Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
sagte, war ihre Stimme ruhig und gefaßt. Ich hingegen erblickte das besorgte und fast verzweifelte Gesicht eines unrasierten Mannes, als ich im Badezimmer in den Spiegel sah. Ich wusch mich schnell und kämmte mir die Haare.
    »Danke.« Ich nahm den Kaffee, den Ruth mir reichte. In diesen Minuten war ich aufgeregter als sie. Sie trank keinen Kaffee.
    »Bist du nun endlich wach?« erkundigte sie sich. Ich nickte. Auf dem Tisch lagen eine Taschenlampe und ein Schraubenzieher. Schnell trank ich den Kaffee.
    »Ich bin fertig. Gehen wir. Ich bin froh, wenn wir es hinter uns haben.«
    Ich fühlte ihre Hand auf meinem Arm.
    »Ich hoffe, du …«, begann sie, um plötzlich zu verstummen.
    »Was?«
    »Ach, nichts. Gehen wir endlich.«
    Draußen im Gang war es ganz ruhig. Kein Ton war zu hören. Das Haus schlief. Kurz bevor wir den Lift erreichten, entsann ich mich, daß Phil uns begleiten wollte. Ich sagte es Ruth.
    »Wir können nicht mehr länger warten«, gab sie zurück. »Bald wird es hell.«
    »Ich sehe nur nach, ob sie wach sind. Eine Minute, länger dauert es nicht.«
    Sie schwieg und blieb neben der Tür zum Lift stehen. Schnell ging ich zurück und klopfte leise gegen Phils Wohnungstür. Nichts rührte sich. Als ich wieder zum Lift sah, war Ruth verschwunden.
    Natürlich war es unnötig, sich deswegen Sorgen zu machen. Im Keller existierte genausowenig eine Gefahr wie hier oben im Korridor. Trotzdem war ich besorgt, als ich Ruth nicht mehr sah.
    »Ruth!« rief ich und lief zur Treppe.
    »Warte!« Das war Phil. Er hatte die Tür geöffnet und war auf den Gang getreten.
    »Keine Zeit, Phil«, brüllte ich zurück, ohne daran zu denken, daß ich das ganze Haus aufwecken konnte. So schnell wie möglich lief ich die Treppen hinab, aber als ich unten ankam, stand die Tür zum Lift offen. Die Kabine war leer. Die Treppe zum Keller lag in Dunkelheit gehüllt. Ich fand keinen Lichtschalter.
    Vorsichtig schritt ich nach unten.
    »Ruth«, flüsterte ich. »Ruth, wo bist du denn?«
    Ich fand sie weiter unten. Sie stand vor einer Öffnung in der Wand. Dahinter führten weitere Stufen in die Tiefe.
    »Nun«, sagte sie, »glaubst du immer noch, daß ich verrückt bin?«
    Meine Hände ballten sich zu Fäusten.
    Die Treppe nach unten war beleuchtet. Ich hörte Geräusche – merkwürdige Geräusche. Ein auf- und abschwingendes Summen, das Klicken von Relaisschaltern, das Surren einer Pumpe …
    Ich nahm Ruths Hand.
    »Tut mir leid, Kleines …«
    Sie gab den Händedruck zurück.
    »Das ist jetzt egal, Rick. Ich hatte recht – das allein zählt nun. Irgend etwas stimmt hier nicht.«
    Ich nickte.
    »Ja. Allerdings.«
    »Gehen wir weiter.«
    »Warte noch. Wäre es nicht besser, wenn wir …«
    »Wir müssen Gewißheit haben«, sagte sie im Tonfall eines Spähtruppkommandeurs.
    »Vielleicht ist dort unten jemand.«
    »Wir sind vorsichtig.«
    Sie zog mich einfach mit. Hätte ich mich nicht geschämt, würde ich mich gegen die Bevormundung gewehrt haben, so aber ließ ich mich mitzerren. Gleichzeitig erkannte ich, daß, wenn Ruth hinsichtlich der Maschinen richtig beobachtet hatte, auch der Hausmeister …
    Aber das war zu phantastisch! Ich träumte doch nicht, sondern wohnte in einem Wohnblock in der siebten Straße im Osten der Stadt. Es war alles nüchterne Wirklichkeit, versuchte ich mir einzureden, aber es gelang mir nicht ganz, mich zu überzeugen.
    Wir erreichten die unterste Stufe und blieben stehen.
    Wir sahen sie.
    Maschinen! Und was für Maschinen! Als ich sie sah, erkannte ich sofort, was das für Maschinen waren. Ich hatte mehr als einen wissenschaftlichen Artikel darüber geschrieben und noch mehr darüber gelesen.
    Vor meinen Augen begann sich alles zu drehen. Die Umstellung war zu gewaltig. Vorher noch waren wir im Keller eines gewöhnlichen Wohnhauses gewesen, und nun standen wir vor der gigantischsten Energiestation, die man sich vorstellen konnte.
    Ich weiß nicht mehr, wieviel Zeit verging, aber endlich begriff ich, daß wir hier nicht stehenbleiben konnten. Wir mußten etwas unternehmen. In erster Linie mußten wir von hier verschwinden.
    »Gehen wir«, flüsterte ich.
    Schnell stiegen wir die Stufen wieder empor. In meinem Gehirn arbeitete es. Phantastische Ideen und Theorien wurden geboren und verworfen. Sie waren nicht nur phantastisch, sondern verrückt. Aber selbst die verrückteste besaß den Grad der Wahrscheinlichkeit.
    Im Kellergang hörten wir die Schritte. Durch die unter der Decke liegenden Fenster kam

Weitere Kostenlose Bücher