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Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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erstes Dämmerlicht. Wir sahen den Hausmeister auf uns zukommen. Ich zog Ruth hinter einen Mauervorsprung. Wir duckten uns und hielten den Atem an.
    Der Mann näherte sich unserem Versteck und ging vorbei. In der Hand hielt er eine Taschenlampe. Er schien völlig ahnungslos zu sein, denn er schritt auf die Tür zum Maschinenraum zu und begann, die Stufen hinabzusteigen. Als sein Kopf in das heraufscheinende Licht getaucht wurde, blieb er plötzlich stehen. Er sah in die entgegengesetzte Richtung, und gleichzeitig blickte er uns an.
    Fasziniert starrte ich auf das dritte Auge in seinem Hinterkopf.
    Es bot einen gräßlichen Anblick. Einsam saß es zwischen den geteilten Haaren und schien hämisch zu grinsen. Nicht nur hämisch, sondern auch drohend, furchterregend und unheimlich selbstsicher.
    Der Hausmeister hatte uns gesehen, aber er kümmerte sich nicht um uns. Er ging weiter. Hinter ihm schloß sich die Wand. Es war, als hätte es nie eine Tür darin gegeben.
    Ich spürte, daß Ruth an allen Gliedern zitterte.
    »Du hast es gesehen?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Er weiß, daß wir die Maschinen entdeckt haben. Warum ist er einfach weitergegangen?«
    Wir stiegen in den Lift.
    »Vielleicht ist alles in Ordnung, und wir machen uns unnötige Gedanken …«
    Ich schwieg, denn mir fielen die Maschinen wieder ein. Ich entsann mich, welcher Art sie waren. Und dann das dritte Auge.
    »Was unternehmen wir?« fragte Ruth.
    Ich umfaßte sie, um sie zu beruhigen. Aber wie konnte ich das, wo ich selbst Trost benötigte?
    »Vielleicht sollten wir von hier verschwinden, bevor es zu spät ist. Sofort!«
    »Ohne zu packen?«
    »Wir nehmen nur das Notwendigste. Vor Anbruch des Tages müssen wir das Haus verlassen haben. Sie werden uns nicht daran hindern können.«
    »Sie …?«
    Hatte ich »sie« gesagt?
    Natürlich sie! Der Hausmeister allein konnte die Maschinen nicht installiert haben. Es mußte eine ganze Gruppe dahinterstecken. Ich glaube, es war vor allen Dingen das mysteriöse dritte Auge, das meine Theorie erhärtete.
    Wir gingen noch zu Phil und Marge und berichteten, was wir gesehen hatten. Zu meinem maßlosen Erstaunen nahm Ruth es ganz ruhig auf. Ich wußte plötzlich, daß sie die ganze Zeit über etwas Ähnliches vermutet hatte. Meine Theorie ließ sich in einem einzigen Satz zusammenfassen:
    »Ich glaube, unser Haus ist ein Weltraumschiff«, sagte ich.
    »Was?« Marge starrte mich verständnislos an.
    »Ich weiß, es hört sich verrückt an«, bestätigte ich ihr, und ich bin sicher, daß sie mich in diesem Augenblick für übergeschnappt hielt. »Im Keller sind Maschinen – und ich kenne diese Art Maschinen. Es sind Antriebsmaschinen für ein gigantisches Raumschiff. Ich weiß auch nicht, wie sie dorthin gekommen sind und wer sie baute, ich weiß nur, daß sie nichts anderes als Raketenmotoren sein können.«
    »Deswegen muß doch das Haus kein Weltraumschiff sein«, flüsterte Phil erschrocken. Er war ganz blaß.
    »Doch!« sagte Ruth.
    Ich fuhr zusammen. Wenn Ruth meine Theorie bestätigte, dann mußte sie auch stimmen. Ruth hatte in letzter Zeit zu oft recht behalten.
    »Und was soll das alles?« wollte Marge wissen. Sie zitterte am ganzen Körper. »Warum?«
    »Wenn man richtig darüber nachdenkt«, sagte Ruth, »scheint alles sehr plausibel zu sein.«
    Wir sahen sie erwartungsvoll an.
    »Nun?« machte ich.
    Ich hatte plötzlich Angst vor ihrer Antwort.
    »Der Hausmeister«, begann sie, »ist kein Mensch. Das wissen wir jetzt. Das dritte Auge kann keinen Zweifel darüber lassen, daß wir es nicht mit einem Menschen zu tun haben.«
    »Habt ihr euch nicht getäuscht?« Phil beugte sich vor. Er war immer noch blaß. »Er hat wirklich ein drittes Auge?«
    »Hat er!« Ich nickte bekräftigend. »Ich habe es gesehen.«
    »Mein Gott!« hauchte er erschüttert.
    »Er ist kein Mensch«, wiederholte Ruth. »Ein Humanoide ja, aber er stammt nicht von der Erde. Abgesehen von dem dritten Auge sieht er aus wie einer von uns, es kann aber natürlich auch sein, daß er in Wirklichkeit eine Gestalt besitzt, die er nach Belieben verändern kann. Vielleicht hat er das dritte Auge nur deshalb behalten, um uns besser beaufsichtigen zu können.«
    Phil strich sich mit zitternden Händen durchs Haar.
    »Das ist ja Wahnsinn, heller Wahnsinn!« murmelte er.
    Er sank in seinen Stuhl zurück. Auch die beiden Frauen hatten sich gesetzt. Ich konnte nicht, denn ich hätte am liebsten meinen Hut aufgesetzt und wäre davongelaufen. Die anderen

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