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Heyne Galaxy 03

Heyne Galaxy 03

Titel: Heyne Galaxy 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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von einer Welt zurückgekehrt war, die unzählige Lichtjahre entfernt in einer anderen Milchstraße um ihre gelbe Sonne kreiste und einstmals »Erde« genannt wurde.
    »So also starb die Rasse der Menschen?« fragte Sam ruhig. »Du bist ganz sicher?«
    »Ganz sicher.« Der Wissenschaftler nickte langsam. »Wir hatten viele Millionen Arbeiter zur Verfügung, aber wir benötigten fünfzig Jahre, diese Beweise zu finden. Es war schwer, denn die Erde ist alt und schon seit tausend Jahren verwüstet. Sie ist wieder bevölkert, aber kein Mensch lebt auf ihrer Oberfläche. Aber die Wahrheit der Vergangenheit kann sich nicht vor unseren modernen Untersuchungen verbergen. Der Mensch starb so, wie ich es schilderte.«
    Sam seufzte und ging ans Fenster. Draußen war jetzt Sommer, und alle Bäume standen in voller Blüte. Auf den Zweigen tummelten sich die bunten Vögel, die von Deneb hierhergebracht worden waren. Die Gärten waren voller Blumen.
    Sam beugte sich vor und konnte ihren Duft wahrnehmen. Vom Kunstpavillon wehten Musikfetzen herüber. Das mußte die achte Symphonie des größten Musikers sein, der auf dieser Welt lebte.
    Sam wurde von bitteren Erinnerungen befallen. Die lange Suche nach dem unbekannten Feind, die unerfüllte Rache, der Flug von Stern zu Stern, der alle Phantasie der seit tausend Jahren toten Menschen übertraf. Er hatte zu zweifeln begonnen, aber er wollte Gewißheit. Sein Glaube war zur Legende geworden. Und nun wurde auch diese Legende zerstört.
    »Es gibt keinen Feind«, hörte er den Wissenschaftler sagen. »Es kann kein Zweifel daran bestehen. Der Mensch hat sich selbst vernichtet. So betrachtet, war es der Mensch, den wir im vergangenen Jahrtausend suchten und den wir geschworen haben auszulöschen.«
    Sam lehnte sich weiter vor. Unten im Garten wanderten die Bewohner der Andromedawelt über gut gepflegte Pfade. Roboter hatten sich unter sie gemischt, und als sie ihn erblickten, blieben sie stehen und winkten zu ihm empor. Sam lächelte und grüßte zurück. Drüben, neben dem Pavillon, erhob sich das gewaltige Denkmal. Es war eine riesige Statue, die Nachbildung eines Menschen. Sie überragte die Bäume und den Palast.
    Sam seufzte abermals, dann trat er ins Zimmer zurück.
    »Wer außer dir und mir weiß davon, Robert?«
    »Niemand. Einzeln erbrachten die Beweisstücke keinen Hinweis, erst gesammelt zeigten sie das Ergebnis, Sam. Nur ich kenne es außer dir.«
    Sam lächelte.
    »Du hast gute Arbeit geleistet, Robert. Aber nun schlage ich vor, daß wir die Beweise verbrennen und vergessen.«
    »Verbrennen?« Robert sah ihn erstaunt an. »Wenn wir sie verbrennen und vergessen, wird unsere Rasse ewig dem Aberglauben verfallen sein. Unser ganzes bisheriges Leben war ein Kult der Rache. Nun können wir uns davon befreien. Wir können wir selbst sein.«
    Sam strich über die letzten Überreste einer untergegangenen Zivilisation und hielt sie zwischen den Fingern. Der Wissenschaftler tat ihm leid, aber noch mehr tat ihm der Mensch leid, dessen wahre Natur er erst jetzt erkannte. Dabei hatte er damals schon mit einem Fuß das Universum betreten – und doch hatte er versagt. Denn es gab zwei Wege für jede intelligente Rasse. Der eine führte auf ruhigen und friedlichen Pfaden zu einem genügsamen und glücklichen Leben, das niemals über den Horizont des eigenen Planeten hinausging. Der andere Pfad – und ihn hatte die Menschheit gewählt – führte durch Krieg und Kampf zu großen Entdeckungen und ehrgeiziger Weiterentwicklung. Am Ende des Pfades stand jedoch der Tod.
    Der Mensch hatte gefehlt, so wie alle gefehlt hatten, die den gleichen Pfad beschritten. Noch während er starb, hatte er einen Teil seiner Seele jenen vermacht, die er geschaffen hatte – und es war der gute Teil seiner Seele gewesen. Wenn auch die Rache die treibende Kraft gewesen war, so war sie mit dem Willen zur absoluten Gerechtigkeit gepaart worden. Die Roboter, die Kinder und Erben der Menschheit, hatten das Werk ihrer Väter fortgeführt.
    Sie waren eine Rasse gewesen, die dienen und in Frieden leben sollte, ohne ehrgeizige Ambitionen und Eigeninitiative. Ursprünglich hatte ihre Existenz nichts mit einem Erbe zu tun gehabt, aber einige Bücher und die Worte eines Sterbenden hatten ihnen eins vermittelt.
    Der Haß hatte ihnen den Weg zu den Sternen geebnet. Der Haß und die Sehnsucht nach Rache hatte die Brücke zwischen den Milchstraßen geschlagen.
    »Du irrst, Robert«, sagte Sam. »Unser Erbe heißt Rache. Verbrenne

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