaktion zeigt er. Mit emotionsloser Professionalität versucht die WHO, den Ursprung des Virus zu finden und ein Gegenmittel zu entwickeln, während lokale Helfer versuchen, das Schlimmste zu verhindern. In rasendem Tempo springt der Film um die Welt, von Schauplatz zu Schauplatz, von Erzählstrang zu Erzählstrang. Kaum ein Aspekt einer Pandemie bleibt ausgespart: vom windigen investigativen Journalisten, der ebenso eigene Interessen verfolgt wie Vertreter
der Pharmaindustrie, die Milliarden mit dem Gegenmittel zu verdienen hoffen und – so deutet es der Film an – mit ihren rücksichtslosen Methoden ungewollt zur Entstehung des Virus beigetragen haben. Die Vielzahl der Figuren und angerissenen Aspekte macht Contagion bei aller filmischen und erzählerischen Klasse allerdings auch zu einem Film, den man eher bewundert als liebt. Angesichts der enormen Informationen, die auf den Zuschauer eindringen, der teils winzigen Auftritte einer ganzen Riege
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