Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 10

Heyne Galaxy 10

Titel: Heyne Galaxy 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
»Ich kenne meine Rechte.« Mit diesen Worten überquerte ich das Tanzparkett und steuerte auf eine kleine Tür hinter einer imitierten Palme zu. Kaum war die Tür hinter mir ins Schloß gefallen, schaltete ich auf Schnellgang. Vor mir stand eine Reihe Münzautomaten für Stromkreistests und Ersatzteile; an der gegenüberliegenden Wand standen ein Batterieaustauscher, ein Ladegerät, mehrere Farbauffrisch-Automaten, ein großer Behälter mit ausgebrannten Reflex-Spulen und ein Automat mit Ersatzdichtungen verschiedener Größe, der die Aufschrift trug: »SICHERHEIT IST ALLES - BEWAHRT VOR DEM HEISSLAUFEN.«
    Ich schlitterte durch den Korridor und durch einen Torbogen in die eigentliche Werkstatt. Hier beherrschten ein halbes Dutzend übervoller Regale, von der Decke herabhängende Starkstromleitungen und Schmiermitteldüsen und zahlreiche Maschinen das Bild. Ein Ersatzteil-Index bedeckte die gegenüberliegende Wand. Einen zweiten Ausgang gab es nicht.
    »Wollen Sie bitte (klick!) die mit Eins bezeichnete Position einnehmen«, sagte eine mechanische Stimme höflich, »und das Schaltpult aktivieren, das die erforderlichen Reparaturen feststellt. Darf ich Ihnen bei dieser Gelegenheit den Schlager der Woche vorstellen – Gleittrix, das spezielle Unterarmschmiermittel mit einem völlig neuen …«
    Ich drückte den Knopf auf dem Kontrollbrett und brachte die unwillkommene Stimme zum Schweigen. Plötzlich kam mir die Fluchtidee gar nicht mehr so erfolgversprechend vor wie noch vor ein paar Sekunden. Ich saß hier ganz schön in der Falle, und ein kleiner Werkstatt-Unfall mochte meinem Gegner gerade ins Programm passen. Eine innere Stimme hämmerte mir ins Bewußtsein, daß ich mit einigem Glück vielleicht dreißig Sekunden Zeit hatte, ehe schwere Stiefel durch die Tür marschiert kommen und sich meiner annehmen würden …
    Neben der Tür war eine Stahlblende angebracht, die die in der Werkstatt befindlichen Kunden vor den Blicken der Öffentlichkeit schützte. Mit drei Schritten trat ich hinter diese Blende und drückte mich fest gegen die Wand. Im selben Augenblick wurden draußen schwere Schritte laut, und die Tür wurde aufgerissen. Der Wayne gab sich nicht mit Halbheiten ab – ebensowenig wie ich. Ich stellte ihm ein Bein, trat blitzschnell vor und versetzte ihm einen heftigen Stoß. Er schlug mit dem Gesicht auf den Boden und machte dabei einen Lärm wie eine leere Abfalltonne. Ich kümmerte mich nicht weiter um ihn, sondern stieg über den Blechhaufen hinweg und kehrte ins Restaurant zurück. Auf der anderen Seite der Palme, kaum drei Meter entfernt, stand der Liston. Ich machte mich nach rechts davon und stieß auf eine zweite Tür, die die Aufschrift DAMEN trug.
    Ich trat ein, ohne lange zu überlegen.
    3
    Selbst unter diesen Umständen war der Anblick der rosafarbenen Ersatzteile und goldplattierten Parfümzerstäuber ein ziemlicher Schock; von den Regalen mit ausgesprochen weiblichen Gegenständen einmal ganz zu schweigen.
    Und dann sah ich sie. Sie war ein nett anzuschauendes Pickford-Modell – im Augenblick war gerade das Traditionelle groß in Mode. Sie hatte auftoupiertes blondes Haar, und ihr Chassis war bis zur Hüfte geöffnet. Ich starrte sie an und mußte schlucken wie ein Seehund, der sich einen zu großen Brocken zugemutet hat. Sie erblickte mein Spiegelbild, fuhr zu mir herum und gönnte mir den Anblick zweier großer blauer Augen und eines Rosenmündchens, das sich soeben zu einem Schrei öffnete.
    »Bleiben Sie ruhig, Lady«, sagte ich schnell und löste meinen Blick von ihrer Figur, was eine ziemliche Anstrengung bedeutete. »Ich werde verfolgt! Sagen Sie mir, wie ich hier wieder herauskomme!«
    Von draußen waren Schritte zu hören.
    »Da – da hinten ist ein Lieferanteneingang«, sagte sie mit angenehmer Stimme, und ich riskierte einen zweiten Blick. Sie hielt sich ein spitzenbesetztes Etwas vor die Brust, das, als sie mir den Weg wies, den Blick auf das entzückendste Stückchen Schaumplastik freigab, das man sich nur vorstellen kann.
    »Vielen Dank, Kleines. Sie sind ein Schatz«, brachte ich hervor und hastete, nicht ohne Bedauern, an ihr vorbei. Die Tür, auf die sie mich aufmerksam gemacht hatte, befand sich hinter einem Mauervorsprung im Hintergrund des Raumes. Neben dem Ausgang stand ein großer offener Karton voller Ersatzpackungen für die Automaten. Im Vorbeilaufen griff ich instinktiv hinein.
    Die Tür öffnete sich auf eine Gasse, die etwa einen Meter breit war und in deren

Weitere Kostenlose Bücher