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Heyne Galaxy 12

Heyne Galaxy 12

Titel: Heyne Galaxy 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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zusammengefaltet waren.
    »Nein … äh … vielen Dank«, sagte er und versuchte sich zu konzentrieren. »Ich hätte mich eigentlich anmelden sollen, Mr. Handling, aber… Nun, um die Wahrheit zu sagen – Ihre Wirtschaftsberichte haben mich so sehr beeindruckt, daß ich sofort alles stehen und liegen ließ, als ich Ihre Adresse erfuhr.«
    »Oh – eine Anmeldung wäre wirklich nicht nötig gewesen«, erwiderte Handling und kicherte leise. »Absolut nicht. Ich könnte vielleicht noch hinzufügen, daß ich mich wegen Ihres Besuches sehr geschmeichelt fühle. Immerhin haben Sie allein meinetwegen eine Reise über den Atlantik unternommen. Aber im Grunde wäre eine solche Feststellung wohl überflüssig.«
    Greys Blick wanderte durch den ungeheuren Raum und fiel in dem Junggesellen-Durcheinander von gewaschenen Hemden und Socken hier und da auf Gegenstände, die der Identität Handlings einen Schimmer von Glaubwürdigkeit verliehen. Er sah den vertrauten roten Einband des britischen Industrie-Jahrbuchs, die Umschläge einiger bekannter Wirtschaftsbücher, Prospektmaterial und Börsenpublikationen verschiedener Großgesellschaften – Material, das sich auch in seinem Büro auf den Bahamas befand. Um seine Neugier zu verbergen, sagte er beiläufig: »Sie werden aus meinen Anzeigen ersehen haben, daß ich an Ihrer Publikation wirklich sehr interessiert bin.«
    »Anzeigen?« fragte Handling.
    Grey blinzelte sein Gegenüber an – mußte den Blick jedoch sofort wieder abwenden – die rötliche Bahn der Narben, die den verfilzten Bart durchzog, bot einen zu ekelerregenden Anblick.
    »Aber selbstverständlich! Deshalb haben Sie mir doch geschrieben, nicht wahr? Wir haben Anzeigen aufgegeben in der Financial Times und im Economist und …« Die Worte erstarben ihm auf den Lippen, als er den Blick erneut durch den Raum wandern ließ, in dem sich nirgends eine Spur des auffälligen rosafarbenen Papiers der Financial Times finden ließ.
    »Oh – darüber weiß ich nichts«, erwiderte Handling mit einem Schulterzucken, das Grey zusammenfahren ließ.
    »Wieso wissen Sie dann, daß ich an Ihrer Arbeit interessiert bin?«
    »Das ist mein Berufsgeheimnis, Mr. Grey«, erwiderte Handling und stieß ein Geräusch aus, das wie ein Wimmern klang. »Sie haben einen meiner Berichte gelesen, nicht wahr? Dann wissen Sie, daß ich zahlreiche Geheimnisse dieser Art habe.«
    Grey stand vor einer schweren inneren Entscheidung. Dieser Krüppel in seinem Rollstuhl hatte sehr wenig mit dem fähigen und tüchtigen Marktanalytiker gemein, den er hinter den Berichten vermutet hatte – so daß er fast geneigt war, Handling als den Narren abzutun, für den er ihn zuerst gehalten hatte. Dennoch ließ sich nicht bestreiten, daß der Mann mit seiner Publikation auf geschickte Weise eine einzigartige Idee verwirklicht hatte, die er sich zunutze machen konnte. Das erforderte allerdings ein gewisses Taktgefühl. Vielleicht war der Mann trotz seiner entsetzlichen körperlichen Gebrechen noch nützlich für ihn.
    »Ja, Ihre Berichte haben mich wirklich sehr beeindruckt«, wiederholte er, und versuchte seiner Stimme einen verbindlichen Ton zu geben. Er faltete die Hände, wobei er feststellte, daß er noch immer Handschuhe trug. Da ihm ziemlich kalt war, behielt er sie an. »Interne Informationen, wie Sie sie bringen, sind unter bestimmten Umständen ein Vermögen wert – wenn man damit umzugehen versteht. Man kann sogar sagen … Nun, davon können wir später noch reden.«
    »Sie wollten doch bestimmt sagen, daß es Sie überrascht, den Besitzer eines solchen ›Schatzes‹ in einem verbauten Bungalow in einer langweiligen Provinzstadt anzutreffen«, sagte Handling tonlos. »Aber es ist hier wesentlich leichter, den Leuten aus dem Weg zu gehen, Mr. Grey. Außerdem könnte ich mit einem Vermögen nichts mehr anfangen. Ich hatte einmal eine Frau und einen Sohn. Beide starben bei dem Verkehrsunfall, der mich in diesen Rollstuhl verbannte.«
    »Es … es tut mir leid«, sagte Grey.
    »Vielen Dank für Ihr Mitgefühl.«
    Irgendwie schien es auf diese Bemerkung keine Antwort zu geben. Das Thema wechselnd, fuhr Grey fort: »Aber Sie müssen doch mit der Herausgabe Ihrer Berichte eine bestimmte Absicht verfolgen. Oder betreiben Sie das nur als eine Art Hobby?«
    »Nein, meine Arbeit ist mehr als nur ein Hobby; sie nimmt fast meine ganze Zeit in Anspruch. Die Informationen zusammenzutragen ist eine sehr umständliche und langsame Arbeit – hinzu kommt die

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