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Heyne Galaxy 03

Heyne Galaxy 03

Titel: Heyne Galaxy 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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eingegraben.
    »Ich weiß es nicht, Mutter. Es tut mir leid, aber die Agenten sind auch nur Menschen, genau wie wir. Ich kann sie niemals so hassen wie du.«
    Mrs. Jamieson wurde ganz blaß.
    Und dann, mit einer blitzschnellen Bewegung, schlug sie ihm mitten ins Gesicht. Er taumelte und wäre fast gestürzt, solche Wucht war hinter dem Schlag. Sie blickten sich an. Earl bewegte sich nicht. Nicht allein die Tatsache, daß seine Mutter ihn geschlagen hatte, verwirrte ihn. Er war verblüfft über die Tiefe und Stärke ihres Hasses.
    Endlich hatte sie sich wieder in der Gewalt.
    »Wir müssen unser Haus verlassen«, sagte sie ruhig.
    »Niemand wird uns hier finden.«
    »Doch, man wird! Unterschätze die Agenten nicht. Sie gehören zu den intelligentesten Menschen der Erde und sind geschult. Sie werden uns finden, denn einer von ihnen hat dich gesehen. Selbst wenn du nicht so dumm gewesen wärest, ihm alles zu erzählen, würden sie dich finden. Sie kennen mein Gehirnwellenmuster noch von damals her, außerdem wissen sie, daß ich einen Sohn habe. Nun haben sie ihn gesehen und wissen auch, daß er ein Konv ist. Sie werden auch herausfinden, wo du lebst. Mit ihren neuentwickelten Detektoren werden sie durch alle Städte fahren, bis sie meine Ausstrahlungen entdecken. Ich fürchte, es wird höchste Zeit, daß wir die Erde verlassen.«
    »Dafür bin ich auch«, gab Earl ihr recht. »Ich habe immer gewußt, daß ich die Agenten eines Tages hassen lernen mußte, oder daß sie mir gleichgültig blieben. Beides ist nicht geschehen. Ich stehe nun dazwischen, und so kann ich nicht weiterleben.« Als sie keine Antwort gab, fügte er hinzu: »Du verstehst das nicht, nehme ich an.«
    »Nein, das verstehe ich auch nicht. Es ist aber sinnlos, wenn wir weiter darüber diskutieren. Die Agenten jagen uns bereits, während wir nutzlose Gespräche führen. Wenn sie uns finden und töten, ist es deine Schuld. Statt Vater zu rächen …«
    Plötzlich waren sie nicht mehr allein.
    Kein Geräusch war zu hören gewesen, als der Mann erschien. Earl sah ihn zuerst. Er war schon älter und hatte ganz weißes Haar. Er stand neben dem Tisch in lässiger Haltung, so als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt, einfach in diesem Haus zu materialisieren. Er war völlig nackt, aber auch das schien selbstverständlich zu sein.
    Dann sah Mrs. Jamieson ihn auch.
    »Benjamin!« schrie sie. »Ich habe gewußt, daß jemand zu uns kommen würde.«
    Er lächelte.
    »Das hier ist also dein Sohn?«
    »Ja, Benjamin. Earl. Wir sind bereit.«
    »Ich weiß noch, Earl, wie du geboren wurdest. Dein Vater hatte immer Angst, es würden Zwillinge sein.«
    Earl fragte ruhig:
    »Warum wurde mein Vater getötet?«
    »Es war ein Irrtum. In jenen Tagen gab es gute und schlechte Konvs. Stinson hatte die Gruppe bestimmt, die nach Alpha Centauri sollte. Einer, der nicht mitsollte, bekam eine solche Wut, daß er einfach in Bangkok zwei unschuldige Frauen umbrachte. Die Agenten glaubten, es wäre dein Vater gewesen, Jamieson, dein Vater, war ein bedeutender Wissenschaftler. Er war es, der als erster die Theorie aufstellte, daß die Zylinder nur dann einwandfrei über große Entfernungen funktionierten, wenn eine ganz bestimmte Geisteskraft mitwirkte. Selbst heute wissen wir nicht genau, was die Liebe mit dem Stinson-Effekt zu tun hat, aber wir wissen, daß ein schlechter Charakter und Haß die Leistungsfähigkeit herabmindern. Das ist auch der Grund, warum Alpha Centauri nur von jenen erreicht werden konnte, die in charakterlicher und seelischer Hinsicht positiv zum Aufbau einer neuen, friedlichen Zivilisation beitragen konnten. Eine natürliche Auslese, wenn du so willst, Earl.«
    Draußen im Garten waren Schritte.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte Mrs. Jamieson.
    Benjamin reichte ihnen seine Hände. Sie nahmen sie, um die Kraft der Zylinder zu vereinen und zu stärken. Als die Agenten gegen die Tür klopften, stieß Mrs. Jamieson einen unhörbaren Fluch aus. Nun würde sie ihren Mann doch nicht mehr rächen können.
    Und dann, plötzlich, spürte sie Benjamins Hand nicht mehr.
    Langsam öffnete sie die Augen.
    Sie stand immer noch in Earls Zimmer, aber Benjamin und ihr Sohn waren verschwunden.
    Durch die Tür stürmten die Agenten herein. Sie hielten Maschinenpistolen in den Händen.
    Mrs. Jamieson raffte sich auf. Sie rannte zu Earls Schreibtisch, wo der Revolver lag. Sie griff danach.
    Die Maschinenpistolen begannen zu rattern.
    Liebe, hatte Benjamin gesagt, war die

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