Heyne Galaxy 05
waren sie, daran konnte kein Zweifel bestehen, aber das hatte nichts mit ihrem Aussehen zu tun. Sie hatten schon vor Jahrtausenden gewußt, daß wir die Raumfahrt entwickeln würden. Damals hatten wir nicht einmal das Rad erfunden. Ein Grauen beschlich mich. Schon damals mußten sie das Gehirn eines unserer Ahnen untersucht und festgestellt haben, welche Möglichkeiten der Entwicklung es barg. Sie hatten den technischen Fortschritt vorausgesehen, nicht aber die Entwicklung unserer Zivilisation. So kam es, daß sie die Menschenfalle auf dem Mond zurückgelassen hatten.
Endlich schlief ich ein.
Als ich wieder erwachte, schmerzte mein Schädel wie verrückt. Ich konnte mich nicht bewegen. Vorsichtig öffnete ich die Augen und sah, daß ich nicht in meinem Schlafzimmer war. Ich lag auch nicht im Bett. Ich saß in der Küche auf einem der Stühle. Angebunden und gefesselt.
Neben mir saß Verana, in derselben Situation. Von ihrem Kleid, das sie unter dem Raumanzug trug, waren Streifen abgerissen worden. Marie war es nicht besser ergangen.
Kane schwankte in die Küche. Obwohl er offensichtlich betrunken war, schien er noch klar denken zu können. Seine wirren Haare konnten nicht darüber hinwegtäuschen, daß seine Augen nüchtern und zielbewußt blickten.
»Aha, wach geworden?« grölte er.
»Was ist denn los mit dir?« rief seine Frau empört und nichts begreifend. In ihren Augen standen Tränen. Sie versuchte, die Fesseln abzustreifen.
»Dumme Frage«, erklärte ihr Harry Klane. »Als ihr eingeschlafen wart, habe ich euch einen leichten Schlag auf den Kopf gegeben, damit ihr nicht so schnell wach wurdet. Dann habe ich euch gefesselt und auf die Stühle gebunden.« Er lachte. »Ist doch komisch, was ein Mensch alles zuwege bringt, wenn er ein Ziel vor Augen hat. Tut mir leid, wenn ich euch weh getan habe, aber ich habe einen Plan – und ich bin fest davon überzeugt, daß ihr nicht zugestimmt hättet, ihn in die Tat umzusetzen. Darum war ich gezwungen, euch zu fesseln.«
»Was ist das für ein Plan?« verlangte ich zu wissen.
Er schnitt eine Grimasse.
»Ich habe keine Lust, in einem Zoo zu enden, der von einer fremden Rasse eingerichtet wurde. Ich will nach Hause. Und außerdem will ich euch beweisen, daß jedes Problem seine Lösung hat. Es gibt keine Ausnahme.«
Ich starrte ihn an, gab aber keine Antwort.
»Dabei ist es so einfach«, behauptete er. »Wir sind in eine Falle geraten, die so ausbruchssicher ist, daß die Fremden darauf verzichten konnten, eine Kontrolle für unsere Gefühle einzubauen. Auch können sie unsere Handlungen nicht beeinflussen. Wenn wir einen Löwen im Zoo einsperren und einen sicheren Käfig gebaut haben, überlassen wir das Tier auch sich selbst. Der Löwe kann nicht 'raus. Wir sind in einer ähnlichen Lage.«
»Na und?« fragte Verana sarkastisch.
»Die Fremden bringen uns zu ihrem Planeten, um uns dort zu untersuchen – das stimmt doch, nicht wahr?«
»Stimmt. Und weiter?«
»Ed, kannst du dich an die Bemerkung des Schiffes gestern erinnern? Als ich gegen die Wände schlug.«
»Welche Bemerkung?«
»Es sagte zu uns: ›Meine Herren werden nicht mit mir zufrieden sein, wenn ihr nicht heil die Heimatwelt erreicht. Nun, was ist daraus zu schließen?«
Ich begriff noch immer nicht.
»Nun rede schon«, bat ich ihn.
»Ed, wenn du in der Lage wärest, ein Elektronengehirn zu bauen, das selbständige Entscheidungen treffen kann, wie würdest du es konstruieren?«
»Zum Teufel, wie soll ich das wissen?« fragte ich wütend.
»Dann will ich es dir verraten. Ich würde dem Gehirn nicht nur die Fähigkeit der Entscheidung geben, sondern auch ein Gewissen. So würde es gezwungen sein, immer zu meinen Gunsten zu entscheiden.«
»Maschinen arbeiten immer so, weil sie so konstruiert wurden. Los, nimm uns endlich die Fesseln ab.«
Ich verstand noch immer nicht, warum Kane uns niedergeschlagen und angebunden hatte. Wäre er nüchtern gewesen und seine Frau nicht im selben Raum, ich würde ihm schon meine Meinung gesagt haben.
»Unsere Maschinen arbeiten nur so, weil wir auf die richtigen Knöpfe drücken und sie entsprechend reagieren müssen«, erklärte er kalt. »Aber das Kommandogehirn dieses Schiffes arbeitet nicht einfach automatisch. Es entscheidet selbständig. Es hat eine gewisse Verantwortung zu tragen.«
»Und?«
»Dieses Schiff wird von einer verantwortungsbewußten und denkenden Maschine gesteuert. Es ist das erste Mal, daß Menschen einer solchen Maschine begegnen,
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