Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 02

Heyne Galaxy 02

Titel: Heyne Galaxy 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
»als hätten wir soeben die Premiere eines neuen Erfolgsfilmes miterlebt. Wir können zufrieden sein.«
    Er war wirklich mit sich und der Welt zufrieden, als er an diesem Tag das Büro verließ. Der Nachmittag war damit ausgefüllt gewesen, den Film in seine endgültige Form zu bringen. Die Arbeit ließ ihn einige Bedenken vergessen, die sich in ihm gemeldet hatten.
    Es war schon dunkel, als er auf die Straße trat. Sofort löste sich aus dem Schatten des Portals eine gedrungene Gestalt und näherte sich ihm. Harte Fäuste schössen vor und packten ihn, drängten ihn gegen die Mauer.
    Im ersten Augenblick erkannte Northrop das Gesicht des Mannes nicht, als Lichtschein darauf fiel. Es war ein nichtssagendes, älteres Gesicht. Aber dann wußte er plötzlich, wen er vor sich hatte.
    Harry Gardner. Der Sohn des Toten.
    »Mörder!« sagte Gardner schrill. »Du hast ihn umgebracht. Hätte man ihn betäubt, würde er noch leben. Du und deine verdammte Show haben ihn getötet!«
    Northrop sah zum Portal zurück. Er hörte, wie sich Schritte näherten. Er wurde ruhiger. Bald würde er Unterstützung haben.
    »Hören Sie zu«, sagte er langsam, um Zeit zu gewinnen, »unser Arzt hat alles getan, was menschenmöglich war. Die besten Medikamente, die teuerste Pflege …«
    »Ihr habt ihn ermordet!«
    »Nein«, widersprach Northrop. Mehr sagte er nicht, denn er sah das Aufblitzen der kleinen Pistole in Gardners Hand. Das Gesicht des Mannes verzerrte sich vor Haß.
    Northrop wollte zurückweichen, doch die Mauer war in seinem Rücken.
    Gardner zielte und drückte ab.
    Ein feiner Energiestrahl fuhr aus der Mündung. Er war so scharf wie das elektronische Skalpell von Dr. Steen.
    Gardner lief davon, ohne sich um sein Opfer zu kümmern. Seine hallenden Fußtritte wurden leiser und verstummten schließlich. Northrop sank auf den kalten Marmorboden im Eingang des Geschäftshauses nieder. Fest preßte er die Hände gegen den Bauch.
    Mantel und Anzug waren verbrannt. Der Energiestrahl war nur wenige Millimeter dick gewesen, aber mindestens zehn Zentimeter tief in seinen Körper eingedrungen. Er hatte Fleisch, Knochen, Eingeweide und Organe glatt durchschnitten. Die Wunde schmerzte nicht. Northrops Gehirn hatte die Botschaft durch die Nervenstränge noch nicht erhalten.
    Dann aber geschah es. Northrop wälzte sich am Boden. Es war also doch ein Unterschied, die eigenen Schmerzen oder die eines anderen zu empfinden.
    Schritte näherten sich.
    »Nanu!« sagte jemand.
    Northrop sah mühsam auf.
    Maurillo!
    Ausgerechnet Maurillo!
    »Einen Arzt«, flüsterte Northrop. »Schnell, holen Sie einen Arzt. Die Schmerzen – ich halte sie nicht mehr aus. Helfen Sie mir, Ted …«
    Maurillo bückte sich. Er lächelte. Ohne ein Wort der Entgegnung richtet er sich dann wieder auf und eilte in die nächste Telefonzelle, nur wenige Meter entfernt. Er wählte eine Nummer.
    »Einen Wagen, Chef, aber schnell. Ich habe was für uns.«
    Northrop krümmte sich am Boden. Maurillo hockte sich neben ihn.
    »Einen Doktor, Ted«, murmelte der Verwundete. »Eine Spritze. Gib mir eine Spritze, Ted. Die Schmerzen…«
    »Eine Betäubung?« Maurillo lachte. »Daraus wird nichts, mein Lieber. Warte du nur. Du bleibst am Leben, bis wir die ganze Geschichte aufgenommen haben.«
    »Aber… du arbeitest doch nicht mehr bei mir. Das Programm …«
    »Ich arbeite jetzt für ›Transkontinental‹. Die machen auch eine Blut- und Nerven-Show. Mit mir. Und wir brauchen keine Verträge.«
    Northrop schnappte nach Luft. Transkontinental! Ausgerechnet diese verfluchte Bande, die in allen Ländern der Erde ihre Aufnahmen machte! Echte Aufnahmen! Keine gestellten! Und keine Bezahlung.
    Northrop stöhnte. Er sollte also für die Zuschauer sterben und leiden! Auf den teuflischen Gedanken konnte auch nur Maurillo kommen.
    »Anästhesie, Ted! Bitte!«
    »Nichts, Northrop. Der Wagen muß gleich hier sein. Der Arzt ist dabei. Unser Arzt! er wird dich nähen, und wir werden alles aufnehmen. Vom Anfang bis zum Ende. Ohne Betäubung.«
    Northrop schloß die Augen. Er fühlte den wühlenden Schmerz in den Eingeweiden. Er wollte sterben, jetzt! Er zwang sich, sterben zu wollen, ehe Maurillos Leute eintrafen.
    Aber er starb nicht. Er lebte und litt.
    Eine Stunde lang lebte er, Zeit genug für Maurillos Gesellschaft, alles aufzunehmen. Dann starb er.
    Sein letzter Gedanke war Bedauern.
    Bedauern darüber, den sicherlich einmaligen Film nun nicht mehr sehen zu können, der morgen von

Weitere Kostenlose Bücher