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Heyne Galaxy 11

Heyne Galaxy 11

Titel: Heyne Galaxy 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Ertüchtigungsstunden im Sportraum. Und soweit er sich erinnern konnte, hatte der Mann seit Monaten nicht mehr an den Ringkämpfen teilgenommen, so daß sich seine Anlage zur Fettleibigkeit jetzt deutlich ausprägte; seine scharlachrote Uniform spannte sich über der Brust, und sein Kinn hatte sich vervielfacht.
    Mit täuschend leiser Stimme fragte Glorring: »Strull, würden Sie mir bitte genau sagen, wieviel Sie wiegen?«
    »Exzellenz«, erwiderte Strull mit unsicherer Stimme. »Zweihundertundzehn Pfund, Exzellenz!«
    »Sie sind ja fett!« bellte Glorring. »Was soll das? Die Männer der Flotte haben sportlich und schlank zu sein! Könnten Sie gegen mich im Ring antreten, Strull?«
    »O nein, Exzellenz«, erwiderte Strull angstvoll. »Sie sind doch viel stärker als ich, Exzellenz!«
    »Sie haben sieben Tage Zeit, um Ihr Gewicht auf hundertundachtzig zu drücken!« befahl Glorring. »Oder ich werde das Übergewicht von Ihnen herunterkratzen und den Mannschaften zum Frühstück vorsetzen lassen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    »Deutlich genug, Exzellenz!« stammelte Strull. »Sieben Tage, Exzellenz.«
    »Ich bin in zehn Minuten für die Konferenz fertig«, sagte Glorring. »Daß sich die Leute bis dahin bereithalten.«
    »Jawohl, Exzellenz. In zehn Minuten, Exzellenz.«
    Strull dienerte erneut, tiefer als zuvor, und verließ rückwärtsgehend den Raum, ohne den Kopf zu heben.
    Glorring nickte befriedigt und wandte sich ab. Er suchte nach einem Spiegel.
    Die Lawrence näherte sich mit langsam abnehmender Überlichtgeschwindigkeit einem solähnlichen Stern. In Block Eins, der sich im vorderen Teil des Schiffes befand, musterte Glorring eingehend sein Spiegelbild, während der ärgerlich vor sich hin murmelnde Strull durch die Quartiere stapfte und die Männer zusammentrommelte. In Block Vier waren die sechs graugekleideten Angehörigen des wissenschaftlichen Personals damit beschäftigt, ihre Ausrüstung zu überprüfen und die ersten Beobachtungen und Messungen vorzunehmen. Zunächst waren nur fünf Wissenschaftler wirklich an der Arbeit; der sechste, Psysoziohistoriker Cahann, hatte in diesem Stadium des Anfluges noch wenig zu tun. Er befaßte sich nicht mit den Geheimnissen des physikalischen Universums der Sterne und Planeten, sein Arbeitsgebiet waren vielmehr die Beziehungen der Menschen untereinander. Cahann, ein kleiner, verbitterter Mann, saß allein in seiner winzigen Kabine und hing seinen aufrührerischen Gedanken nach.
    Unter ihm, in Block Sechs, trafen die Raumsoldaten ihre Vorbereitungen für den Übertritt in die Normalgeschwindigkeit. So auch ein Raumsoldat dritten Grades namens Elan, der sich in nichts von seinen Kameraden unterschied.
    Cahann haßte die Sprünge von NG in ÜLG und zurück, er haßte das momentane Gefühl der Körperlosigkeit, das ihn auf unbestimmte Weise ängstigte, als ob er jedesmal fürchtete, den Sprung nicht heil zu überstehen.
    Diesmal war es nicht anders. Cahann, der mehrmals schlucken und sich bemühen mußte, ein aufsteigendes Gefühl der Übelkeit zu ignorieren, langte nach einem Buch – irgendeinem Buch – und versuchte zu lesen. Er wußte, daß sich die anderen fünf Wissenschaftler auf dem Weg in den Bereitschaftsraum befanden, um dort ihre vorläufigen Berichte abzuliefern. Wenn er wollte, konnte er sie begleiten und sich ihre Ausführungen anhören, doch er hatte nicht das geringste Interesse. Es handelte sich nicht um eine verlorene Kolonie, also ging ihn das Problem nichts an.
    Die Arbeit machte ihm Spaß, doch das, was sie zuweilen bewirkte, haßte er.
    Er sehnte sich nach seiner Pfeife. Obwohl er die Beobachtung gemacht hatte, daß er ohne sie auskommen konnte, fehlte ihm die Beruhigung des Tabaks in diesen letzten Augenblicken vor einem Geschwindigkeitssprung doch sehr.
    Wenigstens war das System, das sie jetzt ansteuerten, unbewohnt, so daß er sich keine falschen Hoffnungen zu machen brauchte, die dann doch von einer auf schwachen Füßen stehenden Kolonie enttäuscht wurden. Man könnte meinen, überlegte er zum tausendstenmal, daß wenigstens eine der verlorenen Kolonien in ihrer Entwicklung weit genug gekommen ist, um sich gegen das Imperium behaupten zu können. Und zu verteidigen. Aber das scheint einfach unmöglich zu sein.
    Gewiß, selbst die Erde war nach dem Zusammenbruch des Alten Imperiums in eine Zeit der Barbarei zurückgefallen, doch die alten Aufzeichnungen waren erhalten geblieben und hatten auf ihre Wiederentdeckung gewartet,

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