Heyne Galaxy 14
Abschiedsbrief.
Hardesty paßte genau in dieses Schema.
»Wie Richard Corey«, sagte Bentley.
»Wie wer?«
»Richard Corey, der Mann, der alles hatte. Er ging an einem ruhigen Sommerabend nach Hause und schoß sich eine Kugel in den Kopf. Weißt du, was ich glaube?«
»Wenn du eine Idee hast, 'raus damit.«
»Die Kette von Selbstmorden begann etwa einen Monat, nachdem Traverszeit die Arbeit aufgenommen hatte. Vielleicht hat eins der Traverszeit-Schiffe einen Bazillus aus einer anderslaufenden Zeitlinie mitgebracht.«
»Einen Selbstmordvirus?«
Bentley nickte.
»Du bist ja verrückt.«
»Ich glaube nicht. Gene, weißt du, wie viele Traverszeit-Piloten sich im letzten Jahr umgebracht haben? Über zwanzig Prozent!«
»Oh?«
»Schau dir die Unterlagen an. Traverszeit hat zur Zeit etwa zwanzig Fahrzeuge in Betrieb, dabei haben sie im letzten Jahr zweiundsechzig Piloten beschäftigt. Drei sind verschwunden, fünfzehn sind tot, und von diesen fünfzehn sind nur zwei nicht durch Selbstmord gestorben.«
»Das habe ich nicht gewußt«, sagte Trimble verblüfft.
»So etwas mußte ja mal passieren. Schau dir die Parallelwelten an, auf die man bisher gestoßen ist Die Naziwelt, die Rotchina-Welt, die fast völlig zerbombt ist. Dann die anderen Welten, die völlig vernichtet sind und auf denen die Traverszeit-Gesellschaft nicht einmal herausfinden kann, wer dafür verantwortlich ist. Schließlich die Welt mit der Pest-Mutation, auf der es vor der Ankunft der Traverszeit-Schiffe kein Penicillin gab. Früher oder später… «
»Jaja, vielleicht hast du recht. Trotzdem glaube ich nicht an deinen Virus. Wenn die Selbstmorde eine neue Art Krankheit sind, was ist dann mit den anderen Verbrechen?«
»Hängen mit demselben Virus zusammen.«
»Kann ich mir nicht vorstellen. Wir werden uns trotzdem mal mit der Traverszeit-Zentrale in Verbindung setzen.«
Trimbles Hände beendeten ihre Arbeit mit der Pistole und legten sie auf den Tisch. Er war sich der Waffe kaum bewußt. Irgendwo in seinem Geist pochte es – der Schlüssel zur Lösung des Puzzlespiels schien ihm auf einmal greifbar nahe.
Er hatte den Großteil des Tages damit verbracht, sich mit der Traverszeit-Gesellschaft vertraut zu machen. Er las Zeitungsausschnitte, Pressebulletins und zahlreiche Interviews. Die hohe Selbstmordquote unter den Piloten der Gesellschaft konnte kein Zufall sein. Er fragte sich, warum bisher noch niemand auf diesen Umstand aufmerksam geworden war.
Er kam nur langsam voran. Wie bei der Vorstellung der Relativität, mußte man auch bei Travers-Reisen in der Zeit jede herkömmliche Vorstellung über Bord werfen. Hier durfte nur die Logik herrschen. Trimble hatte sich durchgebissen und sich auch nicht durch die Ereignisse des Tages stören lassen.
Es hatte zwei typische Morde gegeben, die der Kette von Verbrechen in den letzten acht Monaten genau entsprachen. Ein Mann hatte seinen Vorarbeiter mit einer erst vor einer Stunde gekauften Pistole erschossen. Anschließend war er zur Polizei gegangen und hatte sich gestellt. Eine Frau war durch die letzte Reihe eines verdunkelten Theaters gegangen und hatte einige Zuschauer erstochen. Sie hatte dabei einen Eispickel benutzt, den sie durch die Rückenlehnen der Sitze stieß. Ihre Opfer waren junge Männer. Beide Mörder hatten leidenschaftslos getötet und hatten hinterher keinen Versuch gemacht, sich zu verbergen. Furchtlos waren sie der Polizei entgegengetreten. Vielleicht hatte man es hier mit einer anderen Art von Selbstmord zu tun.
Es war Zeit für eine Tasse Kaffee, überlegte Trimble, der unbewußt auf seine leichte Müdigkeit und das trockene Gefühl im Hals reagierte. Er stützte die Hände auf den Tisch, um sich zu erheben und …
Das Bild überfiel ihn in Form einer endlosen Reihe von Trimbles, die ihn an das horizontlose Bild zweier gegenüberstehender Spiegel erinnerte. Doch die einzelnen Bilder unterschieden sich voneinander. In einem Bild ging er seinen Kaffee holen, in einem anderen nicht. Dann wieder schickte er jemand danach, oder dieser Jemand brachte ihm unaufgefordert eine Tasse. In anderen Bildern hatte er seinen Kaffee bereits; hier und da trank er sogar Tee oder Milch. Zuweilen rauchte er oder lehnte er sich in seinem Sessel zurück, wobei er in einigen Fällen sogar die Balance verlor. In anderen Bildern hatte er die Füße auf den Tisch gelegt oder stützte – wie er es wirklich zu tun glaubte – den Kopf in die Hände und dachte nach.
Zum Teufel mit der
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