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Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Ruth, warum …?«
    »Sieh mich an!« befahl sie. Ich sah sie an. »Glaubst du wirklich, daß ich den Verstand verloren habe? Sehe ich wirklich so aus?«
    Ich seufzte.
    »Du hast nur eine blühende Phantasie.«
    Sie maß mich mit einem verächtlichen Blick.
    »Du bist …«
    Diesmal ließ ich sie nicht zu Ende sprechen. Ich unterbrach:
    »Ja, du und Michelangelo! Es ist schlimm, seiner Zeit um Generationen voraus zu sein, aber das geht allen Genies so. Du mußt dich damit abfinden.«
    »Ich werde es dir noch beweisen! Heute nacht werden wir in den Keller gehen, dann schläft der Hausmeister. Wenigstens hoffe ich, daß er ab und zu auch schläft.«
    Langsam begann ich nervös zu werden.
    »Ich fange nun auch bald an, Gespenster zu sehen.«
    »Ausgezeichnet«, sagte sie, als wir den Lift verließen. »Ich glaubte schon, du wärest überhaupt nicht wachzubekommen.«
    Den ganzen Nachmittag saß ich vor der Schreibmaschine, aber ich bekam nicht eine Seite voll. Immer mußte ich an Ruth und ihre Maschinen denken. Hatte sie wirklich keine Halluzinationen gehabt? Die Tür, wenn es eine solche Tür gab, war versehentlich offengelassen worden, das war klar. Was aber sollten die großen Maschinen unter dem Haus? Das war doch völlig verrückt!
     
    Sie zitterte am ganzen Körper, und ihr Gesicht war so weiß wie ein Bettlaken. Ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen, und sie sah mich an wie einen Geist.
    »Der Hausmeister hat drei Augen …!«
    Ich begann die Geduld zu verlieren, aber ich beherrschte mich und nahm sie in den Arm.
    »Liebling …«, begann ich, aber ich kam nicht weiter. Einfach deshalb, weil sich ihre Furcht auf mich übertrug. Aber es war eine andere Furcht. Keine Furcht vor dem Hausmeister wenigstens. Was soll man dazu sagen, wenn die eigene Frau behauptet, ein anderer Mann hätte drei Augen?
    Sie wurde plötzlich ganz ruhig und sah mich dankbar an.
    »Du glaubst mir nicht?« fragte sie.
    »Weißt du …« Ich stockte. So hilflos hatte ich mich noch nie in meinem Leben gefühlt.
    »Diese Nacht gehen wir in den Keller, Ricky. Ich bin fest entschlossen. Jetzt weiß ich, daß ich mich nicht irre.«
    »Sollten wir nicht lieber …?«
    »Dann gehe ich eben allein!« Ihre Stimme klang schrill, fast hysterisch. »Unter dem Keller sind Maschinen, große Maschinen!«
    Sie lehnte sich an meine Schulter und begann zu weinen. Ich strich ihr über die Haare.
    »Schon gut, Kleines. Du wirst nicht allein gehen. Ich komme mit dir.«
    Das schien sie zu beruhigen. Allmählich versiegten ihre Tränen. Ich hörte ihr zu, als sie zu reden begann, denn ich wollte sie nicht erneut aufregen.
    »Ich ging unten durch die Vorhalle, um nachzusehen, ob Post für uns da war. Manchmal kommt ja auch nachmittags welche …«
    »Ja, ich weiß, Liebes. Besonders Pakete.«
    »Ich ging am Hausmeister vorbei.«
    »Na, und?«
    »Er lächelte mir zu. Du weißt, wie er lächelt, nicht wahr? Heimtückisch und falsch.«
    Es war zwecklos, darüber zu streiten. Der Hausmeister, davon war ich fest überzeugt, konnte bestimmt nichts dafür, daß er Ruths Phantasie so anregte. Er war sicherlich ebenso harmlos wie ich. Was konnte er dafür, daß er mit einem Gesicht geboren worden war, das direkt aus der Werkstatt eines Herrn Frankenstein zu kommen schien?
    »Er lächelte also. Und dann?«
    »Ich ging an ihm vorbei. Ich hatte plötzlich so ein merkwürdiges Gefühl, und dann wußte ich, daß er mich durchschaut hatte. Er wußte, daß ich die Maschinen entdeckt hatte. Und dann …«
    »Was war dann?«
    »Ich spürte seinen Blick im Nacken.«
    Das war mir im Keller auch so ergangen. Eine Art sechster Sinn, der im Gehirn jedes Menschen schlummert. Man kann fühlen, wenn einem jemand nachblickt. Nichts Neues.
    »Das glaube ich dir gern«, sagte ich daher.
    »Aber was dann kam, wirst du mir nicht mehr glauben«, prophezeite sie. »Als ich mich schnell umdrehte, ging er von mir weg.«
    »Dann habt ihr euch in derselben Sekunde umgedreht und …«
    »Nein!« Sie schlug mit der Hand auf den Tisch. »Ich habe mich umgedreht, aber er nicht!«
    »Du hast doch eben behauptet …«
    »Er sah mich an, Rick! Er ging weg, aber er sah mich dabei an. Sein Gesicht war nicht mir zugewendet, sondern dem Lift. Das ist die entgegengesetzte Richtung.«
    Nach einer Weile hörte ich mich fragen:
    »Wie sah er dich dann an, Schatz?«
    Ruth sagte:
    »Er hatte ein drittes Auge im Hinterkopf.«
    »Liebling!« flüsterte ich vorwurfsvoll.
    Sie schloß ihre Augen. Eine Träne

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