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Heyne Galaxy 09

Heyne Galaxy 09

Titel: Heyne Galaxy 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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konnte er nicht sagen, wie es eigentlich funktionierte. Es gab keinen logischen Grund, warum es überhaupt funktionieren sollte.
    Zuerst drückte man ein wenig gegen die Strebe, am richtigen Ort und im richtigen Winkel, und sie bewegte sich. Dann mußte man noch einmal drücken, und wieder bewegte sich die Käfigstange, und beim drittenmal ließ sie sich ganz einfach lösen, Gott allein wußte, warum.
    Mose machte Feuer in der alten Schmiede, schleppte Kohlen herbei und betätigte den Blasebalg. Das Wesen schaute ihm zu. Aber als er die Käfigstange aufnahm und sie ins Feuer legen wollte, stellte es sich zwischen ihn und das Feuer und ließ ihn nicht an die Esse heran.
    Mose nahm zur Kenntnis, daß er das Metall nicht erhitzen konnte – oder durfte –, und stellte keine unnützen Fragen. Denn, so sagte er sich, das Ding mußte selbst am besten wissen, wie man sein Metall behandelte.
    Also nahm er die Strebe und trug sie zum Amboß hinüber und begann sie kalt mit dem Hammer zu bearbeiten, bis sie wieder ihre alte Form angenommen hatte. Das Wesen verfolgte aufmerksam jeden Hammerschlag und zeigte ihm immer wieder, welche Krümmung das Eisen haben mußte, und es dauerte ziemlich lange, ehe es völlig zufriedengestellt war.
    Dann montierte Mose die zweite Käfigstange ab, und diesmal ging es wesentlich schneller, denn er kannte den Dreh bereits.
    Aber trotzdem ging die Arbeit nur langsam von der Hand, und als es Abend wurde, hatten sie erst fünf Käfigstreben geschafft.
    Vier ganze Tage dauerte es, bis sie den Käfig wieder in seine alte Form gebracht hatten, und die ganze Zeit über lag das Heu unberührt auf den Feldern.
    Aber das machte Mose nichts aus, denn er hatte endlich jemand, mit dem er sich unterhalten konnte, und im Haus war es ganz und gar nicht mehr einsam.
    Als schließlich sämtliche Streben wieder befestigt waren, glitt das Wesen in den Käfig und beschäftigte sich mit einer kleinen Vorrichtung am Käfigdach, die wie ein Korb aussah. Mose, der die Bewegungen des Wesens aufmerksam verfolgte, hielt das Gebilde für eine Art Kontrolleinrichtung.
    Nach Beendigung seiner Inspektion machte das Wesen einen ziemlich entmutigten Eindruck und wanderte im Schuppen herum und schien etwas zu suchen, ohne es finden zu können. Es wandte sich an Mose und hob in einer verzweifelten und bittenden Geste die Hand.
    Mose zeigte ihm Eisen und Stahl, er wühlte in dem Karton, in dem er Bolzen, Klammern, Metallstücke und sonstige Reste aufbewahrte, und brachte einige Messing- und Kupferstücke und sogar etwas Aluminium zum Vorschein, aber offensichtlich hielt das Wesen nach etwas anderem Ausschau.
    Mose war froh darüber – und gleichzeitig schämte er sich, daß er so froh war. Aber er konnte nichts dagegen machen.
    Denn es war ihm bewußt geworden, daß ihn das Wesen, wenn der Käfig erst einmal fertiggestellt war, verlassen würde. Mose hatte keine Möglichkeit gesehen, sich der Reparatur des Käfigs zu widersetzen. Aber nun, da das Wesen ihn offensichtlich doch nicht verlassen konnte, war er innerlich sehr froh.
    Es würde also bei ihm bleiben müssen, und er würde es nicht mehr so einsam haben. Das Wesen konnte es als Hausgenosse beinahe mit Towser aufnehmen.
    Als Mose am nächsten Morgen das Frühstück zubereitete, langte er in den Schrank, um die Haferflocken herauszunehmen, und seine Hand stieß an die Zigarrenkiste, die zu Boden krachte und ihren Inhalt im Zimmer verstreute.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie das Wesen plötzlich aufsprang und einem der Silberdollars nachjagte. Es hielt die Münze zwischen den Fingern, wandte sich an Mose und stieß ein seltsam brummendes Geräusch aus.
    Dann beugte es sich nieder und begann die Münzen aufzusammeln, drückte sie an sich und hopste aufgeregt herum, und Mose machte sich angstvoll klar, daß das Wesen wohl gefunden hatte, was es suchte – Silber.
    Er kniete nieder und half dem Wesen, die restlichen Dollars aufzusuchen. Sie taten die Münzen in die Zigarrenkiste, und Mose nahm die Kiste und übergab sie dem Wesen, das sie in der Hand wog und enttäuscht dreinblickte. Es brachte die Kiste an den Tisch, schüttete die Dollars aus und begann sie zu sauberen Häufchen aufzustapeln, und Mose sah, daß es sehr enttäuscht war.
    Vielleicht, überlegte der alte Mann, hatte es gar nicht nach Silber gesucht. Vielleicht hatte es das Silber zuerst mit einem anderen unbekannten Metall verwechselt.
    Mose nahm die Haferflocken aus dem Schrank, tat etwas Wasser hinzu

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