Heyne Galaxy 03
und so«, sagte der Lehrer auf dem Podium gerade, »werdet ihr auf eure späteren Pflichten im Leben vorbereitet…«
Dir huste ich was, dachte Plato grimmig. Weglaufen werde ich. Genau das!
Aber wohin nur? Es gab genug Sterne, unzählige Planeten und bewohnbare Asteroiden.
Plato begann wieder zu träumen. Ein Planet, auf dem man einen Raumanzug tragen mußte, kam überhaupt nicht in Frage. Wenn schon, dann mußte er sich einen Planeten aussuchen, der Terra oder Venus glich, was Atmosphäre, Gravitation und Lebensbedingungen betraf. Aber es mußte dort Gefahren zu bestehen geben, sonst war es langweilig.
Neben ihm sagte eine Jungenstimme:
»Aufwachen, du Träumer. Die Stunde ist vorbei.«
Er hob den Kopf und sah, daß der Lehrer seine Lektion beendet hatte. Die Schüler waren aufgestanden und verließen das Klassenzimmer. Schnell schloß er sich ihnen an.
Als an diesem Abend im Schlafsaal das Licht gelöscht wurde, lag Plato noch lange wach. Es war dunkel. Er dachte nicht daran, schon einzuschlafen. In seinem Kopf jagten sich die Gedanken, und er machte Pläne für die Zukunft. Dann, als es ruhig um ihn geworden war und die anderen Schüler längst schliefen, setzte er seine Spezialbrille auf, die er selbst konstruiert hatte. Mit einem kleinen Schalter schaltete er das Infrarotlicht ein. Für die anderen war es unsichtbar, aber nicht für ihn. Er zog sein Buch unter dem Kopfkissen hervor und begann zu lesen …
»… und dann jagte das Raumschiff in eine weite Kurve hinein. Panik ergriff Rogue Rogan, als die vierdimensionale Raumfalte nach ihm griff. Wütend ballte er die Fäuste in Richtung der Verfolger. ›Bei allen Teufeln des Kohlensacks!‹ fluchte er. ›Der Mann, der mich lebend bekommt, ist noch nicht geboren! Ihr werdet sterben, ihr Feiglinge!‹ Und Rogue Rogan eröffnete das Feuer mit allen Bordgeschützen …«
Natürlich starben sie nicht. Plato grinste verächtlich. Obwohl er ein ausgesprochener Bewunderer von Comets Carter war, konnte er diesem Roman keinen besonderen Geschmack abgewinnen. Selbst wenn der Held in eine Falle geriet, wußte man schon immer vorher, daß er ihr wieder entkam. Auch Rogue Rogan entkam immer. Dabei handelten beide sehr oft so unintelligent und unlogisch, daß selbst Plato den Kopf schütteln mußte.
Er, Plato, würde niemals so unlogisch handeln. Wenn er Comets Carter wäre, würde er Rogue Rogan in eine perfekte Falle locken und ihn endlich bestrafen. Das war schon lange überfällig. Mit zehnfacher Lichtgeschwindigkeit würde er hinter ihm herjagen, dann schneller werden, so daß die Lichtjahre zu Sekunden wurden. Und dann würde er …
Er hatte gerade noch Zeit, das Licht abzudrehen und die Brille mit dem Buch unters Kopfkissen zu schieben, dann war er eingeschlafen.
Während des folgenden Tages machte er Pläne. Der nächste Raumhafen war zweihundert Kilometer entfernt. In klaren Nächten konnte man die Rückstoßflammen der startenden Schiffe erkennen, die wie Sternschnuppen aussahen – nur flogen sie in umgekehrter Richtung. Sie stiegen hinein in das schwarze Nichts und verschwanden im Universum. Er würde nachts aus dem Haus schleichen, einen Passagiergleiter zum Raumhafen nehmen und sich dort in einem Schiff verstecken, bis es startete. So einfach war das, wenn man sich erst einmal entschlossen hatte.
Natürlich brauchte er Geld. Vielleicht hatte er nur die Hälfte zu bezahlen, aber das war immer noch genug. Lebensmittel mußte er auch genügend haben. Er wollte sich irgendwo in einem Laderaum verbergen und warten, bis das Schiff gestartet war. Dann gab es kein Zurück mehr, aber vielleicht würde er lange warten müssen. Mit leerem Magen würde das kaum ein Vergnügen sein.
Nein, verhungern wollte er nicht. Selbst Comets Carter mußte hin und wieder etwas essen, selbst im Hyperraum. Plato benötigte also Geld, um die Reise zum Raumhafen und Lebensmittel bezahlen zu können.
Das Buch konnte er nicht verkaufen. Außerdem war es schon alt und abgegriffen. Niemand würde es haben wollen, und sie würden ihn auslachen, wenn er mit seiner Absicht herausrückte. Aber seine Spezialbrille – dafür konnte er etwas verlangen. Außerdem hatte er sich einen kleinen Funkempfänger gebastelt, mit dem sich Meldungen aus dem Weltraum empfangen ließen. Auch dafür gab es Interessenten.
Am Abend gelang ihm der erste Verkauf. Im anderen Schlafsaal war ein neuer Schüler untergebracht, der ähnliche Passionen wie Plato hatte. Auch er liebte abenteuerliche Geschichten
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