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Heyne Galaxy 04

Heyne Galaxy 04

Titel: Heyne Galaxy 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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jedoch leer. Er machte eine entsprechende Bemerkung.
    »Wenn der Vizekönig auf die Straßen der Stadt geht, darf ihn niemand dabei beobachten, außer natürlich seine Gäste.«
    »Ah, so ist das«, erwiderte Crownwall und gab die leichte Verneigung zurück. »Sehr freundlich, mich als deinen Gast zu bezeichnen. Aber was geschieht, wenn jemand die Trompeten überhört?«
    Ggaran hatte Crownwalls Frage gehört. Er überholte die Sänfte, schon leicht humpelnd.
    »Ein Mann mit Knoten in den Ohrenstielen hat kein Glück«, erklärte er schnell. »Ich werde es dir zeigen. Nehmen wir einmal an, jener Soldat dort…«, er deutete auf einen Krieger, der nicht weit entfernt neben der Sänfte einherschritt, »… sei ein Zivilist, der dummerweise auf der Straße blieb.« Er wandte sich an einen der Bogenschützen. »Los, zeige es dem Terraner.«
    Mit einer blitzschnellen Bewegung legte der Schütze einen Bogen auf die Sehne, spannte und schoß. Der Pfeil zischte durch die Luft und traf den Krieger mitten in den Hals.
    »Du siehst«, schwatzte Ggaran weiter, »wir haben mit solchen Dummköpfen wenig Ärger. Tradition geht uns über alles, daher auch die alten Waffen, die eigentlich keinen praktischen Wert mehr haben – außer wie in Situationen wie dieser.«
    Der Vizekönig winkte dem Bogenschützen.
    »Sehr gut gezielt«, lobte er ihn und fügte ernst hinzu: »Du hast jedoch eine Sekunde gezögert. Wenn das noch einmal vorkommt, werde ich dich auspeitschen lassen.« Er lehnte sich in die Polster zurück. »Er ist natürlich außer Übung, das sehe ich ein, aber wo soll er seine Erfahrungen herhaben? Und moderne Waffen sind bei Angelegenheiten wie dieser fehl am Platze.«
    »Ganz deiner Meinung«, stimmte Crownwall ruhig zu. »Zu schade, daß du ihnen nicht öfter Gelegenheit geben kannst, auf lebende Ziele zu schießen. Das würde ihre Erfahrung steigern.« Er schüttelte sich. »Noch eine Frage, Strahlender: die Sunda, jene sogenannte Meisterrasse, hat sie eine ähnliche Zivilisation wie die eure? Steht sie auf der gleichen Kulturstufe wie ihr?«
    »Aber nein! Sie sind brutal und degeneriert und haben keine Ahnung von den Feinheiten des Lebens und dem Umgang mit anderen Intelligenzen. Sie haben einfach keinen Geschmack. Ich möchte behaupten, daß sie zum Beispiel die eben gezeigte Demonstration mit einer modernen Strahlwaffe durchgeführt hätten. – Wäre das nicht ungeheuerlich? Meiner Meinung nach sind sie noch zu unreif, das Universum zu regieren. Vielleicht ist es sogar übertrieben, würde man sie als zivilisiert bezeichnen. Aber bald wird ihre Herrschaft ja beendet sein. Wir werden sie vernichten – wir und ihr, selbstverständlich.«
    »Ja, das hoffe ich ehrlich«, sagte Crownwall.
    Unterwegs wurden Erfrischungen in die Sänfte gereicht, aber die Träger und Soldaten bekamen nichts. Sie mußten pausenlos die schwere Last schleppen und erhielten keine Ruhepause.
    Nach einigen Stunden erreichte die Prozession endlich die Berge, in denen Crownwall sein kleines Schiff versteckt hatte. Die Maschinen für Raumbewegung waren von schweren Antigrav- Feldgeneratoren umgeben und nahmen zehnmal soviel Platz ein wie das temporale Koordinationssystem. Der große Vorteil aber war, daß sie während der Aktion keinerlei Strahlung abgaben und daher nicht geortet werden konnten.
    Nach einem bewegenden Abschied ging Crownwall in das Schiff und stieg hinauf in den Himmel von Wega III. Als er die Atmosphäre hinter sich wußte, schaltete er den Antrieb ein und begann die lange Reise zurück zur Erde. Noch ehe der erlauchte und strahlende Vizekönig wieder in seinem Palast war, stand Crownwall bereits vor der Weltregierung und erstattete Bericht. Ausführlich schilderte er seine Erlebnisse und wartete dann auf die Entscheidung des Rates.
    Der Präsident konnte einen Seufzer nicht unterdrücken.
    »Wir haben Ihnen unbeschränkte Vollmachten erteilt, also bleibt uns wohl keine andere Wahl, als uns hinter Ihre Vereinbarung mit den Weganern zu stellen und sie zu unterstützen. Abgesehen davon haben wir auch keine andere Alternative. Auf dem Grunde des Ozeans liegt noch immer die Bombe. Doch wenn Ihre Schilderung der Wahrheit entspricht, was ich keineswegs bezweifle, so schlafe ich lieber mit einer Klapperschlange zusammen in einem Bett, als daß ich mit den Weganern ein Bündnis schließe. Eine mörderische und unzivilisierte Rasse! Hinzu kommt, daß Ihr ganzer Plan mir nicht vollständig genug erscheint; er hat zu viele Löcher. Es kann

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