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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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nicht die leiseste Ahnung habe, was lesnerizen ist. Etwas ganz Alltägliches, hatte der Derg versichert.
    Um sicherzugehen, tue ich überhaupt nichts. Ich sitze nur in meinem Zimmer und hoffe, daß bald alles vorbei ist. Dabei schreibe ich meine Erlebnisse nieder. Für später. Man kann nie wissen.
    In der vergangenen Nacht habe ich schlecht geschlafen. Nichts geschah. Schlafen ist also nicht lesnerizen. Auch das Schreiben ist nicht lesnerizen, sonst wäre ich nicht weit damit gekommen. Essen auch nicht, denn ich habe gut gefrühstückt.
    Bloß erkältet habe ich mich. Zu dumm, aber wenn ich im Zimmer bleibe, bin ich morgen wieder in Ordnung.
    So, nun will ich für heute schließen und mich ein wenig hinlegen.
    Diese Erkältung!
    In der Ecke meines Zimmers ist wieder dieses Flimmern in der Luft. Das war auch da, als der Thrang meinen Derg holte. Ich darf nun auf keinen Fall lesnerizen – was immer das auch sein mag.
    Diese verdammte Erkältung. Es juckt mir in der Nase. Ich glaube, ich muß jeden Augenblick niesen …

In der Zwischenzeit…
    (MINIMUM SENTENCE)
     
    Theodore R. Cogswell
     
     
    Flip Danielson betrat mit sicheren Schritten sein nicht gerade billiges Appartement im Metro-Hotel. Er trug einen karierten Anzug, und auf seinen Lippen spielte ein triumphierendes Lächeln.
    »Ich habe ihn genau dort, wo wir ihn haben wollten«, sagte er. »Er hängt in den Seilen.«
    Ausgestreckt auf dem Bett lag ein zweiter Mann. Er hatte ein nasses Handtuch wie einen Turban um den Kopf geschlungen und stöhnte, als er seinen fetten Körper herumwälzte und das Gesicht in den Kissen vergrub.
    »Laß mich in Frieden – ich bin todkrank.«
    Flip ging hin und zog ihm die Decken fort. Er setzte sich auf den Bettrand.
    »Werde endlich vernünftig, Potsy. Ich habe einen Ausweg gefunden.«
    Der Dicke stöhnte abermals und richtete langsam den Kopf auf.
    »Das nützt mir nichts, denn bis dahin bin ich gestorben. Was habe ich eigentlich getrunken? Spiritus?«
    »Quang Dal war so freundlich, uns einige Cocktails zu mixen. Du kriegtest den Hals mal wieder nicht voll und nahmst immer zwei, wenn wir nur einen tranken.«
    »Aha, das erklärt alles«, jammerte Potsy. Er richtete sich auf. »Sei so nett und reiche mir die Flasche vom Tisch. Ich muß diesen verdammten Nachgeschmack loswerden.«
    Flip ging und holte die Flasche. Unterwegs nahm er selbst einen Schluck daraus, dann reichte er sie Potsy. Es folgte ein gluckerndes Geräusch, der Flüssigkeitsspiegel sank um drei Zentimeter und dann meinte Potsy mit einem Aufstöhnen:
    »Vielleicht überlebe ich es doch noch.« Er schüttelte sich. »Was sagtest du? Wer hängt in den Seilen?«
    »Quang Dal. Während du in der Ecke auf dem Boden hocktest und deinen Rausch ausschliefst, habe ich ihn erleichtert.«
    Der Dicke wurde plötzlich sehr interessiert.
    »Wieviel hast du erwischt?«
    »Ungefähr viertausend. Ich habe noch nicht nachgezählt.«
    »Gib her – ich mache das für dich.«
    »Jedenfalls sind wir 'raus aus der Klemme«, stellte Flip fest und gab ihm die erbeutete Brieftasche.
    Potsy griff danach, als hinge sein Leben davon ab. Geschickt zog er das Banknotenbündel aus dem Fach und zählte mit geübten Fingern.
    »Wenn ich daran denke, was wir uns nun kaufen können …« Er hörte plötzlich auf zu sprechen und warf das Geld auf den Boden. »Was wir uns hätten kaufen können«, verbesserte er. »Damit ist es nun aus. Wo wir hingehen, da brauchen wir kein Geld mehr. Zwanzig Jahre mindestens, bei mildernden Umständen.«
    Er schlug die Hände vors Gesicht und begann jämmerlich zu schluchzen.
    »Und vierzig Jahre Maximum«, sagte Flip ungerührt. »Das nächstemal suchst du ein weniger gefährliches Opfer aus als die Schwiegermutter des hiesigen Polizeichefs.«
    »Vielleicht geschieht irgend etwas. Wir haben immerhin drei Wochen Zeit, ehe wir die Strafe antreten müssen.«
    »Na und?«
    »Wir haben noch das Schiff. Warum fliehen wir nicht damit?«
    »Wohin denn? Wenn es einen Ort im Sonnensystem gibt, wo Menschen leben können, so haben sie das Gesetz mitgebracht. Und wenn es einen Ort gibt, an dem das Gesetz keine Gültigkeit hat, so können dort keine Menschen leben. So einfach ist das.«
    Potsy nahm wieder einen Schluck.
    »Eigentlich ist es doch zum Totärgern, daß die Käfer, die Heuschrecken und andere Ungeheuer in der ganzen Galaxis herumfliegen können, während ausgerechnet wir Menschen auf unser eigenes Sonnensystem beschränkt bleiben. Über Pluto sind wir noch

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