Heyne Galaxy 06
nicht hinausgekommen. Wenn es uns doch nur gelänge, eins ihrer überlichtschnellen Schiffe in die Hände zu bekommen, hätten wir es geschafft.«
»Ganz mein Gedankengang«, sagte Flip, lächelte überlegen und zog einen länglichen Umschlag aus der Rocktasche. Er warf ihn aufs Bett. »Allein die Vorstellung, die nächsten zwanzig Jahre zusammen mit dir in einer Zelle auf dem Mond zu sitzen und täglich dein Gesicht sehen zu müssen, war unerträglich für mich. So habe ich also etwas unternommen. Sieh nach!«
Potsy öffnete den Umschlag und starrte ungläubig auf den Inhalt.
Flip grinste breit.
»Rückflugschein, Paß, Identitätskarte. Sein Schiff startet um zehn Uhr. Ich habe ihn so voll DDT gepumpt, daß er vor sechs Stunden nicht aufwacht. Wenn Quang Dal wieder zu sich kommt, wird er ein kleiner und sehr unglücklicher Centaurier sein – mittellos auf einer fremden Welt zurückgelassen und ohne Freunde. Na, verstehst du endlich?«
Potsy starrte seinen Partner bewundernd an.
»Er hat keine Freunde?« fragte er und grinste. »Er hat doch uns!«
»Eben«, sagte Flips.
Quang Dal kam wieder zu sich. Kaum fühlte er sich kräftig genug, verließ er sein Zimmer und kroch auf seinen sechs Beinen den Korridor entlang und verließ noch etwas schwankend das Hotel. Sein erster Weg führte ihn zur Polizei.
»Verschwinden Sie, bevor ich Sie hinauswerfe«, brüllte ihn dort der diensthabende Sergeant an. »Wenn ihr uns schon für zu unterentwickelt haltet, um in die Galaktische Union aufgenommen zu werden, dann denken wir auch gar nicht daran, euch aus der Patsche zu helfen.«
»Aber Sir«, protestierte Quang Dal, »ich bin nur ein kleiner, centaurischer Bürger, der nichts mit der Regierung zu tun hat. Und einmal wird auch der Tag kommen, wo die Erde in den Galaktischen Bund aufgenommen wird.«
»Quatsch!« rief der Sergeant wütend. »Ich habe es doch nicht nötig, mich von einer Küchenschabe belehren zu lassen.«
Quang Dal drückte die Käferbrust heraus.
»Der Vergleich stimmt nicht ganz – eine irdische Küchenschabe kann nicht als intelligentes Lebewesen bezeichnet werden. Zweitens ist der Vergleich eine Beleidigung. Sie zeigt mir, daß Ihre Rasse noch lange nicht reif genug für die Union ist. Im Kosmos gibt es derartige Unterschiede nicht; wir sind alle Brüder und Schwestern.«
Mit einem hastigen Schritt nach links wich er dem herabsausenden Stiefel aus und kroch zur Tür.
»Wie gern ich Sie doch habe!« murmelte er automatisch die übliche Abschiedsformel der Centaurier. »Alle guten Wünsche für Sie!«
Im Büro für »Extra-Terrestrische Angelegenheiten« wurde er zwar höflicher behandelt, bekam aber auch keine Hilfe.
»Tut mir schrecklich leid«, sagte der Dritte Assistent des Direktors bedauernd. »Aber ich weiß wirklich nicht, was ich da tun soll. Ihr Schiff hat die Erde inzwischen verlassen. Es war das erste seit zwanzig Jahren, und niemand weiß, wann das nächste landen wird. Es ist wirklich eine Schande, wie man versucht, uns zu ignorieren. Wäre das nicht der Fall und würde man uns verraten, wie der Überlichtantrieb funktioniert, wären wir nicht so rückständig – und könnten auch Ihnen jetzt helfen.«
»Es ist schon oft genug erklärt worden, daß es keinen Überlichtantrieb gibt«, sagte Quang Dal geduldig. »Ihr Wissenschaftler Einstein hat das sehr deutlich zum Ausdruck gebracht.«
Der Dritte Assistent schneuzte sich. Offensichtlich glaubte er Quang Dals Versicherung nicht.
»Und vor wieviel Monaten haben Sie Centauri verlassen?«
»Vor drei Monaten Zwischenzeit«, gab Quang Dal zu. »Aber das ist eine Zeit, die in Ihrem Sonnensystem keine Gültigkeit besitzt.«
Man sah dem Assistenten an, daß er sich zurückhielt und versuchte, höflich zu bleiben.
»Sie halten uns also für zu primitiv, das zu verstehen?« erkundigte er sich.
»Das habe ich nicht behauptet. Es ist nur so, daß nicht alle Zivilisationen geeignet sind, die Wahrheit zu erfahren. Mit Primitivität hat das nichts zu tun. Vielmehr benutzt der Sternantrieb technische Details, die nicht jeder Lebensform gut bekommen.«
Der Assistent blickte gelangweilt auf die Uhr, erhob sich und geleitete den Centaurier zur Tür.
»Sie müssen mich entschuldigen. Kaffeezeit, wissen Sie … Ich kann Ihnen auch keine Passage auf einem unserer Raumschiffe anbieten, es sei denn, Sie sind damit zufrieden, in unserem Sonnensystem herumzureisen. Natürlich, wenn entschieden wird, daß wir reif für die Union sind, ändert sich
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