Heyne Galaxy 11
Menschheit in der ganzen Galaxis anzusiedeln, zerbrochen. Und in den darauffolgenden Jahren der Barbarei war der Kontakt mit den zahlreichen Kolonien natürlich verlorengegangen. Erst jetzt, fünfhundert Jahre nach dem Niedergang des Alten Imperiums, war die Erde wieder Herrscherin im Weltall. Erst jetzt wandte sie sich wieder den gewaltigen Protektoraten einer früheren Epoche zu – auf der Suche nach den verlorenen Kolonien, die dem Imperium wieder eingegliedert werden sollten. Und auf der Suche nach neuen Welten, durch die das Imperium weiter vergrößert wurde.
Die anderen Wissenschaftler machten mit monotoner Stimme ihre Angaben; dann wandte sich Glorring fragend an Cahann: »Sie haben eben gehört, was Ihre Kollegen von dem Planeten denken. Was ist Ihre Meinung? Sind diese Leute vernünftig – oder werden sie uns feindlich begegnen?«
Cahann schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung«, sagte er ehrlich. »Aus dem, was eben vorgetragen wurde, kann ich mir kein Bild von der sozialen Struktur der hiesigen Eingeborenen machen. Sie befinden sich offensichtlich in einem vorindustriellen Stadium, und es hat auch nicht den Anschein, als ob sie zahlenmäßig besonders stark wären. Aber dafür haben wir natürlich keinerlei Unterlagen. Wir wissen auch nicht, wer die Kolonie gegründet und ihr womöglich seinen Stempel aufgedrückt hat, vor allem nicht, wann, unter welcher Regierungsform und mit welcher Art von Urbevölkerung das geschehen ist. In einer solchen Situation gibt es für mich nur eine Möglichkeit, etwas zu erfahren: zu landen und Untersuchungen anzustellen!«
Glorring senkte seinen massigen Kopf und überlegte. Schließlich fragte er: »Sie müssen den Eingeborenen persönlich gegenübertreten, das meinen Sie doch?«
Cahann nickte.
»In Ordnung. Wir werden bei einer der größeren Siedlungen landen. Sie werden das Schiff verlassen und eine Stunde bei den Eingeborenen verbringen. Dann werden Sie zur Berichterstattung zurückkehren. Wenn Sie nach Ablauf dieser Frist nicht wieder im Schiff sind, werden wir Sie nach besten Kräften heraushauen!«
»Vielen Dank«, murmelte Cahann.
Strull wurde plötzlich munter, trat vor und flüsterte Seiner Exzellenz eifrig ins Ohr. Glorring nickte.
»Ein einfacher Soldat wird Sie begleiten«, verkündete er und sah Cahann offen ins Gesicht. »Um Sie zu beschützen«, log er.
»Vielen Dank«, sagte Cahann erneut, ohne eine Miene zu verziehen.
2
Elan und Brent saßen in ihrer Unterkunft in Block Sechs. Sie hatten gespürt, daß das Schiff einen Geschwindigkeitssprung machte und sich jetzt mit Normalgeschwindigkeit bewegte. Aber damit erschöpfte sich ihr Wissen. Es hatte allerdings diesmal nicht den Anschein, als ob sie wegen einer Kolonie gestoppt hätten, denn bisher war noch keine Kampfbereitschaft verhängt worden. Trotzdem liefen eine Anzahl sich widersprechender Gerüchte um, und natürlich hatte keiner der Raumsoldaten eine Vorstellung von den wirklichen Vorgängen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig als abzuwarten.
Elan nutzte seine Freizeit, so gut er konnte, indem er seine Kampf Stiefel putzte. Er war zwanzig Jahre alt und groß und schlank. Das Leben als Raumsoldat hatte ihn hart gemacht und ihm im übrigen die Fähigkeit beigebracht, seinem Gesicht einen völlig unbeteiligten Ausdruck zu geben.
Wie alle gesunden jungen Männer war er an seinem sechzehnten Geburtstag eingezogen worden und hatte nach einem Jahr Grundausbildung und weiteren zwölf Monaten Kasernenstationierung seinen Dienst auf der Lawrence angetreten, wo er seine zwölf Jahre abdienen mußte.
Zuerst war es ihm schwergefallen, sich dem Soldatenleben anzupassen. Da er in einer der einsamsten Gegenden Nordamerikas, den Adirondacks, geboren und groß geworden war, hatte er zuerst Mühe gehabt, sich an die engen Quartiere zu gewöhnen, die den Städtern so gar nichts auszumachen schienen. Aber schließlich hatte er sich auch daran gewöhnt.
Brent unterbrach das Schweigen, das seit einiger Zeit zwischen ihnen herrschte, und sagte: »Man kann nie wissen. Vielleicht ist es doch eine verlorene Kolonie. Das hoffe ich jedenfalls.«
»Vielleicht«, erwiderte Elan unverbindlich. Seine Stimme klang nicht ganz so begeistert wie die von Brent, aber er war ja auch kein Umgeformter; Umgeformte waren immer zufrieden, immer glücklich.
Umgeformter - Ein früherer Gegner, der jetzt in unseren Dienst gepreßt ist, um die Schlagkraft unserer Armee nach einem militärischen Einsatz wieder
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