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Heyne Galaxy 10

Heyne Galaxy 10

Titel: Heyne Galaxy 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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machen. Aber du kennst ja die Bedingungen.«
    »Natürlich. Wenn ich mit ihr fertig bin, könnt ihr sie haben. Glaubt ihr etwa, ich bin einer von den verdammten Monopolisten? Ich werde sie mit euch teilen. Ich werde eine Warteliste anlegen. Aber damit ihr nicht vergeßt, wer sie gemacht hat, wird sie immer bei mir wohnen.«
    In diesem Augenblick bemerkte er Hahn. »Wer bist du?«
    »Er ist neu«, schaltete sich Barrett ein. »Lew Hahn. Er ist erst heute nachmittag angekommen.«
    »Ned Altman«, sagte Altman und verbeugte sich höflich. »Staatsbeamter außer Dienst. Du bist jung für einen Gefangenen, nicht wahr? Wie bist du sexuell orientiert?«
    Quesada hustete. »Du solltest dich jetzt etwas ausruhen, Ned. Vielleicht gibt es schon morgen ein richtiges Gewitter.«
    Altman weigerte sich nicht, und der Arzt führte ihn in seine Hütte und brachte ihn zu Bett, während Hahn und Barrett langsam vorausgingen.
    Normalerweise hätte Barrett seinen Rundgang – da er auch Latimer zu seinen Krankheitsfällen rechnete – bei dessen Hütte unten an der Küste beendet. Doch er hatte ihn heute bereits gesellen, und außerdem schmerzte ihn das gesunde Bein, so daß er sich den schweren Weg heute abend lieber sparte.
    Sie besuchten noch einige andere Patienten – so den Mann, der um seine Errettung durch fremde Wesen betete, und den Mann, der in ein Paralleluniversum durchzustoßen versuchte, wo alles seine Richtigkeit haben würde, und den Mann, der seine Tage schluchzend auf dem Bett verbrachte; und nachdem sie auf diese Weise sämtlichen leichter erreichbaren Hütten einen Besuch abgestattet hatten, verabschiedete sich Barrett und bat Quesada, den Neuen ohne ihn zu seiner Unterkunft zu begleiten.
    Nach mehreren gemeinsam verbrachten Stunden wußte er eigentlich weniger über Lew Hahn als bei dessen Ankunft – was seltsam war. Aber vielleicht war der Neue gar nicht so unzugänglich, wenn erst einmal einige Tage vergangen waren. Barrett betrachtete den lachsfarbenen Mond und faßte automatisch in die Tasche, um den kleinen Trilobiten zu betasten, und dachte erst jetzt wieder daran, daß er ihn ja Lew Hahn geschenkt hatte. Barrett schlurfte in seine Hütte und fragte sich, wieviel Zeit wohl vergangen sein mochte seit Hahns Flitterwochen auf dem Mond.
     
     
    5
     
    Als Barrett am nächsten Morgen zum Frühstück ins Lager kam, lag Rüdigers Fang sorgfältig vor dem Hauptgebäude ausgebreitet in der Sonne. Offensichtlich hatte er wieder einmal reiche Beute gemacht. Drei- oder viermal in der Woche fuhr Rüdiger nachts mit einem kleinen Dingi hinaus, das er sich vor einigen Jahren aus unverwertbaren Resten gebaut hatte; und es war mit der Zeit eine Gruppe von Freunden zusammengekommen, die mit dem harten Fischereihandwerk durchaus vertraut war.
    Es schien seltsam, daß ausgerechnet Rüdiger, ein Anarchist, wie er im Buche stand, ein Mann, der an den Individualismus und die Vernichtung aller politischen Institutionen glaubte, daß gerade ein solcher Mann sich bei der Führung einer Mannschaft von Fischern derart bewährte. Von der Theorie her hatte Rüdiger nicht viel für Gemeinschaftsarbeit übrig, aber ihm war offensichtlich die Erfahrung nicht erspart geblieben, daß es nicht gerade leicht ist, die Netze allein zu handhaben.
    In ähnlicher Weise steckte das ganze Lager voller kleiner Gegensätze, denn wenn es ums Überleben ging, ließ mancher noch so brillante politische Theoretiker von seinen Dogmen ab.
    Das Prunkstück des heutigen Fanges war ein etwa drei Meter langer Cephalopode – eine feste konische Muschel mit einer Anzahl schlaffer, tintenfischähnlicher Tentakel, die eine Menge Fleisch ergaben. Daneben lagen Trilobiten aller Größen.
    Rüdiger fischte sowohl für den Kochtopf als auch für seine wissenschaftliche Sammlung; offensichtlich gehörten diese Exemplare zu der Gruppe von Trilobiten, die er bereits studiert hatte, sonst hätte er sie kaum zu den für die Küche bestimmten Fischen gelegt. Seine Hütte war bis zur Decke mit Trilobiten angefüllt, und sein Leben bestand darin, diese Wesen zu sammeln und zu analysieren; niemand neidete ihm dieses Hobby.
    Neben den Trilobiten lagen Brachiopoden, die ein wenig wie verunglückte Kammuscheln aussahen, und daneben ein Haufen Schlangen. Das warme, flache Gewässer unmittelbar vor der Küste schien im Gegensatz zu den toten Landgebieten vor Leben geradezu zu wimmeln. Barrett hoffte, daß jemand das Zeug bald aus der Sonne holen werde, denn obwohl die Verwesung hier

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