Heyne Galaxy 09
Ammoniak-Chlorophyll; Ammoniak-Proteine.
Sie errichteten ein kleines Laboratorium und machten sich an die wissenschaftliche Untersuchung der Pflanzen. Ihre Erkenntnisse hielten sie in einem dicken Hefter fest. Sie machten den Versuch, einige Pflanzen dieses Planeten in ammoniakfreien Luftverhältnissen aufzuziehen, doch das Experiment scheiterte. Sie machten sich zu Geologen und studierten die Planetenkruste; sie wurden zu Astronomen und studierten das Spektrum der unbekannten Sonne.
Berrere pflegte zu sagen: »Irgendwann einmal wird das Korps auch diesen Planeten wieder anfliegen und wird unsere Aufzeichnungen hier finden. Zumindest ist es ein einzigartiger Planet. Vielleicht gibt es in der ganzen Milchstraße keine zweite erdähnliche Welt mit einer Ammoniak-Atmosphäre.«
»Herrlich«, sagte Sandropoulos bitter. »Wie schön für uns!«
Sandropoulos war der thermodynamische Fachmann der Mannschaft und hatte seine Untersuchungen sehr bald abgeschlossen. »Ein relativ instabiles System«, sagte er. »Das Ammoniak dieser Atmosphäre wird ständig absorbiert, und zwar durch eine geochemische Oxydation, bei der Stickstoff entsteht; die Pflanzen bedienen sich dieses Stickstoffs und bilden ihrerseits wieder Ammoniak. Wenn die Ammoniakbildung der Pflanzen nur um zwei Prozent nachließe, müßte die Entwicklung spiralenförmig abwärtsgehen. Der Pflanzenwuchs ließe nach, wodurch sich die Ammoniakbildung erneut vermindern würde – und so weiter …«
»Du meinst, wenn wir genügend Pflanzen ausreißen«, sagte Vlassow, »könnten wir das Ammoniak in der Atmosphäre zum Verschwinden bringen?«
»Wenn wir einen Luftschlitten, einen Weitwinkelstrahler und sehr viel Zeit hätten, dann wäre es vielleicht möglich«, erwiderte Sandropoulos. »Aber das haben wir nicht. Statt dessen sehe ich eine bessere Möglichkeit. Wenn wir unsere Erdpflanzen mit Erfolg anbauen könnten, würde die zunehmende Photosynthese- Sauerstoffbildung die Ammoniak-Oxydation beschleunigen. Selbst wenn wir nur ein ganz kleines Beet anlegten, würde sich der Ammoniakgehalt der Luft in der betreffenden Gegend spürbar senken und das Wachstum unserer Pflanzen fördern – und so weiter …«
Nun wurden sie also auch zu Gärtnern. Immerhin war so etwas für die Männer des Galaktischen Korps reine Routine. Das Leben auf erdähnlichen Planeten gehörte in der Regel der Wasser- Protein-Klasse an, doch es gab natürlich unendlich viele Spielarten. Die auf anderen Planeten vorgefundene Nahrung war selten genießbar. Andrerseits stand zu erwarten (nicht immer, aber recht oft), daß gewisse Erdpflanzen eine ungeahnte Entwicklung nahmen und die Flora eines fremden Planeten buchstäblich erstickten. Auf diese Weise war dann der Weg geebnet für die anderen Pflanzen.
Dutzende von Planeten hatte man so zu einem Ebenbild der Erde gemacht. In der Folge ergaben sich Hunderte neuer und robuster Pflanzenarten, die bei der weiteren Erschließung anderer Planeten von großen Nutzen waren.
Die ammoniakhaltige Atmosphäre dieser Welt wäre für jede Pflanze, die direkt von der Erde stammte, absolut tödlich gewesen, doch bei den Samen, die den Männern der CRUISER JOHN zur Verfügung standen, handelte es sich um mannigfaltige Mutationen.
Die Pflanzen setzten sich zwar für kurze Zeit gegen die feindliche Atmosphäre zur Wehr, waren jedoch nicht stark genug. Einige entwickelten sich zu spärlichem, kränklichem Wuchs, doch nach kurzer Zeit starben auch sie.
Wie kläglich dieser Versuch auch gescheitert war, so war er doch immerhin erfolgreicher als einige andere Experimente. Die Bakterienwelt des Planeten hatte sich als unerwartet vielfältig erwiesen, doch die heimischen Mikroorganismen machten jede Hoffnung auf eine Überlegenheit der Erdproben von vornherein zunichte. Das Experiment, die fremdartige Erde mit irdischer Bakterienflora zu durchsetzen, mißlang.
Vlassow schüttelte den Kopf. »Das hat keinen Sinn«, sagte er. »Wenn unsere Bakterien überleben, dann sowieso nur durch Anpassung an das vorhandene Ammoniak.«
Sandropoulos erwiderte: »Du hast recht; mit den Bakterien kommen wir nicht weiter. Die Pflanzen sind unsere einzige Chance; sie allein bringen neuen Sauerstoff hervor.«
»Wir könnten uns ebenfalls damit befassen«, sagte Petersen. »Wie wär's mit einer elektrolytischen Herstellung von Sauerstoff?«
»Und wie lange würden wir das mit unseren Geräten durchhalten? Wenn wir unsere Flora mit Erfolg ansiedeln könnten, würde das einer
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