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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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wurde allmählich Nacht. Auf seinen Gehirnkompaß hatte das keinen Einfluß. Außerdem vergrößerte er seine Pupillen und leitete zusätzliches Blut in die Augengegend. Einige Punkte seiner Stirnhaut wurden zu Infrarot-Detektoren.
    Dreimal war er gezwungen, angreifende Sechsbeiner zu töten, und einmal überfiel ihn eine riesige Schlange. Er hatte sie nicht rechtzeitig bemerkt, als sie sich von oben herab auf ihn fallen ließ. Ehe er in Überschnell-Reaktion gehen konnte, hatte sie ihre Fänge in seinen Oberarm vergraben. Mit einem einzigen Faustschlag zerschmetterte er ihr den Schädel.
    Immerhin, die Verletzung am Arm war nicht gerade leichter Natur. Er mußte sich in Heiltrance versetzen. Das Blut hörte auf zu fließen, und die Wunde begann sich sofort zu schließen. Noch keine zehn Minuten später war nur noch eine Narbe zu sehen.
    Ich muß besser aufpassen, dachte er wütend.
    Als der Morgen graute, erreichte er den Rand des Waldes. Vor ihm war eine kleine Lichtung. Dem Stand der Sonne und seinem Gehirnkompaß nach zu urteilen lag das Dorf etwas weiter südlich. Er fand eine der grünen Früchte und stillte damit seinen Hunger. Es hatte wenig Sinn, jetzt noch Ausschau nach weiteren Früchten zu halten, denn unmittelbar vor ihm lag der schwierigste Teil seiner Aufgabe – der erste Kontakt.
    Ein Tier, mochte es noch so wild sein, war kein Gegner für einen Real-Menschen. Voll ausgenutzte Intelligenz war körperlicher Stärke immer überlegen. Aber in dem Dorf wohnten nicht Tiere sondern Menschen. Sie waren ebenfalls intelligent und verstanden es, ihr Gehirn zu gebrauchen. Muskeln waren Grenzen gesetzt, einem Gehirn, wenn es sich stets weiterentwickelte, nicht.
    Aus diesem Grund gab es das Institut und die Real-Menschen, deren Aufgabe es war, den ersten Kontakt mit fremden Rassen herzustellen. In der Vergangenheit war das mit Waffen und militärischer Macht geschehen. Die Fremden waren beeindruckt gewesen, aber auch verängstigt. Sie hatten Furcht vor den Menschen, und mit der Furcht kamen Haß und Feindseligkeit. Das bedeutete Mißverständnisse und schließlich Kriege.
    Darum gab es heute die Real-Menschen, die Botschafter. Äußerlich sah man ihnen die verborgenen Kräfte nicht an, über die sie verfügten. Sie kamen auf fremde Welten und brachten nichts als ihre Kleider mit. Die Eingeborenen mußten ahnen, daß sie von einem anderen Planeten stammten, aber sie fürchteten die Botschafter nicht, weil sie allein und unbewaffnet kamen. Sie mochten erkennen, daß sie ihnen überlegen waren, aber sie waren doch Wesen aus Fleisch und Blut, keine Roboter oder Dämonen.
    Carmody setzte seinen Marsch nun vorsichtiger fort.
    Er kam wieder in Dschungel, aber schon nach wenigen hundert Metern lichtete sich der Wald erneut. Etwa fünfzehn primitive Hütten standen auf der baumlosen Fläche, auf der Gras wuchs. Mitten hindurch wand sich der Lauf eines kleinen Baches.
    Die Eingeborenen waren gut zwei Meter groß und Humanoiden. Sie gingen aufrecht auf ihren Beinen, und an ihren Händen waren sieben Finger. Einige trugen rötliche Stoffe als Bekleidung, andere einfache Tierfelle, und wieder andere liefen nackt herum.
    Carmody sah, daß die Männer Speere in den Händen hielten.
    Ein besonders hochgewachsener Mann stand vor einem Feuer, über dem an einem Spieß ein Tier gebraten wurde. Er trug einen Kopfschmuck aus blauen Federn und war ganz offensichtlich der Anführer der Sippe.
    Carmody bereitete sich darauf vor, die Lichtung zu betreten. Wieder mischte sich Adrenalin in seine Blutbahn. Die Überschnell-Reaktion wurde vorbereitet, aber nicht vollendet. Sobald sie in Tätigkeit treten sollte, konnte das durch einen einzigen Befehlsimpuls seines Gehirns geschehen. Carmody verließ den Schutz des Waldes, trat vor und hob beide Hände, um zu zeigen, daß sie leer waren. Es war das Zeichen des Friedens und wurde von jedem denkenden Geschöpf sofort verstanden.
    Die Eingeborenen sahen ihn sofort.
    »V'rolo!« riefen sie und schwangen die Speere. »V'rolo! V'rolo!«
    Der Häuptling drehte sich um. Er war noch größer, als Carmody zuerst geglaubt hatte. Seine vier Arme waren so dick wie Carmodys Oberschenkel.
    »V'rolo!« sagte auch er.
    Carmody verstand das Wort nicht, aber es besaß einen drohenden Klang, und es gefiel ihm nicht. Er stand immer noch am Rande der Lichtung, die Arme erhoben und die leeren Handflächen den Eingeborenen zugewendet.
    »V'rolo!« rief der Häuptling abermals. »Krashna v'rolo!«
    Carmody bereitete

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