Heyne Galaxy 03
vorsichtig«, ermahnte ihn seine Mutter. »Du mußt weiter mit ihnen verkehren, auch wenn es dich langweilt. Du darfst keinen Verdacht erregen. Es dauert noch lange, ehe du an deine eigentliche Aufgabe herangehen kannst.«
Während der langen Winterabende in dem einsamen Haus saßen sie oft noch nach Beendigung des Fernsehprogramms zusammen und unterhielten sich. Earl wollte alles wissen, was mit den Konvs zusammenhing. Und Mrs. Jamieson erzählte. Von Stinson, Benjamin und Strauß. Von Lisa, der Frau Benjamins, die untröstlich war, als sie von Jamiesons Ermordung hörte. Earl sollte alles über die Hintergründe zum Tod seines Vaters erfahren, und er sollte es lernen, die Agenten zu hassen. Die Agenten waren klug und hartnäckig. Sie würden auch Jamiesons Sohn haben wollen, denn sie wußten, daß einer existierte. Mrs. Jamiesons Ziel war, ihren Jungen vorzubereiten. Er sollte den Agenten nicht in die Falle gehen – und nicht nur das. Er sollte den Tod seines Vaters rächen.
Manchmal wäre sie am liebsten aufgesprungen und hätte gerufen: Haß! Haß! Haß! Wir müssen hassen, damit wir rächen können!
Aber sie schwieg.
Earl würde viel mehr hassen, wenn sie ihn nicht immer dazu aufforderte.
Der Winter ging vorüber. Dann der Sommer. Und schließlich noch ein Sommer. Earl begann sein Studium auf der Universität. Bis jetzt war es ihm gelungen, seine wahre Identität geheimzuhalten. Ihre Vorsicht kannte keine Grenzen. Sie sprachen nie mehr laut über die Agenten. In den vergangenen Jahren hatten sie viele Konvs kennengelernt und besuchten sie. Sie wohnten in allen Teilen der Welt.
»Wenn du dein Studium beendet hast, werden wir nach Alpha Centauri gehen«, sagte Mrs. Jamieson.
»Warum nicht sofort?«
»Das hat viele Gründe. Der wichtigste ist der: auf dem neuen Planeten werden Männer gebraucht, die beim Aufbau der Zivilisation helfen können. Stinson ist Physiker, Benjamin Metallurge und Strauß ist Mediziner. Aber sie sind alt. Besonders Strauß. Ein junger Arzt wird dort benötigt. Du mußt lernen, Earl. Selbst Konvs werden manchmal krank.«
Sie verschwieg ihre geheime Hoffnung, daß Earl den Tod seines Vaters rächen würde, bevor sie die Erde für immer verließen. Er war jung und intelligent. Er würde es von sich aus tun.
Er könnte eine Menge Agenten töten, bevor sie gingen.
Sie grub das Geld aus, das sie zehn Jahre lang im Garten versteckt hatte. Dann verkauften sie ihr Haus, die Boote und die Bungalows und zogen in die kleine Universitätsstadt. Mrs. Jamieson kaufte ein unauffälliges Haus in der Nähe des medizinischen Instituts und richtete es ein.
Es war das Geld ihres Gatten, das sie nun ausgab, und es würde für einige Jahre reichen.
Earl bekam seinen eigenen Eingang und sein eigenes Zimmer. Offiziell erklärte Mrs. Jamieson ihrem Sohn, das müsse nun so sein, denn er käme oft erst spät nach Hause, und sie wolle nicht gestört werden. So könne er studieren, solange er Lust habe, ohne auf sie Rücksicht nehmen zu müssen.
Insgeheim hoffte sie natürlich, daß er auf Agentenjagd ginge.
Die Aufregung färbte ihr Gesicht rot, wenn sie sich das nur vorstellte. Earl stand einem Agenten gegenüber – schlank und geschmeidig wie ein Jaguar, der Agent schwerfällig und dumm wie ein Bär. So wenigstens sah sie die Agenten, häßliche Kreaturen, verabscheuungswürdig und blutdürstig. Reif für den Tod.
Als Earl sein Zimmer sah, wunderte er sich.
»Hier bist du ungestört«, erklärte sie fröhlich. »Du kannst hier sogar deine Parties feiern. Studenten haben immer Parties.«
»Ich werde keine Freunde haben, Mam. Hier nicht. Auf der Universität sind keine Konvs.«
»Warum nicht? Stinson suchte sich nur wohlerzogene und intelligente Leute aus. Wenn jemand stirbt, wird der Zylinder neu justiert. Meist erhält ihn ein Mitglied der Familie des Verstorbenen. Ich halte es sogar für sehr wahrscheinlich, daß du auf der Universität anderen Konvs begegnen wirst.«
»Ich glaube es nicht.«
»Wie dem auch sei«, schloß sie das Thema ab. »Das Zimmer wird dir gefallen, und du wirst dich darin wohlfühlen. Du hast jetzt deine eigene Wohnung.«
»Warum kann ich nicht bei dir im Haus wohnen. Es hat doch zwei getrennte Schlafzimmer?«
»Du kannst, wenn du willst«, sagte sie schnell. »Ich glaubte nur, du wärest lieber für dich. Das sind alle Jungen in deinem Alter.«
»Ich bin aber nicht so wie die anderen Jungen, Mutter. Die Konvs haben schon dafür gesorgt. Manchmal tut es mir sogar
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