Heyne Galaxy 01
rollte über ihre Wange.
»Ich habe das dritte Auge gesehen!« Ihre Stimme war unheimlich ruhig und überzeugend. »Nun hilf mir doch, Rick! Ich habe es wirklich gesehen.«
Ich weiß nicht, warum ich das Spiel weitermachte, statt endlich einen Schlußstrich zu ziehen. Eine Art Selbstkasteiung, nehme ich an. Ich wollte den Vorfall einfach vergessen, so tun, als wäre er nie geschehen. Aber es gelang mir nicht.
»Und warum haben wir das vorher nie bemerkt?« fragte ich. »Der Hausmeister hat doch schon immer einen Hinterkopf gehabt, und wir beide haben ihn oft genug gesehen.«
»Vielleicht waren wir nicht aufmerksam genug.«
»Dann hat ihn ein anderer gesehen. Glaubst du denn, es hätte noch nie jemand hinter ihm gestanden?«
»Seine Haare teilten sich, Rick. Als ich hinsah, schlossen sie sich wieder über dem Auge und verdeckten es. Niemand kann es sehen, es sei denn, es geschieht aus Zufall.«
Ich war in einer verzwickten Lage. Ich konnte doch meiner Frau nicht auf den Kopf zusagen, daß ich sie für übergeschnappt hielt. Das tut kein Gentleman.
»Du bist überarbeitet«, hätte ich vielleicht sagen können, aber das wäre glatter Unsinn gewesen. Ich verdiente genug für uns beide.
»Wirst du heute nacht mit mir in den Keller gehen?« fragte sie.
»Natürlich gehe ich mit, aber jetzt legst du dich ein wenig hin und versuchst zu schlafen.«
»Ich bin nicht müde.«
»Liebling, du legst dich hin und schläfst.« Diesmal blieb ich hart. »Ich gehe heute nacht mit dir in den Keller, aber nur dann, wenn du ausgeschlafen bist.«
Sie ging ins Schlafzimmer. Ich hörte, wie die Matratzen quietschten, als sie sich hinlegte. Später folgte ich ihr und deckte sie zu. Sie sah mit weit geöffneten Augen die Decke an und schien mich nicht einmal zu bemerken. Auf keinen Fall hatte sie Lust, sich weiter mit mir zu unterhalten.
Mir war das nur recht.
»Was soll ich tun?« fragte ich Phil.
Ruth war eingeschlafen, und ich hatte mich aus der Wohnung geschlichen. Phil und Marge wohnten uns genau gegenüber, auf der anderen Seite des Korridors.
»Vielleicht hat sie wirklich Maschinen gesehen«, meinte er. »Möglich ist alles.«
»Ja, so ziemlich alles«, gab ich verbissen zu. »Jedenfalls muß ich mit Ruth in den Keller, wenn sie weiterhin darauf besteht. Ich habe es ihr versprochen.«
»Wenn ihr geht, sagt uns Bescheid. Wir kommen mit.«
Ich starrte ihn an.
»Hat es dich etwa auch angesteckt? Du wirst den Quatsch doch wohl nicht glauben …«
Er sah mich mit einem merkwürdigen Blick an.
»Verrate es niemandem, hörst du?« Er sah sich um, ob Marge in der Nähe war, dann fügte er hinzu: »Weißt du, Marge hat mir dieselbe Geschichte erzählt. Sie behauptet, der Hausmeister habe drei Augen. Eins davon im Hinterkopf.«
Nach dem Abendessen ging ich, um einen Becher Eis zu holen. Dabei traf ich Johnson, unseren Polizisten.
»Sie machen wohl Überstunden?« fragte ich, als er automatisch seine Gangart der meinen anpaßte und neben mir herschritt.
»Die Halbstarken machen die Gegend unsicher«, erklärte er.
»Mich haben sie noch nie belästigt.«
»Dienst ist Dienst. Ich führe nur meine Befehle aus.« Er zuckte die Schultern. »Was macht Ihre Frau?«
»Oh, es geht ihr gut.«
»Denkt sie nicht mehr, daß die Miete zu billig ist?«
»Nein.« Ich schluckte. »Ich habe ihr das ausgeredet. Außerdem glaube ich, daß sie mich nur ärgern wollte. Sie wissen ja, wie Frauen manchmal sein können. Oder sind Sie nicht verheiratet?«
Wir wechselten noch einige Worte, dann trennten sich unsere Wege.
Ich eilte, so schnell ich konnte, nach Hause. Meine Hände zitterten, und mehr als einmal sah ich mich nach allen Seiten um, aber ich konnte niemand entdecken. Dabei hätte ich schwören mögen, daß mich jemand heimlich beobachtete.
»Rick, es ist Zeit!« sagte Ruth.
Ich grunzte und wälzte mich auf die andere Seite. Dann richtete ich mich auf und sah auf die Uhr. Es war kurz vor vier Uhr morgens.
»Jetzt willst du noch gehen? Es ist doch viel zu spät, und bald wird es hell.«
Sie gab mir keine Antwort. Schweigend zog sie sich an.
Dann sagte sie:
»Ich gehe!«
Sie hatte kein Licht gemacht, trotzdem konnte ich sie sehen. Draußen begann es schon zu dämmern.
»Warte, Ruth. Ich ziehe mir nur schnell etwas an.«
Sie war vor mir fertig und ging in die Küche. Ich hörte sie mit dem Geschirr rumoren. Sie machte Kaffee. Den Geräuschen nach zu urteilen, zitterte sie dabei nicht mit den Händen. Als sie etwas
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