Heyne Galaxy 10
gönnte mir den wütendsten Blick, der ihrem Dietrich überhaupt möglich war.
»Du und dein verdammter Arcaro!« zischte sie, und es war
wie ein Messerstich. »Ich hab' ja gesagt, nimm deinen Flynn, statt
dieses …«
»Erspare mir die Einzelheiten, Kleines«, brummte ich. Es war mir inzwischen klar, worauf ich mich da eingelassen hatte. Die Anrempelei war kein Zufall gewesen, sondern war von langer Hand vorbereitet und sehr geschickt in Szene gesetzt worden. Es kam mir zu Bewußtsein, daß der Liston ganz bestimmt wesentlich besser gespult war, als er aussah. Da steckte jemand mit viel Geld dahinter; jemand, der es sich leisten konnte, so viele Muskelservos zu kaufen, wie er benötigte, um aus mir ein Bündel heulendes Elend zu machen. Daß mein Arcaro möglicherweise zu einem Haufen Schrott verarbeitet wurde, tat meinem Organo-Körper physisch keinen Schaden. Aber der Schaden, den ich selbst – mein Geist, meine Persönlichkeit – dabei nahm, indem ich den unterliegenden Servo trug, war dafür tun so realer.
Es erforderte stählerne Nerven, eisernes Selbstvertrauen, rasiermesserscharfe Reflexe und den Instinkt eines Killers, um in der Arena zu überleben. Jeder hätte mit einem gigantischen Super-Servo in den Ring steigen können, wenn es allein darauf angekommen wäre; aber die darüber hinaus erforderlichen Faktoren wie Zeitgefühl, Schnelligkeit und Geschicklichkeit im Ring, die mich zu einem Champion gemacht hatten, blieben mir unmöglich erhalten, wenn einer meiner Körper völlig in Stücke zerschlagen wurde. Wenn ich hinterher jemals wieder eine Kaffeetasse ruhig halten konnte, hatte ich noch Glück gehabt.
In diesem Augenblick erschien der Ringrichter – ein wenig ärgerlich, weil ihn bisher niemand zu Rate gezogen hatte. Er blickte mich an und wollte mich schon zur Seite winken, als er plötzlich stutzte.
»Sie sind der Herausgeforderte?« fragte er. Die Augenbrauen seines Menjou wollten fast unter dem Haaransatz verschwinden.
»Stimmt!« erwiderte ich schnell und bestimmt. »Der Keiler da hat meine Dame beleidigt. Außerdem gefällt es mir nicht, wie er mit meiner Suppe umgegangen ist. Wenn ich ihm den Brustkasten zu Eßstäbchen verarbeitet habe, werde ich mir ein Stückchen von ihm abbrechen und meinem Hund zum Spielen geben.«
Wenn ich mich schon auseinandernehmen lassen mußte, dann wollte ich wenigstens mit Stil untergehen.
Der Sullivan knurrte nur.
»Ich wette, Sie können mehr als nur knurren!« Ich baute mich vor ihm auf, wobei sich meine Nase in Höhe seiner diamantenen Schlipsnadel befand. »Wie heißt du, Großer? Gib mir deine Zulassungsnummer!«
»Halt den Mund, du halbe Portion!« Er hob den Finger, um ihn mir vor die Brust zu stoßen; in diesem Augenblick bemerkte er den Blick des Schiedsrichters, der uns die Regeln erläutern wollte, und lenkte die Bewegung zu einem Ohrenkratzen ab. Der große Fingernagel riß etwas Plastik von seinem Ohrläppchen. Er war also nervöser, als er sich gab. Damit war bewiesen, daß er sehr wohl wußte, wen er vor sich hatte – Barney Ramm, Leichtgewichtsmeister im bewaffneten Einzelkampf.
»Montage- und Seriennummern, bitte«, sagte der Schiedsrichter ein wenig ungeduldig. Ich verstand den Grund. Es war üblich, daß der Herausforderer diese Daten unaufgefordert angab, was man von einem so erfahrenen Kämpfer wie dem Sullivan hätte erwarten können. Aber der warf dem Beamten nur einen bösen Blick zu.
»Wo ist Slickey?« knurrte er.
»Er hat noch fünfzehn Minuten Mittagspause!« schnappte der Schiedsrichter. »Es wird langsam Zeit…«
»Jetzt halt aber die Luft an, Kumpel!« grunzte der Sullivan. Augenblicklich trat der Wayne vor, um seinen Freund zu unterstützen. Die beiden starrten den Schiedsrichter aus kalten Augen an. Der Mann hielt den Blicken einen kurzen Moment stand und gab schließlich nach. Er hatte verstanden.
»Wo ist hier die Toilette?« machte ich mich bemerkbar und versuchte einen möglichst forschen Eindruck zu machen, wobei ich allerdings das Gefühl hatte, als müßte man mir jeden Gedanken vom Gesicht ablesen können wie von einer riesigen Reklametafel.
»Was?« Der Schiedsrichter starrte mich einen Augenblick lang an, ehe sein Blick zum Sullivan und wieder zu mir zurück wanderte, als verfolgte er ein Tischtennisspiel. »Nein«, sagte er. Er spitzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Ich vertrete hier die Regeln …«
»Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, entgegnete ich und ließ ihn einfach stehen.
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