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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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materialisierte – tausendmal in der Sekunde.
    Dann, mit einem leichten Stoß, war alles wieder normal.
    Potsy atmete erleichtert auf. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Wir sind noch heil, und ich schätze, auch auf dem richtigen Kurs.«
    »Jetzt kannst du Quang Dal wieder 'rauslassen«, empfahl Flip. »Wenn das mit den Kontrollen hier wirklich so kompliziert ist, wird er es kaum wagen, uns aufhalten zu wollen.«
    Potsy blieb fünf Minuten aus, dann kehrte er in die Zentrale zurück. Er war allein.
    »Er hat sich eingeschlossen. Er will auch eingeschlossen bleiben. Angeblich will er etwas schlafen, und im kommenden Juni sollen wir ihn wecken.«
    Flip zuckte die Schultern.
    »Von mir aus – wenn er es so haben will…«
    Aus den Tagen wurden Wochen. Nichts geschah. Flip und Potsy wurden allmählich unruhig.
    »Ich glaube, das Mondgefängnis ist mir fast lieber«, sagte Potsy eines Tages.
    »Wir haben noch zwei Wochen bis zum Juni«, erwiderte Flip und schloß die Augen. »Solange werde ich den Anblick deines Gesichtes ja wohl noch ertragen können.«
    Potsy deutete aus der Luke über den Kontrollen. Alpha Centauri war ein gelber Stern. Er hatte sich seit dem Start nicht verändert.
    »Eigentlich sollte er allmählich größer werden.«
    »Er bleibt so, bis wir fast dort sind. Soweit ich die Theorien verstanden habe, sind wir so schnell, daß fast die ganzen Lichtstrahlen an uns vorbeischießen. Wenn du dich überzeugen willst, mußt du aus der Heckluke sehen. Wenn ich mich nicht täusche, kannst du unsere Sonne jetzt kaum noch erkennen.«
    Potsy begab sich pflichtbewußt zum Heck und sah durch die Luke. Er nahm sich Zeit, und als er in die Zentrale zurückkehrte, war er sehr blaß.
    »Wenn wir angeblich so weit vom Sonnensystem entfernt sein sollen, wie kommt es dann, daß die meisten Planeten noch mit bloßem Auge zu sehen sind?«
    »Was?« Flips Gesichtsausdruck war nicht gerade geistreich zu nennen. »Die Planeten?« Als Potsy nickte, fluchte er und fuhr fort: »Dieser verdammte Käfer muß uns hereingelegt haben! Wir kennen seinen Antrieb nicht – das hat er ausgenutzt.«
    »Aber warum sollte er das?«
    »Was weiß ich …? Vielleicht sollen wir uns den Hals brechen, während er sicher in seiner Kabine hockt. Na, dem werde ich helfen! Und wenn ich die Tür gewaltsam öffnen muß.«
    »Immer mit der Ruhe«, warnte Potsy besorgt. »Vielleicht spricht er auch so. Wir brauchen seine Informationen. Wenn er nicht reden will, kannst du ihm immer noch den Schädel einschlagen.«
    Nachdem sie eine halbe Stunde gegen die Tür geklopft hatten, erwachte Quang Dal. Er schob den Rüssel mit seinem Sprechorgan durch eine winzige Klappe oben unter der Decke und fragte:
    »Ist schon Juni?«
    »Nein, Mitte Mai«, sagte Flip. »Es tut uns leid, Sie geweckt zu haben, aber irgend etwas scheint mit dem Antrieb nicht zu stimmen. Würden Sie wohl so freundlich sein, mal in die Zentrale zu kommen und nachzusehen?«
    »Es ist alles in Ordnung«, erklärte Quang Dal. »Das höre ich bis hierher. Ruhiger kann keine Maschine laufen.«
    »Das ist der Normalantrieb, aber ich fürchte, der Überlichtantrieb funktioniert nicht. Wir sind noch nicht weit vom Sonnensystem entfernt, dabei sollten wir eigentlich schon in der Nähe von Alpha Centauri sein.«
    Es dauerte fast eine Minute, ehe Quang Dal sagte:
    »Es tut mir sehr leid, Ihnen noch einmal versichern zu müssen, daß es keinen Überlichtantrieb gibt. Wenigstens theoretisch nicht. Die Wissenschaftler der Galaktischen Union arbeiten bereits seit drei Millionen Jahren daran. Vergeblich. Ein Fünftel Lichtgeschwindigkeit, das ist alles bisher. Und Bequemlichkeit. Es dauert immer noch zwanzig Jahre, um von der Erde bis nach Centauri zu gelangen – und umgekehrt auch.«
    »Und wie sollen wir das verstehen, daß Sie in drei Monaten zu Hause sein wollten?«
    »In drei Monaten Zwischenzeit!, Nicht Normalzeit! Das sind ganz verschiedene Dinge. Ich habe oft genug versucht, es Ihnen zu erklären, aber es hörte ja niemand zu. Zwischenzeit ist eine Sache der Bequemlichkeit. Man kann zweihundert Jahre unterwegs sein, ohne mehr als Monate von seiner Familie getrennt leben zu müssen.«
    »Zweihundert Jahre!« japste Potsy.
    »Die Terraner erklären alles mit einem Überlichtantrieb«, fuhr Quang Dal fort. »Den gibt es nicht, wohl aber Zwischenzeit. Ich kenne Centaurier, die fünfunddreißigtausend Erdenjahre alt sind. Es wäre unfair und unzivilisiert von uns, wenn wir den Zweibeinern

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