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Heyne Galaxy 10

Heyne Galaxy 10

Titel: Heyne Galaxy 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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dieser Servo dem Gesetz nach mein Corpus operandi, wenn ich erst einmal drinstecke. Du darfst nicht vergessen, daß mir, Barney Ramm, die Satisfaktion zusteht – und nicht dem Körper, den ich im Augenblick trage. Du mußt mich hier herausholen und in mein Appartement bringen …«
    In diesem Augenblick sah ich den Liston auf der anderen Seite des Schnellsteigs. Er war aus einem Hauseingang getreten, in dem soeben ein zweiter Servo sichtbar wurde, ein neuer schwerer Baer.
    Die beiden beobachteten die Fußgänger. Ich duckte mich in der Zelle.
    »Hör zu, Gully!« zischte ich. »Sie sind mir zu dicht auf den Fersen. Ich muß mich verdrücken. Du mußt eben sehen, daß du mit dem Rechts-Zentrum zurechtkommst und sie dazu bringst, die Finger von mir zu lassen, bis ich den Körper gewechselt habe. Denk dran – wenn sie mich schnappen, kannst du deine zehn Prozent in den Schornstein schreiben.«
    »Barney – wohin willst du? Was meinst du mit zehn Prozent? Ich denke ja gar nicht an das Geld…«
    »Daran solltest du aber denken, Gully!« Ich unterbrach die Verbindung und riskierte einen Blick nach draußen. Die beiden Riesen hatten sich nicht vom Fleck gerührt und starrten genau in meine Richtung. Wenn ich jetzt die Zelle verließ, hatten sie mich sofort. Wenn ich hierblieb, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie das Visiphonhäuschen einer Kontrolle unterzogen.
    In diesem Augenblick wurde mir bewußt, daß ich etwas in der rechten Hand hielt – den Kosmetikkasten, den ich bei meiner Flucht aus der DAMEN-Werkstatt des Trocadero hatte mitgehen lassen.
    Der Deckel sprang auf, als ich den kleinen Goldknopf an der Seite berührte. Neun verschiedene Lidschatten-Farben und Lippenstifte, Augenschalen in Gold, Grün und Rosa – manche Damen schienen wirklich seltsame Vorstellungen von Schönheit zu haben –, künstliche Augenbrauen und -lider, Gesichtsplastik und Haarfärbemittel bildeten den Inhalt des kleinen Kastens.
    Es tat mir in der Seele weh, meine teure Perücke zu ruinieren, aber ich zögerte nicht, ihr eine volle Ladung ›Silbergeist‹ zu verpassen. Die rosafarbenen Augenschalen schienen mir recht gut auf diese Haarfarbe abgestimmt. Da ich nicht genügend Spray zur Verfügung hatte, um auch noch meine Augenbrauen zu färben, machte ich Gebrauch von ein paar künstlichen Brauen und verwendete ein zweites Paar als Schnurrbart. Einen Augenblick lang spielte ich sogar mit dem Gedanken, einige der Ersatzlocken zu einem Ziegenbärtchen zu verarbeiten, doch schließlich überlegte ich es mir anders. Der Arcaro hatte eine wohlgeformte Nase, die ich mit Hilfe der Gesichtsplastik ein wenig erweiterte und mit Warzen versah. Bin schneller Blick überzeugte mich davon, daß meine Verfolger noch immer auf der anderen Steigseite standen.
    Mein Jackett war ein französisches Modell mit auffallenden orangenen Streifen. Ich kehrte das Futter nach außen, entledigte mich meines gelben Schlipses und öffnete schließlich den Hemdkragen, so daß das violette Innere sichtbar wurde. Mehr konnte ich im Augenblick nicht tun; ich öffnete die Tür und trat auf die Straße.
    Ich hatte vielleicht drei Schritte zurückgelegt, als sich der Carnera zu mir umwandte. Sein Mund öffnete sich wie eine Baggerschaufel, und er stieß seinen Begleiter mit dem Ellenbogen in die Seite. Der Liston drehte sich herum und bekam ebenfalls den Mund nicht wieder zu. Ich erhaschte einen Blick auf einige ganz nette Beißer und eine Zunge, die mich an eine rosafarbene Socke erinnerte. Ich ließ mir nicht die Zeit zu weiteren Studien, sondern spurtete los, auf der Suche nach einer Deckung. Eine Pendeltür, die von einem dicken Organo soeben aufgestoßen wurde, schien mir gerade das Richtige zu sein.
    Ich tauchte an dem Organo vorbei in einen kühlen dunklen Raum, der von einigen Bierreklamen über einem langen Spiegel erhellt wurde. Ich raste an der Bar entlang, fegte zur Hintertür hinaus und fand mich auf einer Gasse wieder.
    Vor mir stand der Wayne.
    Der Koloß beugte sich ein wenig nach vorn und breitete die Arme aus. Das war ein Fehler, dem mancher Anfänger zum Opfer fällt. Ich senkte den Kopf, sprang vor und traf ihn direkt unter dem Westenknopf. Das war vielleicht nicht die allerbeste Behandlung für den Arcaro, aber für den Wayne bedeutete sie den Knockout. Er stieß ein Zischen aus, das mich an eine brutzelnde Bratpfanne erinnerte, und seine Augen kreisten wie eine Spielmaschine in Las Vegas. Zuerst der Sturz in der HERREN-Werkstatt, und jetzt

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