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Heyne Galaxy 03

Heyne Galaxy 03

Titel: Heyne Galaxy 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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nachstellen.
    Im Augenblick blieb mir nichts anderes übrig, als abzuwarten.
    Fast zwanzig Minuten vergingen, und ich begann mich zu wundern, daß Zealley sich Zeit ließ, als die Tür zu meinem Zimmer plötzlich ohne Ankündigung mit dem Fuß aufgetreten wurde. Der Mann, der in der gleichen Sekunde schnell hereintrat, war schlank und dunkel. Sein braunes Haar war peinlich genau gekämmt, aber die verbogene Nase verriet alles andere als Sanftmut.
    Ich war enttäuscht. Wenn das Zealley war, dann sah er ganz anders aus, als ich erwartete. Ich hatte vermutet, daß Zealley vornehmer und intelligenter aussah. Er mußte sich meiner Meinung nach in eine Stellung emporgearbeitet haben, die ihm Macht und Einfluß verlieh. So aber sah der Mann mit der verbogenen Nase nun auch wieder nicht aus, eher wie ein Gangster.
    Zwei weitere Männer folgten und betraten das Zimmer.
    Der eine war der bleiche Bursche, der mir gefolgt war, und der andere war John Roesler. Er trug einen gelben Hut.
    Ich richtete mich auf, denn ich lag im Bett. Ich setzte mich hin und stellte die Füße auf die Erde.
    »Treten Sie bitte ein«, sagte ich voller Hohn.
    Roesler ließ mich nicht aus den Augen, als er seine Anweisungen gab:
    »George, du bleibst neben der Tür stehen.« George war der bleiche Bursche. »Steve, stell dich neben ihn, ja, beim Bett. Achte auf jede seiner Bewegungen.«
    Er setzte sich in den Sessel, der meinem Bett gegenüberstand.
    Ich beschloß, die Dinge voranzutreiben. Mir blieb nicht viel Zeit.
    »Wie ich sehe, haben Sie ein Kind mitgebracht. Könnte sein, daß die Arbeit hier nur für Männer geeignet ist.«
    Roesler warf dem Jungen neben der Tür einen Blick zu. George grinste und zeigte die Zähne. In seinen Augen blitzte plötzliche Wut auf. Mit einer blitzschnellen Bewegung holte er ein Messer aus der Tasche. Mit einem Klicken schnappte es auf.
    Ich revidierte meine Meinung. Ich hatte den Burschen unterschätzt, und das war in meinem jetzigen Beruf ein schwerer Fehler. Das war kein gewöhnlicher Dieb oder Mörder. Der harte Blick seiner Augen hätte mich früher warnen sollen.
    »Noch nicht, George«, warnte Roesler. Seine Stimme war sanft und ruhig, aber George gehorchte sofort.
    Als Roesler dann sein goldenes Messerchen aus der Tasche zog und begann, seine Fingernägel zu maniküren, sagte ich spöttisch:
    »Eines Tages werden Sie nicht mehr genug Fingernägel haben.«
    Er schien sich zu amüsieren.
    Ich sah zur Uhr. Zehn Minuten vor drei. In solchen Situationen wollte die Zeit einfach nicht vergehen. Sie schien stillzustehen.
    Roesler warf mir einen Blick zu.
    »Sie scheinen nicht besonders nervös zu sein«, vermutete er.
    »Sollte ich denn?«
    »Denke doch. Wenn ich in Ihrer Haut steckte, würde ich ganz bestimmt nervös sein.«
    »Wirklich?«
    Ohne den Tonfall seiner Stimme zu verändern, sagte er:
    »Ziehen Sie sich aus.«
    Ich atmete tief ein und begann, das Hemd aufzuknöpfen. Wieder sah ich zur Uhr. Es blieben mir noch acht Minuten. Verdammt wenig Zeit, und sie verging auch noch viel zu langsam.
    Roesler unternahm keinen Versuch, mich zur Eile anzutreiben. Er hatte Zeit und war viel zu sicher, um Unruhe oder Hast zu verraten.
    Ich entledigte mich der kurzen Unterhosen und war nackt. Es wäre übertrieben, wenn ich behaupten wollte, ich fühlte mich wohl. Im Gegenteil. Zum erstenmal fühlte ich mich gar nicht wohl. Da stand ich nackt vor diesen Kerlen, die mich neugierig betrachteten. Der Vorteil lag klar auf ihrer Seite. Ich setzte mich aufs Bett und lehnte mich zurück. Vom Nachttisch nahm ich eine Zigarette und zündete sie an.
    Roesler sagte zu dem Mann mit der Hakennase:
    »Steve, laß mal für einen Augenblick die Jalousien 'runter.«
    Steve befolgte wortlos den Befehl.
    Meine Haut leuchtete in dem Halbdunkel wie Phosphor, aber das war für mich weiter keine Überraschung. Roesler lehnte sich vor, um mich genauer zu betrachten. Das kleine Federmesser entglitt seinen Händen und fiel zu Boden. Noch ehe es dort anlangte, fing er es mit einer Hand auf. Die Reaktion war so unglaublich schnell, daß meine letzten Zweifel zerstreut wurden.
    Niemand reagierte so schnell – außer Zealley. Außer Zealley und mir.
    Ich hatte richtig vermutet. Roesler war Zealley. Er war viel zu vorsichtig gewesen, selbst ein bedeutender Mann zu werden und in den Vordergrund zu treten. Damit hätte er sich zu schnell verraten. Er hatte auf alles Prestige verzichtet und war trotzdem nicht ohne Einfluß geblieben. In seiner Stellung hatte

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