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Heyne Galaxy 03

Heyne Galaxy 03

Titel: Heyne Galaxy 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Frachter, mehr nicht. Doch selbst er dürfte dich nicht mitnehmen. So, und nun halte mich nicht länger auf und kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten.«
    Nichts tat Plato jetzt lieber. Allerdings, so mußte er bei sich feststellen, half ihm das Herumlaufen auch nicht weiter. So kam er nie durch die Sperre und den Zaun. Und selbst wenn es ihm gelang, wie sollte er wissen, wohin das Schiff flog? Vielleicht gelang es ihm, sich an Bord zu verbergen, und die Rakete flog womöglich zur Erde. Von dort aus war es leicht, ihn zur Venus zurückzuschicken. Ein unehrenhaftes Ende seines Ausfluges.
    Er schauderte zusammen, als er daran dachte. Aber auf der anderen Seite regte die schreckliche Vision seine Denkfähigkeit an. Schließlich gab es ja Zeitungen, und in der Schule hatte er außer einer Menge unnützer Dinge auch lesen gelernt.
    Er kaufte sich also eine Zeitung und schlug sofort die richtige Seite auf. Jedes Schiff war genau bezeichnet, und er entsann sich, einige der aufgeführten Namen auf den schimmernden Bugspitzen gelesen zu haben. Dahinter standen die Zielhäfen.
    Trotzdem blieb immer noch die Frage, wie er an den Wächtern vorbeikommen sollte. Sein Magen knurrte plötzlich, und er kam zu dem Ergebnis, daß ein solches Problem niemals mit leeren Eingeweiden gelöst werden konnte. Er hatte seit Stunden nichts mehr gegessen.
    Beim Raumhafen gab es Dutzende von Restaurants, aber bevor er eins betrat, studierte er sorgfältig die außen angebrachten Speisekarten und die Preise. Wäre die Dame in dem Gleiter freigebig gewesen, hätte er sich wegen der Preise jetzt keine Sorgen zu machen brauchen. Das Geld, das er noch bei sich hatte, würde höchstens zwei Tage reichen. Wenn er bis dahin kein Schiff gefunden hatte, mußte er hungern.
    Er wählte ein Gericht, das er von der Schule her nicht kannte – Speisen aus richtigen Pflanzen und echtes Fleisch, mit nur wenig synthetischen Zusätzen, damit sie Geschmack erhielten. Es schmeckte ihm nicht besonders, aber es machte satt. Außerdem stärkte es sein Selbstvertrauen und gab ihm das Gefühl, selbständig geworden zu sein.
    Er leerte den Teller nur deswegen, weil ihm beigebracht worden war, daß jede Verschwendung von Lebensmitteln eine Sünde sei. Was würden sie ihm wohl auf dem Schiff zu essen geben, fragte er sich voller Zweifel. Angenommen, spann er den Faden weiter, sie würden so weit fliegen, daß die Reise fünf Jahre dauerte. Fünf Jahre würde er dann von so einem Zeug leben müssen, wie er es eben heruntergewürgt hatte. Feine Aussichten. Er schüttelte sich. In den Büchern hatte er derartige Kleinigkeiten immer überlesen, wenn sie überhaupt erwähnt waren.
    Er lehnte sich in den Stuhl zurück. Erst jetzt merkte er, wie müde er war. Die Augen fielen ihm zu, aber dann legte sich ihm eine schwere Hand auf die Schulter. Mit einem Ruck fuhr er hoch.
    Es war der Kellner. Er sagte:
    »Dies ist wohl nicht der richtige Ort, sich auszuschlafen.«
    »Tut mir leid, Sir. Ich war so müde.«
    »Du bist schon lange hier. Wartest du auf jemand?«
    »Ja, Sir. Etwas muß ihn aufgehalten haben.«
    »Vor drei Stunden bist du hier hereingekommen. So lange wartest du nun schon.«
    »Ich verstehe auch nicht, warum es so lange dauert, Sir.«
    »Nun, hier kannst du nicht bleiben, mein Sohn. Ich mache dir einen Vorschlag. Ich kenne die Frau in der Fundstelle, dort gebe ich dich ab. Sie wird sich um dich kümmern. Komm jetzt mit, Kleiner.«
    Als Plato dem Kellner folgte, füllten sich seine Augen unwillkürlich mit Tränen. Er sah alles nur noch verschwommen. Gleichzeitig aber begann sein Gehirn fieberhaft zu arbeiten. Es war ihm klar, daß sie ihn auf der Schule bereits vermißten. Die Suche mußte schon begonnen haben. Bis zur Gleiterstation war das leicht gewesen, aber vielleicht war es ihnen trotz seines genialen Tricks gelungen, seine Spur bis zum Raumhafen zu verfolgen. Vielleicht forschten sie sogar auf der Fundstelle nach und erwarteten ihn bereits …
    Nein, er war nicht so weit gelaufen, um wieder eingefangen zu werden. So schnell gab er nicht auf.
    Noch im Ausgang gab Plato dem Kellner einen Stoß und rannte an ihm vorbei auf die Straße hinaus. Er hörte hinter sich den Mann rufen und schimpfen, aber er kümmerte sich nicht mehr darum. In wenigen Sekunden war er in der Menge verschwunden und untergetaucht.
    Wenn er überhaupt noch an Bord eines interstellaren Schiffes wollte, dann mußte das bald geschehen. Was hätte Comets Carter wohl an seiner Stelle getan?

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