Heyne Galaxy 10
künstlichen Nase und der rechten Schulter, die in ihrer Verformung an den Glöckner von Notre Dame erinnerte, einen ziemlich lädierten Eindruck. Es war ein Wunder, daß ich es überhaupt noch bis nach Hause geschafft hatte. Insgeheim schwor ich mir, dem armen Servo die beste Behandlung zukommen zu lassen, die für Geld zu haben war. Dann wandte ich mich um und steuerte auf die Wohnungstür zu.
Dem Sullivan stand eine kleine Überraschung bevor, wenn wir uns wiedersahen. Unternehmungslustig rückte ich mir die Fellmütze zurecht, als ich den Flurspiegel passierte, öffnete die Tür und lief geradewegs den Polizisten in die Arme, die dort draußen auf mich gewartet hatten.
Es war ein ziemlich gemütliches Gefängnis, aber es gefiel mir trotzdem nicht. Man schob mich in eine nette Eckzelle mit einem Teppich, einer kleinen abgeteilten Toilette und einem Fenster, das mir einen herrlichen Ausblick auf Granyauck vermittelte – aus etwa sechshundert Metern Höhe. Das Fenster hatte keine Gitterstäbe, aber die unter dem Sims steil abfallende Mauer war so glatt, daß sie nicht einmal einer Fliege Halt geboten hätte.
Der Wärter musterte mich von Kopf bis Fuß und schüttelte dann zweifelnd den Kopf. Er trug die übliche Polizei- Spezialausführung – eine Kreuzung zwischen einem Kildare und einem Spencer Tracey. Es ist wohl unvermeidlich, daß Polizisten eine Uniform tragen, aber der Anblick von einem Dutzend eineiigen Zwillingen, die sinnlos in der Gegend herumstanden, ging mir doch etwas auf die Nerven – als ob die Servos nur eine Art Roboter wären.
»Sie sind also Barney Ramm, wie?« fragte der Bulle und bewegte seinen Zahnstocher aus dem einen Mundwinkel in den anderen. »Sie hätten darauf verzichten sollen, sich mit vier Polizisten gleichzeitig anzulegen, Buddy. Ich glaube kaum, daß Ihre Versicherung so hohe Schäden deckt.«
»Ich will meinen Manager sprechen!« brüllte ich, so laut ich konnte. Allerdings zeitigte diese Anstrengung kein nennenswertes Ergebnis, denn ich hatte einen ziemlichen Schlag in den Stimmkasten bekommen; es zahlt sich eben nicht aus, einem Bullen eins auf die Nase zu geben. »Das können Sie mit mir nicht machen! Ich werde Sie wegen Freiheitsberaubung belangen!«
»Ganz ruhig, Ramm!« Der Wärter fuchtelte mir mit seiner Energie-Rute vor der Nase herum. Ich wich zurück; eine Berührung mit dem heißen Ende der Rute konnte jedes Neuro-Zentrum in einen Klumpen zerschmolzenes Metall verwandeln. »Sie werden sich eine Zeitlang mit Ihrer Zelle begnügen müssen«, bemerkte der Bulle. »Kommissar Malone will das so.«
»Malone? Der Arena-Kommissar? Was hat der denn…?« Ich hielt inne, starrte den Wärter an. Ich glaube nicht, daß ich in diesem Augenblick einen besonders intelligenten Eindruck machte.
»Gewiß«, erwiderte der Wärter. »Polizeikommissar Malone. Hat den Anschein, als wäre Ihnen der Alte nicht gerade gewogen, Ramm.«
»He!« sagte ich. Mir war da ein Gedanke gekommen. »Wer hat eigentlich die Satisfaktion gegen mich beantragt?«
Der Polizist gähnte ausgiebig, ehe er mir eine Antwort gönnte: »Wie? Ach ja, ein Mr. Malone.«
»Der dreckige Kerl! Das ist ungesetzlich! Man hat mich 'reingelegt!«
»Sie haben Ihn zuerst geschlagen, stimmt’s?«
»Sicher, aber …«
»Hat ein Polizeikommissar etwa weniger Rechte als andere? Gibt es einen Grund, warum er die Übergriffe eines Neunmalklugen wie Sie einfach hinnehmen soll? Wenn Sie ihn herausfordern, geht er gegen Sie vor. Das ist doch klar!«
»Ich muß hier 'raus!« unterbrach ich ihn. »Holen Sie Gully Fishbein! Er wird eine Kaution hinterlegen! Ich muß in vier Stunden im Garden antreten! Sagen Sie das dem Richter. Ich werde doch wohl auch noch ein paar Rechte haben, oder?«
»Sie werden zu keinem Kampf antreten, Meister«, grinste der Polizist. »Wenn Sie vor den Weihnachtsferien im September 'rauskommen, haben Sie noch Glück gehabt.«
»Wenn Sie mich nicht bald entlassen, können Sie sich langsam nach einem Job für geistig Minderbemittelte umsehen!« knirschte ich. »Das werden Sie sowieso müssen, wenn ich mit meinem Zwanzigtausender-Charlemagne mit Ihnen fertig bin, Sie verdammter Plattfuß!«
Er kniff die Augen zusammen. »Sie wollen mir drohen?« Seine Stimme klang hart. »Sie haben vor einer Satisfaktion gekniffen. Das reicht fürs erste.«
»Ich werde Ihnen mal…«, begann ich, aber er war noch nicht fertig.
«… für einen bekannten Arenakämpfer sind Sie ziemlich empfindlich, will mir
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