Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 09

Heyne Galaxy 09

Titel: Heyne Galaxy 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
Meteorit beschädigt die Zufuhrventile – Ventile kann man wieder ausrichten, wenn man die nötige Zeit hat. Als Folge einer nervlichen Anspannung wird ein Kurs falsch berechnet, und eine unerträgliche Beschleunigung reißt die Sprungantenne los und betäubt fast jeden Mann an Bord – Antennen können ersetzt werden, und ein Mensch kann sich erholen, wenn man die nötige Zeit hat.
    Die Chancen stehen jedoch eins zu unvorstellbar hoch, daß die eben aufgezählten Katastrophen zur gleichen Zeit eintreten werden; und noch geringer ist die Chance, daß sie während einer besonders schwierigen Landung geschehen, bei der das einzige Element, das die Ausmerzung von Fehlern möglich macht, die Zeit, ohnehin am wenigsten zur Verfügung steht.
    Bei der CRUISER JOHN jedoch trat dieser unvorstellbare Zufall ein, und sie machte ihre letzte Landung und würde sich niemals wieder von der Stelle rühren.
    Daß das Schiff die Landung im wesentlichen heil überstand, war allein ein kleines Wunder. Den fünf Besatzungsmitgliedern blieben auf diese Weise wenigstens einige Jahre. Doch ansonsten konnte nur die donnernde Ankunft eines anderen Schiffes Rettung bringen – aber niemand rechnete wirklich damit. Die Männer wußten, daß sie alle Zufälle ihres Lebens aufgebraucht und in dieser Hinsicht nichts mehr zu erwarten hatten.
    So stand es also.
    Und das Schlüsselwort war ›Ammoniak‹. Während sich ihnen die Oberfläche des Planeten entgegenschraubte und sie den Tod bereits vor Augen hatten, fand Chou irgendwie die Zeit, auf den Spektrographen zu blicken, dessen Zeiger wild hin und her zuckten.
    »Ammoniak«, brüllte er. Die anderen hörten ihn zwar, konnten jedoch nicht weiter auf seine Worte achten. Sie waren im Augenblick viel zu sehr mit dem kräftezehrenden Kampf beschäftigt, durch den sie ihren sofortigen Tod gegen ein langsames und schmerzhaftes Dahinsiechen eintauschen sollten.
    Als sie schließlich auf sandigem Grund gelandet waren – karge, bläuliche Vegetation, riedartiges Gras, klobige, baumähnliche Objekte mit blauer Rinde und kahlen Ästen; eine Landschaft ohne tierisches Leben mit einem beinahe grünlichen, wolkigen Himmel darüber –, kehrte das Wort zurück und sollte sie niemals wieder verlassen.
    »Ammoniak?» fragte Petersen schwer.
    Chou sagte: »Vier Prozent.«
    »Unmöglich«, sagte Petersen.
    Aber es war natürlich nicht unmöglich. In den Büchern stand das Wort ›unmöglich‹ überhaupt nicht verzeichnet. Das Galaktische Korps hatte im Laufe seiner Geschichte herausgefunden, daß ein Planet mit einer bestimmten Masse und einer bestimmten Temperatur stets ein Meeresplanet war und entweder eine Stickstoff-Sauerstoff- oder eine Stickstoff-Kohlendioxyd-Atmosphäre besaß. Im ersten Fall konnte man mit einer Vielfalt von Lebensformen rechnen, im zweiten war die Entwicklung in dieser Hinsicht oft etwas zurückgeblieben.
    Niemand kümmerte sich von nun an darum, was es außer Masse, Volumen und Temperatur noch zu erforschen gab. Man setzte als selbstverständlich voraus, daß die Planetenatmosphären dem einen oder anderen Typ angehörten. Aber die Bücher legten sich klugerweise nicht darauf fest, indem sie behaupteten, daß es so sein müsse; vielmehr stellten sie fest, daß es bisher immer so gewesen war. Rein thermodynamisch gesehen, waren natürlich andere atmosphärische Zusammensetzungen möglich, doch es wurde als höchst unwahrscheinlich angesehen, daß man wirklich einmal auf einen solchen Fall stoßen würde.
    Bis jetzt jedenfalls.
    Die Männer der CRUISER JOHN hatten die Ausnahme gefunden und mußten für den kärglichen Rest ihres Lebens mit einer Stickstoff-Kohlendioxyd-Ammoniak-Atmosphäre vorliebnehmen.
    Die Männer verwandelten ihr Schiff in eine unterirdische Höhle, in der erträgliche Lebensbedingungen herrschten. Sie konnten es weder starten, noch konnten sie einen Funkstrahl durch den Hyperraum schicken; aber abgesehen von diesen Defekten war fast das ganze Schiff noch verwendbar. Um gewisse Nachteile der Eigenversorgung auszugleichen, konnten sie sogar auf die natürlichen Wasser- und Luftreserven des Planeten zurückgreifen – natürlich nur bis zu einem gewissen Grade und unter Absorbierung des Ammoniaks.
    Die Männer organisierten Erkundungstrupps, da ihre Raumanzüge in einem ausgezeichneten Zustand waren und überdies die Zeit schneller verging, wenn man beschäftigt war. Der Planet war an sich harmlos; überall nur spärliche Vegetation. Blau, immer nur blau;

Weitere Kostenlose Bücher