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Heyne Galaxy 09

Heyne Galaxy 09

Titel: Heyne Galaxy 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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von dem Tag, als ich ihn hinauswarf.
    Ich muß sagen, er hat gut daran getan, seinen Namen zu ändern. Wir hätten uns nicht gut einen Imperator namens Kilmer I. oder Jones I. zulegen können. Viel zu gewöhnlich, ein solcher Name, damit hätte man keinen Staat machen können.
    Tölpelhafter Kerl, dieser Kilmer. Als Bard mir einmal eine Arbeit von ihm vorlegte, hatten wir beide wirklich unseren Spaß daran! Entsetzliche Rechtschreibung! Fand mich gar nicht durch, so oft hatte der Lektor korrigieren müssen! Ich frage mich sogar, ob der Bursche überhaupt lesen konnte … Die Satzzeichen! Und dann die Grammatik!
    Ich rief den Jungen an jenem Morgen in mein Büro – oder war es am nächsten Tag? Egal. Ich rief ihn zu mir herein und teilte ihm so freundlich wie möglich mit, daß es meiner Meinung nach andere Berufe gäbe, für die er besser geeignet wäre. Diese Ironie! Kilmer Jones – Kyle I.!
    Und da stand er nun vor mir, ich erinnere mich noch deutlich, mit seinen siebzehn Jahre alten Händen, die nur aus Knöcheln und aufgerauhter Haut zu bestehen schienen, und trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Bitte, Mr. Booth«, sagte er mit rauher Stimme, »ich will gar kein' andern Beruf. Ich will'n Zatungsmann werd'n. Ich ha' einfach keine Lust nich …«
    Wäre dieses ›keine Lust nich‹ nicht gewesen, hätte ich vielleicht nachgegeben. Aber so konnte ich es nicht zulassen, daß jemand seine Muttersprache auf solche Weise vergewaltigte! Und dazu noch in meinem Büro!
    Ich nahm ihn mir ernsthaft vor, gab ihm ein grammatisch richtiges Beispiel dessen, was er hatte sagen wollen, erteilte ihm eine kurze Lektion in der Geschichte unserer Sprache und erklärte ihm vor allem, warum sie zur offiziellen Sprache Terras geworden war. Soweit ich mich erinnere, schloß ich mit den Worten: »Ich möchte Sie gern vor der Notwendigkeit bewahren, Autoren wie Milton oder Shakespeare zitieren zu müssen. Sie sollten lieber bei Ihren Comic-Strip-Schreibern bleiben.«
    »Ha' keine Übung«, erwiderte er leise.
    Ich schauderte zusammen, wie ich mich erinnere. »Sie meinen, ich habe keine Übung!«
    »Mhm …«
    »Ja«, sagte ich aufgebracht. »Nicht ›mhm‹, sondern ›ja!‹«
    Ich suchte auf dem Tisch nach seinen Papieren und fragte mich dabei, wer diesen Burschen überhaupt eingestellt hatte. Gab ihm Geld für drei Wochen, glaube ich, für eine Woche mehr als nötig.
    Ungehobelter Bursche! Er blieb einfach eine Minute schweigend stehen und verließ dann den Raum, ohne ›danke‹ oder ›auf Wiedersehen‹ zu sagen.
    Und das ist derselbe Mann, der sich jetzt – im Alter von siebenunddreißig – ›Kyle der Erste, Herrscher Terras'‹ nennt!
    Ich möchte zu gern wissen, wie er wohl heute ist…
    1. Januar 1 Neu-San-Francisco
    Diese Frage brauche ich mir inzwischen nicht mehr zu stellen. Es sind überraschend wenig Köpfe gefallen, aber offensichtlich zieht es Kyle-Bubi vor, seine Macht auf andere Weise zu demonstrieren.
    Das Erntedankfest, das sich in manchen Gegenden des Direktorats Nordamerika noch erhalten hat, wird in drei Wochen begangen – obwohl es schon Januar ist!
    Das Jahr Eins!
    Erntedankfest im Januar, Weihnachtstage im Februar, Frühlingserwachen im Juli! Ganz zu schweigen von dem Durcheinander in meiner Buchführung! Ich glaube fast, jetzt wird der Mann bald das Wetter ändern wollen, damit sein neuer Kalender wieder stimmt!
    8. Januar 1 Neu-San-Francisco
    Er wird sich unmöglich halten können! Unmöglich! Ein Diktator ließ sich bisher vielleicht noch ertragen, ein Monarch ebenfalls. Aber Kyle …?
    Natürlich war es für ihn nicht zu umgehen, gewisse Leute aus dem Weg zu räumen. Und dann sein Sommerpalast in Zentralamerika – in Ordnung! Von einer Autoritätsperson wie Kyle wird erwartet, daß sie unerwünschte Elemente beseitigt und sich eine Sommerresidenz hält und wer weiß was noch! Selbstverständlich !
    Aber warum dann das? Warum?
    Keine Zeitungen mehr! Einfach so! Er verkündet ein Edikt, und darin heißt es einfach: keine Zeitungen mehr! Der Beacon-Sentinel ist in den letzten fünfundzwanzig Jahren eine große Zeitung gewesen. Er allein war nichts, und ich allein war nichts – aber zusammen bildeten wir eine Stimme! Jetzt sind wir wieder nichts!
    Oh, ich weiß schon, was dahintersteckt! Natürlich handelt es sich um Rache, darum geht's! Weil er vor Urzeiten kein ›Za-tungsmann‹ hat werden können, sucht er auf diesem Wege Vergeltung.
    Ein so kleinmütiger Mann wie er wird sich nicht lange halten!

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