Heyne Galaxy 03
treibende Kraft hinter den Zylindern. Oder war es ein anderer gewesen, der das gesagt hatte? Damals, irgendwann im Meer der versunkenen Vergangenheit …
Und Haß …
Mrs. Jamiesons Gedanken rissen ab. Sie starb.
Die Symbionten
(Metamorphosis)
Charles V. de Vet
Wieder eine neue Stadt.
Die Jagd war noch längst nicht beendet. Wieder mußte ich eine Stadt nach einem Mann absuchen, den ich nicht kannte. Ich besaß weder die Fingerabdrücke noch das Gehirnwellenmuster.
Aber ich mußte ihn finden.
Einst war er mein bester Freund gewesen. Damals hieß er Howard Zealley. Heute würde er anders heißen.
Der Käfer in seinem Blut würde inzwischen einen Fremden aus ihm gemacht haben. Es gab nur eine Möglichkeit, den Kontakt mit ihm herzustellen: ich mußte mich verraten und dabei hoffen, daß er sich bemerkbar machte. Er würde also zuerst von meiner Gegenwart erfahren, ich aber erst dann von seiner, wenn er seine Vorbereitungen getroffen hatte.
Ich mietete mir in einem billigen Hotel ein Zimmer – aber nicht so billig, daß es kein Visiphon mit dem angeschlossenen Informationsdienst gehabt hätte.
Im Empfang schrieb ich meinen Namen groß und deutlich in das Buch: MAX CALOF. Es bestand die Möglichkeit, daß er den Namen durch Zufall entdeckte. Er würde ihn nicht vergessen haben.
Das Zimmer war sehr klein, aber das war mir egal. Zu schlafen brauchte ich hier ja nicht. Ich hatte seit neun Jahren nicht mehr geschlafen, und seit acht Jahren jagte ich Howard Zealley. Ich ließ die Schuhe von den Füßen fallen und warf dann einen halben Dollar in den Schlitz unter dem Visiphon.
Der Bildschirm leuchtete auf, und dann erschien das Gesicht eines hübschen Mädchens darauf und lächelte mich an.
»Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
Ihre Stimme war angenehm und freundlich, aber ich wußte, daß sie selbst die Worte nicht aussprach. Sie war nichts als ein Spiegelbild, und die Worte kamen von einem Tonband.
Ich streckte mich auf dem Bett aus und achtete darauf, daß ich den Bildschirm im Auge behielt.
»Ich hätte gern die Namen der zweihundert prominentesten Bürger dieser Stadt«, sagte ich. »Nur die Männer.«
Die Frau verriet keine Überraschung über ein ungewöhnliches Verlangen, und die lange Pause war für die Informationszentrale üblich. Meine Frage, das wußte ich aus Erfahrung, würde Schwierigkeiten bereiten. Die Elektronengehirne der Informationsstelle wußten mit dem Begriff »prominent« nicht viel anzufangen.
»Eine bestimmte Kategorie?« erkundigte sich die Frau auf dem Bildschirm.
»Alle Kategorien«, eröffnete ich ihr.
Wieder eine Pause. Selbst ein Elektronengehirn benötigte Zeit, die verlangte Information zu errechnen. Aber ich würde sie erhalten, dessen war ich sicher.
Nach einigen Minuten begann die Frau zu sprechen:
»Edward Anderson, Rüssel Baker, Joseph Dillon, Francis …«
Ihre Stimme war angenehm, und ich schloß die Augen. Ohne jeden Widerstand ließ ich die Namen an meinem Bewußtsein vorbeigleiten und vom Gehirn registrieren. Vielleicht fand ich so schon einen Hinweis, obwohl das recht unwahrscheinlich schien. Ich brauchte mir die Namen nicht zu merken. Ich besaß ein fotografisches Gedächtnis. Ich würde keinen vergessen.
Die oberen Knöpfe meines Hemdes waren geöffnet, und ich bemerkte, daß ich schwitzte. Draußen war es warm, und das Zimmer hatte keine Klimaanlage. Schnell konzentrierte ich mich, und schon nach einer Minute hatte sich mein Körper der herrschenden Temperatur angepaßt. Ich fühlte mich gleich wohler und widmete mich erneut der angenehmen Stimme, die aus der Richtung des Visiphons an meine Ohren drang.
Als die zweihundert Namen verlesen waren, hatte keiner einen Hinweis erbracht. Ich öffnete die Augen und sagte:
»Und nun sortieren Sie alle Namen jener Männer aus, die nicht zwischen zwanzig und vierzig sind.« Zealley mußte jetzt siebenunddreißig sein, sah aber jünger aus. »Verstanden?«
»Jawohl, Sir.«
»Wie viele bleiben übrig?«
»Vierundsechzig.« Sie begann die Namen vorzulesen.
Immer wieder geriet ich in Versuchung, die Liste noch weiter zu verkürzen. Acht Jahre sind eine lange Zeit, und vieles wird dann zur Routine. Zu einer widerwärtigen Routine sogar, wenn der Erfolg ausbleibt. Aber ich durfte keine Nachlässigkeit begehen, keinen einzigen Fehler. Alle meine Spekulationen betrafen das mutmaßliche Verhalten Zealleys, wenn er sich verborgen halten würde. Ich hatte mich in seine Lage versetzt und wußte, wie er sich
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