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Heyne Galaxy 10

Heyne Galaxy 10

Titel: Heyne Galaxy 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Mitte eine Robo-Schiene für Zulieferer-Geräte verlief. Die gegenüberliegende Wand bestand aus reinem Duralith und hätte nicht einmal einer Kletterziege Halt geboten. Auf beiden Seiten endete die kleine Gasse nach etwa fünfzig Metern in einem kleinen Viereck aus nachmittäglichem Sonnenlicht. Ich hatte also die Wahl.
    In diesem Augenblick ertönte ein Geräusch zu meiner Rechten. Ein kleiner Reinigungskarren holperte aus einer Türöffnung auf die Gasse, schwenkte in meine Richtung und kam mit zunehmender Geschwindigkeit auf mich zu. Ich wich zurück, denn das Ding war schwer genug, um meinen Arcaro im Vorbeifahren an der Wand zu zerdrücken. Doch plötzlich begann am Vorderende des kleinen Karrens ein rotes Licht zu blinken, das Fahrzeug quietschte und kam einige Meter vor mir zum Stillstand.
    »Bitte machen Sie die Schiene frei!« sagte eine blecherne Stimme. »Der Sanimat-Service ist unterwegs, um einen weiteren Kunden mit dem bekannten Sanimat-Glanz zu beglücken.«
    Irgendwo unter meinem künstlichen Haar bildete sich eine Idee. Ich drückte mich an dem kleinen Karren vorbei. Das erforderte einige Mühe, denn er war ziemlich breit. An der Vorderseite waren eine Anzahl verschiedener Reinigungsgeräte angebracht, die im hinteren Teil in einen geräumigen Abfallbehälter mündeten. Das Wägelchen hatte bereits fleißig gearbeitet; der Behälter war zur Hälfte gefüllt. In diesem Augenblick setzte sich die Sanimat-Maschine wieder in Bewegung, und ich sprang auf und kauerte mich auf den Abfall.
    Das Zeug war feucht und stank wie die Pest. Die Welt hatte in den letzten Jahrzehnten einen gewaltigen Aufschwung genommen – aber in Sachen Abfallgeruch schien man noch keine Fortschritte gemacht zu haben.
    Nach meiner Schätzung hatten wir etwa hundert Meter zurückgelegt, als der Karren erneut gestoppt wurde. Stimmen waren zu hören. Neben mir klickte etwas, und ein Lautsprecher begann zu summen.
    »Bitte machen Sie die Schiene frei«, klang es vom Tonband. »Der Sanimat-Service ist unterwegs, um … uw-rrr …!«
    Der Karren erzitterte, und ich bekam eine Ladung Abfall ins Gesicht. Jemand – es hörte sich wie der Wayne an – stieß einen Ruf aus, und ich machte mich zum Aufspringen bereit, falls jemand den Deckel anhob. Aber die Stimmen wurden leiser; Schritte entfernten sich. Der Karren nahm seine Fahrt wieder auf und ratterte zufrieden dahin, während er leise glucksende Geräusche ausstieß wie ein Huhn, das nach einem Plätzchen zum Eierlegen sucht. Ich wartete, bis er die Hintertür seines nächsten Kunden erreicht hatte, dann sprang ich ab und suchte nach einer Visiphonzelle. Ich mußte dringend mit Gully sprechen.
    4
    Ich erwischte ihn in einem Taxi, in dessen Rückfenster die Skyline der City zu sehen war. Die Augen wollten ihm aus dem Kopf fallen, als ich ihm van meinen Erlebnissen berichtete.
    »Barney, bist du wahnsinnig?« fragte er mit überschnappender Stimme. »Heute abend startet der wichtigste Kampf deiner Karriere – und du läßt dich auf einen Privatstreit ein!« Er hielt inne, schluckte und musterte mich eindringlich. »Mein Gott, Barney, du trägst einen Arcaro! Du hast dich doch nicht etwa …!«
    »Die ganze Sache war nicht mein Einfall«, warf ich ein, während er die Nasenflügel seines vier Jahre alten Cantor in ihre Ausgangsstellung zurückbrachte. »Ganz und gar nicht, Gully. Deshalb hab' ich mich ja auch davongemacht.«
    »Was hast du…?« keuchte Gully fast unhörbar.
    »Abgehauen bin ich. Was hätte ich auch tun sollen – dableiben und mir von diesem Muskelprotz die Beine einzeln ausreißen lassen?«
    »Du kannst dich unmöglich vor einer registrierten Satisfaktion drücken, Barney!« Gully hatte sich so weit vorgebeugt, daß seine schreckgeweiteten Augen und gewaltigen Nasenflügel den ganzen Bildschirm füllten. »Ausgerechnet du! Wenn die Presse davon Wind bekommt, bist du erledigt!«
    »Ich bin noch viel schneller erledigt, wenn diese Schlägergruppe mich in die Finger bekommt – und dann nicht nur auf dem Papier!«
    »Und gerade davon spreche ich! Du bist der Angreifer gewesen, du hast dem Kerl eine gelangt, oder etwa nicht? Und wenn du in einem solchen Fall Fersengeld gibst, bist du dem Gesetz nach ein Flüchtling. Sie werden dir die Servo-Lizenz streichen, und dann adieu Karriere! Ganz abgesehen von den Bußgeldern …«
    »Schon gut – du scheinst zu vergessen, daß auch ich ein paar Rechte habe. Komme ich an einen anderen Servo heran, ehe sie mich erwischen, ist

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