Heyne Galaxy 06
Feiern.«
»Ausgezeichnete Idee.«
Es wurden sogar zwei Flaschen, aber am anderen Morgen standen Flip und Potsy gegen acht Uhr in der Zentrale ihres Schiffes und lauschten den Abschiedsworten und Danksagungen Quang Dals.
»Ist doch nicht der Rede wert«, wehrte Flip bescheiden ab. »Das würden wir für jeden Freund tun, der in Verlegenheit geriete. Aber wollen Sie uns nicht wenigstens zeigen, was Sie geändert haben?«
Quang Dal dachte eine Weile darüber nach, dann zitterte er zustimmend mit seinen Fühlern.
»Eigentlich würde das nicht gegen die Gesetze der Galaktischen Union verstoßen. Alles das, was geheim ist, befindet sich hinter Verschalungen.«
Man sah allerdings auf den ersten Blick, daß in der Zentrale gewisse Veränderungen vorgenommen worden waren. Statt der langen Reihe der üblichen Kontrollinstrumente war jetzt nur noch ein schwarzer Kasten zu sehen, auf dessen Vorderseite zwei Knöpfe saßen.
»Dieser eine«, erklärte Quang Dal, »dient der Navigation. Wenn ich ihn eindrücke, fliege ich nach Hause. Alles automatisch. Ich kann dann auch den Kurs nicht mehr ändern.«
»Sie brauchen uns gar nicht mehr zu sagen, was es mit dem anderen Knopf auf sich hat«, meinte Potsy. »Sie drücken drauf – und Zisch … Alpha Centauri im Juni!«
»Nichts mit Zisch«, sagte Quang Dal etwas ungeduldig. »Mehr Tucker – Tucker – Tucker. Aber äußerst bequem.«
»Na, von mir aus.« Potsy sah Flip fragend an. »Willst du es ihm sagen?«
»Ich denke, Sie haben schon darüber gesprochen?«
»Wann denn? Ich dachte, es wäre selbstverständlich. Irgend jemand muß ja das Schiff zur Erde zurückbringen.«
Quang Dal stellte sich auf seine vier Hinterbeine.
»Ich verstehe, aber das geht nicht. Niemand darf mich begleiten. Es verstößt nicht nur gegen das Unionsgesetz, sondern wäre auch für zweibeinige Lebewesen gefährlich.«
Flip hielt plötzlich einen Revolver in der Hand.
»Alles, was Käfer können, können wir besser«, erklärte er. »Hoffentlich wird's bald, sonst motten wir dich ein.«
»Die Anwendung von Waffengewalt entspricht dem Stand Ihrer primitiven Gesellschaft.« In Quang Dals Stimme klang Bedauern. »Schade.«
»Willst du nun starten, oder sollen wir es tun?«
»Sie werden das bereuen«, prophezeite Quang Dal, während er rückwärts auf die Tür zu kroch. »Sie handeln gegen alle Gesetze.«
Potsy stand vor dem schwarzen Kasten mit den zwei Knöpfen. Schon streckte er die linke Hand aus, als er zögerte.
»Und was ist, wenn etwas schiefgeht?«
Flip grunzte verächtlich.
»Was kann schlimmer sein, als zwanzig Jahre in einer Mondzelle? Du kannst ja hierbleiben. Ich jedenfalls verdrücke mich, und zwar mit unserem Schiff und jetzt.«
Potsy hatte noch immer Bedenken. Er wanderte in der Kabine auf und ab. Dann setzte er sich.
Flip gab ihm den Revolver.
»Kümmere dich um unseren kleinen Freund. Schließe ihn irgendwo ein. Wenn wir ihn herumlaufen lassen, könnte er auf dumme Gedanken kommen. Ich kümmere mich um die Kontrollen.«
Nachdem Potsy die Zentrale verlassen hatte, atmete Flip tief ein und setzte den Daumen auf den linken Knopf. Dann drückte er ihn langsam in den Sockel. Was danach geschah, kam nicht unerwartet, vollzog sich jedoch ohne jede Dramatik. Im Innern des Schiffes begann es zu summen, dann startete es mit einem leichten Ruck. Kaum hatte es die oberen Schichten der Atmosphäre durchstoßen, da richtete es den Bug auch schon auf Alpha Centauri und begann zu beschleunigen.
Potsy kehrte in die Zentrale zurück. Sein erster Blick galt der Seitenluke. Hinter dem dicken Glas erkannte er den Mond; wie ein großer pockennarbiger Ballon schwebte er im All. Die Strafkolonie blieb unsichtbar, aber Lunaport war deutlich zu erkennen – ein kleiner, glitzernder Lichtfleck.
Potsy wandte sich von der Luke ab.
»Alles in Ordnung?«
»Ich denke schon. Soll ich nun den zweiten Knopf drücken?«
Potsy schüttelte den Kopf.
»Soweit wir bisher beobachten konnten, benutzen die interstellaren Schiffe ihren Sternenantrieb niemals innerhalb des Sonnensystems. Vielleicht tun sie es, damit wir sie nicht beobachten können. Vielleicht ist es aber auch in der Nähe einer Sonne zu gefährlich.«
Sie warteten zwei Tage, dann drückte Flip auf den rechten Knopf.
Das Summen im Schiff wurde lauter, dann begannen die Bodenplatten stark zu vibrieren. Es war, als lege sich ein feiner Schleier vor die Augen der Männer. So mußte es sein, wenn Materie sich in Nichts auflöste und erneut
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