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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Richtung an, in der das Dorf lag.
    Ohne viel Geräusche zu verursachen, drang Carmody in den Dschungel ein. Er kletterte über gefallene Baumstämme und umging schillernde Sumpftümpel. Er war ein großgewachsener Mann mit rotem Haar. Er trug eine einfache Kombination und Stiefel. Er hatte kein Gepäck bei sich, und seine Hände hielten keine Waffen.
    Das ist die beste Möglichkeit, dachte er, eine Welt zu erobern. Ein Mann allein, unbelastet mit technischen Geräten, die jederzeit versagen können oder Mißtrauen erregen. Seine einzige Bewaffnung besteht aus einem hyperentwickelten Gehirn und einem trainierten Körper. Das Institut wußte, wie man Botschafter ausbildet.
    Eine Woche würde er benötigen. Ein Tag Hinmarsch, fünf Tage im Dorf und ein Tag für den Rückmarsch. Zeit genug für einen Supermann.
    »Real-Mensch«, war die offizielle Bezeichnung. So wurden sie im Institut genannt. Carmody dachte an jenen Tag zurück, da er dort eintraf.
    »Sie sind hier, um Real-Menschen zu werden«, hatte der Ausbilder gesagt. »Die Hälfte von Ihnen wird es nicht schaffen. Der Rest aber wird, wenn er fertig ist, eine Entwicklungsstufe unserer Rasse übersprungen haben. Ihr Mund wird ein chemisches Labor geworden sein. Ihr Körper wird zu einem fein abgestimmten Instrument werden, zu einer unüberwindlichen Waffe, wenn es sein muß. Vergessen Sie nicht, wenn Sie eines Tages auf einem unbekannten Planeten landen werden, wird der Körper Ihre einzige Waffe sein.«
    Und nun war er hier, Derek Carmody, ein Real-Mensch, ein Botschafter. Ein Forscher vor seiner ersten Aufgabe. Durch einen fremden Urwald wanderte er über den Boden einer namenlosen Welt auf ein Dorf zu, das noch nie vor ihm ein Mensch gesehen hatte.
    Die Sonne war nur noch ein heller Fleck über dem dichten Blätterdach. Hier unten war es dämmerig. Aber er würde nie die Richtung verlieren können. Sein Gehirn arbeitete fehlerlos. Er verspürte Hunger. Während er weitermarschierte, betrachtete er die Vegetation. Die Bäume sahen nicht vielversprechend aus – hohe Stämme ohne Zweige unten. Die Blätter begannen erst in zwanzig Meter Höhe. Dann sah er einen rotbraunen Strauch mit blauen Beeren. Er versuchte eine, indem er sie zwischen den Fingerspitzen zerquetschte und einen Tropfen mit der Zunge aufleckte. Automatisch begann sein Metabolismus mit der Analyse.
    Zitronensäure … Vitamin B … Traubenzucker … Proteinspuren … oh ja, und Zyanid. Nicht viel, aber genug. Die blauen Beeren waren also giftig. Nicht schlimm, dachte er. Es gibt noch mehr Früchte auf dieser Welt.
    Und wenn wirklich nicht, mußte er seinen Körper eben für einige Tage in Schnelltrance versetzen. Aber das bedeutete Zeitverlust. Er sah sich abermals um und entdeckte eine größere Frucht, die an eine Melone erinnerte. Die Analyse war günstiger. Die Frucht war nahrhaft und schmeckte sogar recht gut. Er aß sie und fühlte sich gestärkt. Auch ein Real-Mensch benötigte Energien.
    Plötzlich blieb er stehen und lauschte.
    Weiter vorn war ein Geräusch. Schwere Schritte kamen näher.
    Carmody signalisierte seinem Gehirn und gab ihm den Befehl, Adrenalin in die Adern zu pumpen und die Überschnell-Reaktion vorzubereiten.
    Das Geräusch kam immer näher, und dann brach ein sechsbeiniges Tier mit roter Mähne, so groß wie ein Kalb, aus dem Unterholz. Sein kleiner Kopf schien nur aus scharfen Fangzähnen zu bestehen. Es sah Carmody nur eine Sekunde an und sprang dann ohne Warnung.
    So schnell, daß man es nicht mit dem Auge wahrnehmen konnte, trat Carmody zur Seite, griff zu, packte den Angreifer beim Nacken, brach mit einem einzigen Zugriff den Wirbel und schleuderte den erschlaffenden Körper weit von sich.
    Er setzte sich neben das tote Tier und atmete tief ein, um so den Adrenalinstrom zu stoppen. Es war reine Routine, die Überschnell-Reaktion abklingen zu lassen und den Normalzustand wieder herzustellen.
    Interessant, dachte er. Vielleicht sollte ich mir die Zeit nehmen, das Fleisch zu probieren… Er stieß mit dem Fuß gegen den Kadaver und gab seine Absicht auf. Das Fleisch war sehnig und zäh.
    Noch etwas, dachte er, während er aufstand und seinen Marsch in Richtung auf das Dorf fortsetzte, hier im Dschungel werde ich nicht schlafen können, ohne mich der Gefahr auszusetzen, zerrissen zu werden. Ein entsprechender Befehl an sein Gehirn verhinderte, daß ihn Schlafgefühl überkam. Er konnte nun solange wach bleiben, bis er den Befehl widerrief.
    Die Sonne ging unter, und es

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