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Heyne Galaxy 14

Heyne Galaxy 14

Titel: Heyne Galaxy 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Mann, den er nicht kannte. Dieser Mann kommt an einem Waffenladen vorüber und denkt an den Mann, der den Posten als Vorarbeiter bekommen hat. Nun, warum nicht… ?
    Trimble dachte an eine einsame Frau, die sich um drei Uhr nachmittags einen Drink macht und an die Myriaden ihrer anderen Ichs denkt, die Liebhaber, Ehemänner, Kinder und Freunde haben. Der Gedanke, daß all diese Wesen, deren Rolle sie hätte spielen können, ebenso real sind wie sie, ist ihr unerträglich – ebenso real wie die Eispickel in ihrer Hand. Nun, warum nicht…?
    Und sie geht in ein Kino und nimmt den Eispickel mit.
    Und der ehrliche Bürger mit dem unterdrückten Trieb, einmal ein Mädchen zu vergewaltigen. In der Morgenzeitung liest er, daß die Traverszeit-Gesellschaft eine Welt gefunden hat, auf der Kennedy I durch ein Attentat ermordet wurde. Er geht durch die morgendlichen Straßen und denkt an die Zeitlinien und die unendlichen Verzweigungen und an seine anderen Ichs, die bereits tot oder im Gefängnis sind oder gerade zum Präsidenten gewählt wurden. Ein Mädchen in einem Minirock kommt an ihm vorüber. Sie hat hübsche Beine. Nun, warum nicht… ?
    Mord, Selbstmord, Verbrechen – beiläufig begangen. Warum nicht? Wenn die Parallelwelten Wirklichkeit sind, sind Ursache und Wirkung nur eine Illusion, und das Gesetz des Durchschnitts ist Betrug. Man kann alles tun, und irgendein Abbild deiner selbst wird es tun oder hat es schon getan.
    Gene Trimble blickt auf die saubere, geladene Waffe auf seinem Tisch. Nun, warum nicht… ?
    Und er sprang auf und stürzte aus dem Büro und rief: »Bentley, hör zu! Ich habe die Lösung… «
    Und er erhob sich langsam und verließ kopfschüttelnd sein Büro. Er hatte die Antwort, und sie half ihm nicht weiter. Die Kette der Selbstmorde, Morde und Verbrechen würde nicht abreißen …
    Und er lachte plötzlich und erhob sich. Lächerlich! Niemand begeht aus philosophischen Gründen Selbstmord!
    Und er drückte einen Knopf der Sprechanlage und bestellte sich ein Sandwich und eine Tasse Kaffee …
    Und er nahm die Waffe von der Zeitung auf, betrachtete sie lange und ließ sie schließlich in die Schublade fallen. Seine Hände begannen zu zittern. In einer sehr nahen Parallelzeit…
    Und er nahm die Pistole von der Zeitung, richtete den Lauf auf seine Schläfe und …
    … feuerte. Der Hammer klickte auf eine leere Kammer.
    … feuerte. Die Waffe zuckte in seiner Hand und riß ein Loch in die Decke.
    … feuerte. Das Geschoß zog eine blutige Furche durch seine Kopfhaut.
    … feuerte. Die Kugel zertrümmerte ihm den Schädel.

Trixie
    (SOFT AND SOUPY WHISPERS)
     
    SYDNEY VAN SYCOC
     
     
    PATIENT: Joel R. Blandie
    BEMERKUNGEN: Überweisung in Klinik durch Eltern und Jugendbehörden. Ist verantwortlich für kürzliche zweistündige Stromunterbrechung in der Buchhaltung. Vorher wegen Belästigung von Arbeitern aufgegriffen und in Obhut der Eltern gegeben. Konstitutionelles Fehlen des Disziplingefühls, das zur Existenz in moderner Wohnfabrik nötig ist. Starker Eroberungs- und Betätigungsdrang, der sich ständig in akrobatischen Übungen auf Häuserdächern und Wandvorsprüngen äußert. Nimmt gern Geräte jeder Art auseinander, »um festzustellen, ob ich es schaffe«. Diese Äußerung im übrigen symptomatisch für Haltung des Patienten. Patient stellt Bedrohung für sich und Gemeinschaft dar, wenn nicht sofort Behandlung erfolgt.
    Er erwachte und stellte fest, daß er auf dem Mauersims vor seinem Fenster einen Handstand machte. Nur ein schmales Betonband trennte ihn von der Leere, die siebzehn Stockwerke unter ihm abrupt endete. Er erfaßte seine Situation sofort und bewahrte die Ruhe. Er lächelte nur und versuchte seine Beine langsam an der Wand nach unten zu bewegen.
    So leicht ließ er sich von ihr nicht ins Bockshorn jagen.
    »Närrisch, Joel«, lispelte sie in seinem Gehirn. Sie hatte eine sanfte, leise Stimme.
    Er lächelte und bewegte sich auf das Fenster zu. Dabei blieb er ganz ruhig. Seine Arme zitterten nicht, und sein Herz schlug normal.
    Doch als er nach dem Fensterrahmen griff, schien er plötzlich das Gleichgewicht zu verlieren. Hastig drückte er den Rücken durch. Seine Ellenbogengelenke knickten ein. Verzweifelt versuchte er sich zu halten, das Gesicht schweißüberströmt.
    »Du gibst aber ganz schön an, Joel«, sagte sie selbstgefällig.
    Er verzog wütend das Gesicht. Wenn sie jetzt erwartete, daß er sie um Hilfe bat, daß er seine Niederlage eingestand, hatte sie sich

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